Beim Autozulieferer ZF wollen sich Betriebsrat, Gewerkschaft und die Belegschaft bundesweit zu Wehr setzen. Die größte Aktion soll am Dienstagvormittag ein Protestmarsch durch Friedrichshafen sein. Das Unternehmen vom Bodensee hatte Ende Juli einen massiven Stellenabbau angekündigt. Zwischen 11.000 und 14.000 Jobs sollen an den deutschen Standorten gestrichen werden.
Deutschlandweiter Aktionstag gegen Job-Abbau
Bundesweit werden sich laut Betriebsrat am Dienstag mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ZF an den Protesten beteiligen. Allein am Konzernstandort Friedrichshafen rechnet ein Sprecher des Betriebsrats auf SWR-Anfrage mit über 3.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. "Mit ihren Trillerpfeifen werden sie ihre Wut hinausblasen", heißt es.
Bundesweiter Stellenabbau angekündigt Autozulieferer ZF Friedrichshafen will bis zu 14.000 Stellen streichen
Der Autozulieferer ZF will bis Ende 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland streichen. Das teilte der Konzern am Freitag in Friedrichshafen mit.
Der Stellenabbau sei inakzeptabel, so der Betriebsrat. Er wirft den Vorständen gravierende Managementfehler vor. Dass die nun auf Kosten der Belegschaft gehen sollen, sei nicht einzusehen, heißt es. Man werde diesem Plan den massiven Protest der Belegschaft entgegensetzen. Die Kundgebungen am Dienstag bildeten dazu den Auftakt.
In Friedrichshafen werden die Beschäftigten vom ZF-Werk 2 auf dem ehemaligen Zeppelin-Werftgelände und vom Forschungs- und Entwicklungszentrum in Richtung Vorstandszentrale ziehen, dem sogenannten ZF-Forum. Danach geht es am späteren Vormittag weiter zur Abschlusskundgebung vor dem Rathaus.
Nicht nur in Friedrichshafen wollen die ZF-Beschäftigten gegen die Pläne des Vorstands protestieren: An vielen weiteren Standorten in Deutschland sollen Aktionen stattfinden, kündigte der Betriebsrat an. In Mannheim beispielsweise ist eine Protestaktion beim ZF-Unternehmensteil Wabco Radbremsen geplant - mit einem Autokorso durch die Stadt. Am Standort Saarbrücken bekommt die protestierende ZF-Belegschaft außerdem prominente Unterstützung: SPD-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger hat sich für den frühen Nachmittag angekündigt.
Sinkende Nachfrage: Rückläufiger Automarkt bereitet ZF Probleme
ZF-Vorstandschef Holger Klein hatte Anfang August den Stellenabbau unter anderem mit einem rückläufigen Automarkt begründet: "In Deutschland liegt die Produktion des Pkw-Marktes um sechs Prozent unter der des Vorjahres und 16 Prozent unter dem Niveau von 2019." Dies habe auch bei ZF zu sinkender Nachfrage geführt. Hinzu komme der Wandel von der Verbrenner-Technologie hin zur Elektromobilität. Zur Herstellung von Elektromotoren brauche man deutlich weniger Personal als beispielsweise für den Bau eines klassischen Getriebes, so ZF-Vorstandschef Klein.
Bis zu 14.000 Jobs weniger ZF Friedrichshafen verteidigt massiven Stellenabbau
Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat seine Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2024 vorgelegt. In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen angekündigt, zahlreiche Stellen zu streichen.
Klein sagte jedoch zu, einen Großteil des Stellenabbaus durch Frühverrentung und natürliche Fluktuation stemmen zu wollen. Das bedeutet: Ausscheidende Mitarbeiter werden nicht durch neue ersetzt. Betriebsbedingte Kündigungen schloss er aber nicht aus.
ZF Friedrichshafen hat hohe Schulden
ZF erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 47 Milliarden Euro und gilt damit nach Bosch als zweitgrößter deutscher Autozulieferer. Dennoch ist das Unternehmen hoch verschuldet: Auf knapp zehn Milliarden Euro bezifferte Finanzvorstand Michael Frick die Verbindlichkeiten des Unternehmens. Wegen der gestiegenen Zinsen tue sich der Konzern schwer mit dem Abbezahlen der Schulden.