Der Autozulieferer ZF hat im Jahr 2024 massive Verluste gemacht. Nach Angaben des Unternehmens aus Friedrichshafen vom Donnerstag beläuft sich das Minus auf über eine Milliarde Euro. Hauptverantwortlich für das negative Ergebnis sind hohe Rückstellungen für Umbaukosten in Höhe von rund 600 Millionen Euro.
Noch 2023 hatte ZF einen Gewinn von 126 Millionen Euro erzielt. Doch die schwache Konjunktur und eine geringe Nachfrage nach Elektrofahrzeugen haben den Konzern stark unter Druck gesetzt. "Das Jahr 2024 hat deutlich gemacht, unter welch enormem Druck unsere Branche und damit auch unser Unternehmen steht", erklärte ZF-Vorstandschef Holger Klein in einer Pressemitteilung.
Die grundlegende Transformation sowie geopolitische Entwicklungen und protektionistische Tendenzen setzten das Unternehmen unter Druck, so Klein bei der Verkündung der Jahresbilanz.
Man reagiere mit einem umfassenden Maßnahmenpaket, das unter anderem Einsparungen und Stellenstreichungen vorsieht. Ziel sei es, ZF finanziell zu stabilisieren und als Technologieführer wettbewerbsfähig zu halten.
Wir haben keine andere Möglichkeit, als an den Grundfesten von ZF zu rütteln, dieses großartige Unternehmen gründlich zu durchleuchten und gemeinsam herauszufinden, was der Weg in eine gute und aussichtsreiche Zukunft ist.

"Stärken stärken, Potenziale erschließen"
Das Unternehmen wolle vor allem in den Bereichen weiter investieren und wachsen, in denen es schon erfolgreich ist. Das Motto sei: Stärken stärken. Potenziale erschließen, so Holger Klein. Aber auch Investitionen in die Zukunft dürften nicht zu kurz kommen. Als Beispiel nannte er ein Joint Venture mit dem chinesischen Konzern Foxconn. Bei der Montage von Achssystemen wachse man so stark, dass bis 2029 eine Verdopplung des Umsatzes von vier auf acht Milliarden Euro angestrebt werde.
Umsatzrückgang und Gewinneinbruch bei Autozulieferer ZF
ZF gehört zu den weltweit größten Automobilzulieferern und befindet sich mehrheitlich im Besitz der Zeppelin-Stiftung, die von der Stadt Friedrichshafen verwaltet wird. Doch auch dieser starke Rückhalt schützt den Konzern nicht vor den Herausforderungen des Marktes.
Der Umsatz des Unternehmens sank 2024 um rund elf Prozent auf 41,4 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von etwa 5,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Auch das bereinigte operative Ergebnis (EBIT) brach ein: Es lag mit rund 1,5 Milliarden Euro um 900 Millionen Euro unter dem Wert von 2023.
Sorgenkind E-Mobilität
Weil sich der Markt im Bereich E-Mobilität langsamer als erwartet entwickelt, prüft ZF mögliche Partnerschaften. "Die Konkurrenz ist groß, die Geschwindigkeit hoch, die Marge ausbaufähig", so Holger Klein. Gerade in dem Bereich brauche es nun Investitionen, um zu wachsen. Daher sei man auf der Suche nach Partnern, die in die Antriebssparte einsteigen könnten.
Uns ist wichtig: Ein möglicher Partner soll unser Herz gewinnen, nicht herausreißen.
Man verstehe, dass diese Überlegungen Emotionen bei den Mitarbeitern auslösten, so Klein. Eine Entscheidung dazu sei noch nicht getroffen.
ZF plant Stellenabbau in Deutschland
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage plant ZF drastische Einschnitte beim Personal. Bis 2028 sollen weltweit bis zu 14.000 Stellen gestrichen werden, viele davon in Deutschland. Zum 31. Dezember 2024 beschäftigte ZF laut Mitteilung weltweit 161.631 Menschen - rund vier Prozent weniger als im Vorjahr. In Deutschland sank die Mitarbeiterzahl ebenfalls um vier Prozent auf etwas mehr als 52.000.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Konzern nicht mit einer schnellen Erholung. Zwar soll der Umsatz 2025 stabil über 40 Milliarden Euro bleiben, doch das Marktumfeld bleibe herausfordernd. Besonders die schleppende Entwicklung im Bereich der Elektromobilität stellt ZF vor große Probleme.
Bereits im Oktober 2024 deutete sich die Schieflage bei ZF an. Damals hat der SWR so über den Autozulieferer berichtet:
Aufsichtsratsvorsitzender legt Amt nieder
Am Mittwoch hatte das Unternehmen einen Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrates bekannt gegeben. Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich Hiesinger, früher Chef des Thyssen-Krupp-Konzerns, legt sein Amt auf eigenen Wunsch vorzeitig nieder. Nachfolger wird Rolf Breidenbach, der 18 Jahre lang den Autozulieferer Hella geleitet hatte. Für ZF-Vorstandschef Holger Klein ist Breidenbach kein Unbekannter. Beide arbeiteten früher beim Beratungsunternehmen McKinsey.