In den letzten fünf Jahren haben in Deutschland mehr als 90 Brauereien zugemacht. Diese Zahl nennt der Deutsche Brauer-Bund DBB und beruft sich auf Daten des Statistischen Bundesamtes. Auch in Baden-Württemberg haben einige Brauereien aufgehört. In der Region Heilbronn-Franken steuert die Branche gegen.
Energiekosten: Umstellung von Gas auf Strom ist teuer
Der Brauer-Bund nennt für den Rückgang von Braureien vielfältige Gründe, einer davon sind die Energiekosten. Noch im Februar meldeten sowohl die Herbsthäuser Brauerei in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) als auch Haller Löwenbräu einen leichten Rückgang zwischen 0 und minus einem Prozent. Beide sind damit etwas besser als der bundesweite Schnitt von Minus 1,4 Prozent. Bei der Häffner Brauerei in Bad Rappenau (Kreis Heilbronn) gab es zwar bei den normalen Bier-Sorten ein leichtes Plus, beim Craftbier allerdings ein Minus von rund 15 Prozent. Craftbeer ist handwerklich und nicht industriell gebrautes Bier. Das aber ist nicht gerade billig.
Die Energiekosten generell sind hoch. Brauen, Abkühlen, das Reinigen der Mehrwegflaschen – all das ist teuer. Um bis 2045 klimaneutral zu sein, bedarf es großer Investitionen. "Wer eine Brauerei von Gas auf Strom umstellt, muss die Anlagen zu 80 Prozent neu bauen, wobei manche der benötigten neuen Technologien noch gar nicht entwickelt sind", so DBB-Präsident Christian Weber.
Craftbier-Boom ist vorbei
Erfreute sich Craftbeer in den vergangenen Jahren zunehmender Beliebtheit, ist laut Braumeister Thomas Wachno bei der Häffner Brauerei in Bad Rappenau der Boom vorbei. Auch die Brauerei Distelhäuser aus Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) bemerkte im vergangenen Jahr eine Zurückhaltung bei den Kundinnen und Kunden. Generell ist laut Geschäftsführer Christoph Ebers der Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol seit 1993 rückläufig. Zudem sei der ganze Bereich Rohstoffe in den vergangenen Jahren spürbar teurer geworden.
Distelhäuser versucht deswegen, für die Verbraucherinnen und Verbraucher ein breites Sortiment vorrätig zu haben - mit der passenden Auswahl für jeden. Erfolgsrezepte seien Regionalität, Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit. Laut Ebers würde Distelhäuser im Einkauf seit Jahrzehnten Produkte aus der Region beziehen und gleichzeitig auch nur in der Region Sponsoring betreiben und nicht bei großen TV-Sendern.
Brauer-Bund-Präsident Weber nennt aber noch weitere Gründe für den generellen Rückgang: Zwar entstanden in den Jahren vor Corona immer mehr Betriebe - ein Grund war der Craftbeer-Aufwind. Dann kam die Pandemie und damit die Unsicherheit bei Kundinnen, Kunden und in den Unternehmen. Derzeit spüre die Branche auch die allgemeine Konsumzurückhaltung. "Gegenüber den großen Lebensmittelkonzernen können Brauereien die Preise, die sie eigentlich bräuchten, kaum durchsetzen", äußert sich der DBB-Präsident.
Großteil der Brauereien im Süden und Südwesten
In Heilbronn-Franken gibt es über ein Dutzend Brauereien, darunter auch kleinere Hausbrauereien. Deutschlandweit sank die Zahl der Brauereien in den vergangenen fünf Jahren um 93 auf 1.459, so der DBB. Rund 70 Prozent aller deutschen Brauereien haben in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen ihren Sitz. In Baden-Württemberg ist die Branche besonders mittelständisch geprägt - es gibt auch viele Traditionsbetriebe.
In fünfter Generation wirtschaftlich gesund Familiengeführte Löwenbrauerei Hall feiert 300 Jahre Brautradition
Die Löwenbrauerei Hall hat alle Widrigkeiten des Marktes bis heute überstanden und schaut zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn immer weniger Bier getrunken wird.
Erst im vergangenen Jahr feierte die familiengeführte Löwenbrauerei Hall ihr 300-jähriges Jubiläum: nach eigenen Angaben damals wirtschaftlich kerngesund und stabil am Markt. Zum Unternehmen gehören auch die Wildbadquelle und die Traditionsgasthäuser "Zum Löwen" und "Goldener Adler" in Schwäbisch Hall sowie "Die Krone" in Öhringen (Hohenlohekreis). Rund 80 Prozent der Biere, Wasser, Limonaden und Schorlen werden im Umkreis von gut 50 Kilometern von Schwäbisch Hall verkauft.