Bodenseepegel auf Tiefstand – Trockenheit hält an

Wenig Wasser, viel Sonne: Bodensee leidet unter Trockenheit

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Dirk Polzin
SWR-Redakteur Dirk Polzin Autor Bild
Friederike Fiehler
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Der Bodenseepegel ist außergewöhnlich niedrig, Regen fehlt. Zudem wird sich der See wohl erneut nicht durchmischen – mit Folgen für das Ökosystem.

Der Frühling zeigt sich am Bodensee bisher von seiner sonnigen Seite, doch das hat seinen Preis: Der Bodenseepegel in Konstanz befindet sich auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau. Der aktuelle Wasserstand in Konstanz liegt bei nur 2,79 Meter – 15 Zentimeter unter dem langjährigen Mittelwert von 2,94 Meter. Verglichen mit dem Vorjahr ist der Pegel sogar um fast 61 Zentimeter gefallen.

Roland Roth, Wetterexperte von der Wetterwarte Süd in Bad Schussenried (Kreis Biberach), warnt: "Der Pegel nähert sich bereits dem absoluten Minimalwert." Verantwortlich für diese Situation seien anhaltende Trockenheit und eine Rekordanzahl an Sonnenstunden. "Wir erleben einen der sonnenscheinreichsten Märzmonate aller Zeiten", so Roth. Doch während sich viele Menschen über das Frühlingswetter freuen, leidet die Natur. Auch für die kommenden Tage gibt es wenig Hoffnung: "Saharastaub könnte die Atmosphäre trüben, aber Regen bringt er nicht", erklärt Roth weiter.

Ohne Durchmischung des Bodensees: Sauerstoffmangel droht in der Tiefe

Neben dem niedrigen Wasserstand bereitet Forschern am Bodensee ein weiteres Problem Sorgen: Die Durchmischung des Wassers bleibt aus. Das Institut für Seenforschung (ISF) der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Langenargen (Bodenseekreis) geht davon aus, dass sich der See auch in diesem Jahr nicht vollständig umwälzt. Grund dafür ist die Erwärmung der obersten Wasserschicht.

Messungen zeigten, dass die Wassertemperatur Anfang März bis in 100 Meter Tiefe etwa 5,8 Grad betrug, während sie in 250 Metern Tiefe nur minimal kälter bei 5,6 Grad lag. Der Unterschied reicht nicht aus, um eine vertikale Zirkulation in Gang zu setzen.

Die Folge: Sauerstoff gelangt nicht in tiefere Wasserschichten. "Diese Prozesse sind essenziell für die Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers", erklärt das ISF. Ohne sie werden die Sauerstoffvorräte langsam aufgebraucht – mit potenziellen Folgen für das Leben am Seeboden. Besonders betroffen ist der Untersee, der empfindlicher auf Temperaturveränderungen reagiert. Langfristig könnte dort Sauerstoffmangel zu einem Fischsterben führen.

Bodenseepegel sinkt aufgrund von Trockenheit und fehlendem Regen
Niedriger Wasserstand am Bodensee: Der Pegel in Konstanz liegt aktuell bei nur 2,79 Meter – 15 Zentimeter unter dem langjährigen Mittelwert. Bild in Detailansicht öffnen
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Wetterausblick: Keine Entspannung in Sicht

Die Hoffnung auf baldigen Regen ist gering. Laut Wetterexperte Roth bleibt die Großwetterlage stabil: "Vielleicht gibt es am Wochenende ein paar Tropfen, aber das reicht nicht aus, um die Trockenheit zu beenden." Zudem falle die Schneeschmelze in den Alpen in diesem Jahr vergleichsweise gering aus.

"Im Einzugsgebiet des Rheins liegt viel zu wenig Schnee", erklärt Roth. Das bedeutet: Auch die natürliche Wasserzufuhr aus den Bergen wird nicht ausreichen, um den Pegel des Bodensees spürbar anzuheben.

Hintergrund: Der Bodensee und seine Pegelschwankungen

Der Bodensee ist nicht nur eines der bedeutendsten Ökosysteme Mitteleuropas, sondern auch ein wichtiger Trinkwasserspeicher für Millionen von Menschen. Er umfasst rund 48 Kubikkilometer Wasser, während der natürliche Wasserzufluss jährlich etwa elf Milliarden Kubikmeter beträgt. Doch der See ist nicht vor den Auswirkungen des Klimawandels gefeit.

Normalerweise schwankt der Pegelstand des Bodensees saisonal um bis zu drei Meter. Doch in den letzten Jahrzehnten wurden vermehrt extreme Ausschläge registriert. Historisch betrachtet lag der niedrigste je gemessene Pegelstand am 20. März bei 2,41 Meter, während der höchste Wert 3,93 Meter betrug.

Neben dem Wasserstand beeinflusst der Klimawandel zunehmend auch die physikalische Dynamik des Sees. Die letzte vollständige Durchmischung fand laut ISF 2018 statt. Seither bleibt der Sauerstoffaustausch zwischen Oberfläche und Tiefenwasser aus – eine Entwicklung, die durch steigende Temperaturen weiter begünstigt wird.

"Wir beobachten, dass die Häufigkeit einer vollständigen Umwälzung mit dem Klimawandel abnimmt", so das ISF. Dies könnte langfristig zu einem ökologischen Ungleichgewicht führen, das nicht nur Fische, sondern auch die Wasserqualität des Sees beeinträchtigen könnte.

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