"Radikale Zweiteilung" des Schulsystems?

Verbindliche Grundschulempfehlung: Verband der Realschullehrer in BW startet Volksantrag

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Jana Prochazka
Bild von der SWR-Redakteurin Jana Prochazka

Nach den Schulreformen der Landesregierung befürchten Realschulen, in einem Schulsystem aus zwei Säulen unterzugehen - ein Volksantrag soll das verhindern.

Der Realschullehrerverband in Baden-Württemberg fordert gemeinsam mit dem Landesbildungsrat eine verbindliche Grundschulempfehlung auch für die Realschulen - und starten einen Volksantrag. Damit will der Verband am mehrgliedrigen Schulsystem festhalten. Die Empfehlung soll nach den gleichen Regeln funktionieren wie die geplante verbindlichere Empfehlung für die Gymnasien: Sind sich Eltern und Grundschule nicht einig, soll ein Potenzialtest über den weiteren Werdegang des Kindes entscheiden. Ab dem 25. November soll die Sammlung von Unterschriften beginnen.

BW-Landesregierung plant Bildungsreform

Hintergrund sind die Schulreformen der grün-schwarzen Landesregierung, die der Landtag noch beschließen muss. Sie beinhalten unter anderem die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium, die Einführung einer verbindlichen Sprachförderung und einer verbindlicheren Grundschulempfehlung für Gymnasien. Die Empfehlung soll künftig aus drei Komponenten bestehen: Lehrerempfehlung, Leistungstest und Elternwunsch. Stimmen zwei davon überein, soll das den Ausschlag geben.

Die Reformen sehen außerdem vor, dass es neben der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium künftig vermehrt Verbundschulen - also Schulen mit mehreren Schulzweigen - in der Sekundarstufe 1 (Klassen 5 bis 10) geben soll. Dafür sollen Real- und Werkrealschulen miteinander kooperieren. Der Werkrealschlussabschluss soll wegfallen.

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Realschullehrerverband: "radikale Zweiteilung" des Schulsystems

Die Befürchtung des Realschullehrerverbands: Wer nicht aufs Gymnasium kommt, geht dann automatisch auf die Realschule. Haupt- und Werkrealschulen würden dann verschwinden und es gebe nur noch zwei Schularten. Eltern würden dann alles daran setzen, ihr Kind aufs Gymnasium zu bringen. Landesvorsitzende Karin Broszat sprach von einer "radikalen Zweiteilung" und einer Spaltung der akademischen und beruflichen Bildung. Mit den Realschulen und Werkrealschulen würden auch Mittelstand und Wohlstand im Land verschwinden. Wenn es nur eine einzige Säule neben dem Gymnasium gäbe, würde nicht mehr nach den Leistungsmöglichkeiten der Kinder unterschieden.

Für das baden-württembergische Kultusministerium ergibt eine Grundschulempfehlung für die Realschule keinen Sinn. Sie sei nicht notwendig, da dort ja zwei Abschlüsse möglich seien, der Haupt- und der Realschulabschluss, heißt es auf Anfrage. Man sei etwas ratlos angesichts der "Aufregung" des Realschullehrerverbands, so ein Sprecher zur Deutschen Presse-Agentur. Die Realschule sei beliebt, 33 Prozent der Schülerinnen und Schüler besuchten nach der Grundschule die Realschule. Damit sei die Realschule die Schulart, die nach dem Gymnasium am häufigsten besucht werde.

Der Realschullehrerverband muss nun knapp 40.000 Unterschriften von Unterstützerinnen und Unterstützern in Baden-Württemberg sammeln. Lehnt der Landtag den Volksantrag ab, können die Initiatoren ein Volksbegehren beantragen. Im Erfolgsfall würde dann eine Volksabstimmung durchgeführt.

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