Ein "Protein-Kompetenzzentrum" in Heilbronn, in dem Protein aus Bierhefe gewonnen wird, das gibt es bald auf dem Knorr-Areal. Am Donnerstag fand der Spatenstich für die Produktionsstätte statt. Dazu waren Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) gekommen.
Vom Abfallprodukt zum Ersatzprodukt
Der Markt für pflanzliche Alternativen wie Veggie-Wurst, Sojamilch und veganen Ei-Ersatz wächst stetig, doch die anfängliche Begeisterung hat etwas nachgelassen. Denn obwohl diese Produkte nachhaltiger sind als tierische Lebensmittel, enthalten sie häufig viele Stabilisatoren, Füllstoffe und Geschmacksverstärker. Diese Zusatzstoffe schrecken laut Branchenexperten viele Verbraucher ab.
Dem will das Start-up "Protein Distillery" aus Ostfildern (Kreis Esslingen) entgegenwirken. Das junge Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, wie man aus Bierhefe - einem Abfallprodukt der Brauindustrie - Protein gewinnen kann. Das Ganze soll ein optimaler Ersatz für tierisches Eiweiß sein und dazu noch nachhaltig.
Protein-Kompetenzzentrum auf dem Knorr-Areal
Das Start-up war schon lange auf der Suche nach einem Standort im Raum Stuttgart. Produziert wird das Protein aus Bierhefe jetzt in Heilbronn auf dem Knorr-Gelände. Im April hat das Unternehmen sich dort langfristig in einigen Räumen eines leer stehenden Gebäudes eingemietet. Das wird bis Frühjahr 2025 umgebaut - zum ersten Protein-Kompetenzzentrum.
Auch Heilbronn selbst bietet als Forschungsstandort eine gute Verbindung zwischen Wissenschaft und Produktion. Mit ihrem Unternehmen wollen sie auch erstmal in Baden-Württemberg bleiben, erklärt Mitgründer Marco Ries. Schließlich sei man hier im "Land der Tüftler". Auch der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir findet den Standort passend gewählt.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) unterstützt die "Eiweißstrategie", nach der eiweißhaltige Nahrung in der EU künftig besser verfügbar sein soll.
Im Frühjahr 2025 soll die Produktion in Heilbronn beginnen
Das neue Proteinprodukt soll im kommenden Jahr auf den Markt kommen. Die Gründer der "Protein Distillery" haben rund 15 Millionen Euro von Investoren eingesammelt, um die erste eigene Proteinfabrik zu finanzieren. Einige Kunden gibt es bereits. Lokale Gastronomen, wie das Restaurant "vhy" in Stuttgart bieten schon Produkte auf Bierhefe-Basis an. Die meisten Abnehmer sind aber Lebensmittelhersteller, die ihre Ware dann im Einzelhandel verkaufen.
Start-up richtet Proteinfabrik auf Knorr-Gelände ein Veganes Proteinpulver aus Bierhefe: So sieht der Plan in Heilbronn aus
In einem leerstehenden Gebäude auf dem Heilbronner Knorr-Gelände werden künftig Proteinprodukte hergestellt. Ein Start-up will dort seine erste eigene Proteinfabrik einrichten.
Ab Frühjahr 2025 sollen im Heilbronner Werk jährlich über 200 Tonnen reines Protein aus Bierhefe produziert werden. Ein Äquivalent der Proteinmenge von rund 80 Millionen Hühnereiern. Zum Vergleich: Von den deutsche Legehennen gab es im vergangen Jahr rund 14,6 Milliarden Eier.
Viele Vorteile von Proteinen aus Bierhefe
Die Bierhefe-Proteine seien nachhaltiger als pflanzliche Proteine, heißt es vom Start-up. Denn rein pflanzliche Ersatzprodukte benötigten für den Anbau viel Land und Wasser. Die Technologie erklärt Mitgründer Christoph Pitter so: "Die Hefezelle hat eine harte Schale wie eine Kokosnuss. Diese knacken wir und gewinnen so verschiedene flüssige Proteine."
Eiweiß in der Ernährung Darum sind Proteine wichtig!
Eiweiß ist ein wichtiger Bestandteil in der Ernährung - es gehört zu den Makrobausteinen genauso wie Kohlehydrate und Fett. Wir stellen Ihnen gute Eiweißquellen vor.
Das getrocknete Proteinpulver aus Heilbronn soll dann beispielsweise zur Herstellung von Fleischersatzprodukten verwendet werden, um eben die angesprochenen Zusatzstoffe vermeiden zu können. Es ist außerdem wasserlöslich und soll sich wie tierisches Eiweiß aufschlagen lassen, soll Gebäck fluffig machen und beim Erhitzen wie ein Ei fest werden. "Das kann kein Pflanzenprotein", so der Biotechnologe.
Der globale Markt für alternative Proteine soll laut einer Studie im Jahr 2035 bereits 290 Milliarden Dollar erreichen. Außerdem lassen sich Schweinegelatine, Emulgatoren und Geschmacksverstärker durch Bierhefe-Proteine ersetzen.