Die Löwenbrauerei Hall steht für 300 Jahre Brautradition in Schwäbisch Hall. Die familiengeführte Brauerei ist nach eigenen Angaben wirtschaftlich kerngesund und kann sich am Markt behaupten. Zum Unternehmen gehören auch die Wildbadquelle und die Traditionsgasthäuser "Zum Löwen" und "Goldener Adler" in Schwäbisch Hall sowie "Die Krone" in Öhringen (Hohenlohekreis). Rund 80 Prozent der Biere, Wasser, Limonaden und Schorlen werden im Umkreis von gut 50 Kilometern von Schwäbisch Hall verkauft. 72 Beschäftigte arbeiten bei der Löwenbrauerei Hall in Schwäbisch Hall.
Peter Theilacker, der heutige Geschäftsführer und Gesellschafter in fünfter Generation, schaut zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn der Absatz in Deutschland wahrscheinlich weiter sinkt. Eine Wachstumsstory werde das Biergeschäft in den nächsten Jahren nicht.
Brautradition in Schwäbisch Hall seit 1724
Urzelle der heutigen Löwenbrauerei ist das Gasthaus "Zum Löwen", das heute noch in der Katharinenvorstadt direkt am Kocher besteht. Es gehörte der Familie Deutelin, die seit 1724 in Schwäbisch Hall Bier braute. Friedrich Erhard aus Weikersheim (Main-Tauber-Kreis) hat in der Brauereigaststätte damals als Brauer angeheuert, um dort Bier zu brauen, wie Peter Theilacker, der heutige Geschäftsführende Gesellschafter der Löwenbrauerei Hall, erzählt. Kurze Zeit später, 1876, hat Friedrich Erhard die Tochter Pauline der Haller Gastwirtsfamilie geheiratet und wurde Eigentümer des Gasthauses. Der Grundstein für die Löwenbrauerei in Schwäbisch Hall wurde gelegt.
Arbeitsamer und kinderreicher Braumeister
Da der Braumeister ein emsiger Brauer und guter Verkäufer über den Gaststättenausschank hinaus war, wurde die Braustube im Gasthaus bald zu klein. 1903 errichtete er deshalb einen kleinindustriellen Bau für eine größere Brauerei oberhalb des Gasthauses in der Katharinenvorstadt von Schwäbisch Hall. Diese "Backsteinburg", das Sudhaus, ist bis heute erhalten. Dort, auf dem jetzigen Gelände der Kunsthalle Würth, wird wieder im kleinen Stil, mit fachlicher Hilfe der Löwenbrauerei, in der Gastronomie von Würth Bier gebraut.
Die Löwenbrauerei selbst ist dann hinter den Stadtbahnhof gezogen. 1987 wurde dort der erste Sud angesetzt, bis heute werden hier ihre Biere gebraut und das als Familienbrauerei. Das ging auch deshalb gut, weil der Gründer Friedrich Erhard nicht nur ein emsiger Geschäftsmann war, sondern auch ein produktiver Familienvater, der zehn Kinder hatte. Diese wurden geschäftsführende Gesellschafter und hatten so die Anteile an der Brauerei. So geht das bis heute, erzählt Peter Theilacker.
Angriffe von allen Seiten
So eine kleine Brauerei hat es nicht leicht, meint Theilacker. Auf der einen Seite drückten seit vielen Jahren die teils weltweit agierenden Brauereiriesen die Preise, auf der anderen Seite kämen Kleinstbrauereien mit Spezialbieren auf den Markt. Obendrein trinken die Deutschen auch noch immer weniger Bier. Waren es Ende der 1970er-Jahre noch 150 Liter pro Kopf und Jahr, so sind es heute noch circa 100 Liter.
Etliche der kleinen Brauereien sind auf der Strecke geblieben. Die Löwenbrauerei Hall ist bis heute gesund, so Peter Theilacker. Er sieht die Qualität des Bieres als Grund für den Erfolg und dazu die feste Verankerung in der Region Schwäbisch Hall-Hohenlohe. Hier werden 80 Prozent der Produkte wie Bier, Schorlen und Mineralwasser verkauft. 16 Biere sind im Sortiment. Das ursprüngliche und klassische "Meistergold" mache immer noch die Hälfte des Ausstoßes aus. Außerdem gebe es eine wichtige Regel im Familienunternehmen, die laute, die Rendite für die Familie stehe an zweiter Stelle, das gesunde Unternehmen an erster.
Gesellschaftlicher Wandel verändert den Markt
Auch der gesellschaftliche Wandel zwingt die Brauereien zu reagieren. Einerseits steige die Nachfrage nach alkoholfreien Bieren und andererseits soll es immer öfter etwas Besonderes sein. Deshalb hat die Löwenbrauerei Hall schon vor Jahren mit dem "slow brewing" angefangen. Also langsam brauen. Normalerweise ist ein Bier in zehn Tagen fertig, beim langsamen Brauen dauert es vier bis sechs Wochen. In diesem Prozess werden die Biere stark heruntergekühlt und so die Gärung verlangsamt. Durch die entstehende Kohlensäure würden die Fuselalkohole, die immer entstehen, weitgehend ausgespült, meint Peter Theilacker, und so sei der nächste Morgen für den Biertrinker schöner.
Er schaue zuversichtlich in die Zukunft, kenne aber auch die Randbedingungen und bleibe realistisch und auf dem Boden, was Wachstumszahlen anbelangt.