Durch das neue Schulgesetz wird in Baden-Württemberg aufwachsend mit den Klassen fünf und sechs wieder das neunjährige Gymnasium eingeführt. Aufgrund dieser Änderung geht man in der Landesregierung davon aus, dass im kommenden Schuljahr 60 Prozent der Schülerinnen und Schüler aufs Gymnasium wollen. Das wären 16 Prozent mehr als bisher. Für die derzeitigen und kommenden Viertklässlerinnen und Viertklässler gibt es daher ein neues System und einen umstrittenen Leistungstest, um über den Bildungsweg nach der Grundschule zu entscheiden.
Was jetzt für Viertklässlerinnen, Viertklässler und Eltern wichtig ist und wie es mit Leistungstest weitergeht:
- Was ist der Leistungstest "Kompass 4"?
- Woraus besteht die neue Grundschulempfehlung?
- Was ist jetzt für Eltern wichtig?
- Kann das Kind ohne Empfehlung aufs Gymnasium?
Was ist der Leistungstest "Kompass 4"?
"Kompass 4" ist der neue einheitliche und verpflichtende Leistungstest für Viertklässlerinnen und Viertklässler in Baden-Württemberg. Er besteht aus Fragen zu Mathematik und Deutsch und basiert laut Kultusministerium auf dem Bildungsplan der Grundschule. Der Test dient dazu, die Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler zu messen und einem weiterführenden Bildungsweg zuzuteilen.
Der diesjährige Test sorgte für viel Kritik von Lehrkräften. Laut einer Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sagen vier von fünf Lehrerinnen und Lehrer, dass die Testergebnisse überhaupt nicht mit ihrer Einschätzung der Kinder übereinstimmen. Im Bereich Mathe habe es zu wenig Zeit gegeben und die Fragen seien zu schwierig gewesen. Nur sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler erreichten in Mathe laut "Kompass 4" Gymnasialniveau.
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hat angekündigt, die Mathe-Aufgaben zu prüfen, da diese nicht die gewünschte Aussagekraft hatten. An dem einheitlichen verpflichtenden Test möchte sie aber grundsätzlich festhalten.
"Kompass 4" bleibt Trotz Kritik: BW will an Grundschul-Leistungstests festhalten
Immer wieder gab es massive Kritik an den Leistungstests für Viertklässler. Nach einer Sitzung des Bildungsausschuss steht fest: Die Landesregierung will an "Kompass 4" festhalten.
Woraus besteht die neue Grundschulempfehlung?

Die neue, verbindlichere Grundschulempfehlung besteht aus den Komponenten Leistungstest, Lehrerempfehlung und Elternwunsch. Nach dem Prinzip "zwei aus drei" ist die Anmeldung am Gymnasium künftig nur dann möglich, wenn zwei dieser Komponenten dafür sprechen. Für die Anmeldung an Real- und Hauptschule gilt diese Verbindlichkeit nicht. Vor der Reform konnten Eltern alleine über die weiterführende Schule ihres Kindes entscheiden.
Grundschulempfehlung in BW: Was ist jetzt für Eltern wichtig?
Mit Blick auf den umstrittenen Leistungstest 2024 erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), das Ergebnis wirke sich nur dann aus, wenn es positiv für das Kind ausfallen würde. Effektiv bedeutet das, dass Lehrkräfte für die Kinder entscheiden, die beim Test nicht das erwünschte Ergebnis erzielt haben.
Die Ergebnisse vom "Kompass 4"-Test sind laut Kultusministerium im Dezember und Januar mit den Erziehungsberechtigten besprochen worden. Die offizielle Rückmeldung für den weiteren Bildungsweg wird mit dem Halbjahreszeugnis herausgegeben. Hier wird zwischen den Niveaustufen Hauptschulabschluss, Realschulabschluss und Abitur entschieden. Allerdings ist die entsprechende Empfehlung nur für das Gymnasium Voraussetzung. Für die Anmeldung an Real- und Hauptschule ist die Empfehlung nicht verbindlich. Der Realschullehrerverband kritisiert das.
Zahlen des Statistischen Landesamts Grundschulempfehlung: Eltern schicken ihre Kinder meist auf empfohlene Schule
Mit der Schulreform soll auch die Grundschulempfehlung für Gymnasien verbindlicher werden. Das sorgt für Unmut. Doch die Zahlen zeigen: Die meisten Eltern halten sich ohnehin an sie.
Kann das Kind ohne Empfehlung aufs Gymnasium?
Wenn die Eltern sich wünschen, dass das Kind aufs Gymnasium geht, aber weder Lehrerempfehlung noch der Leistungstest dafür sprechen, gibt es noch den Potenzialtest. Dieser wird an Gymnasien durchgeführt und findet am 18. Februar statt. Der Potenzialtest wird vom selben Institut bereitgestellt wie der "Kompass 4" Leistungstest.