Kein geradliniger Sound
Das neue Album von Or Bareket startet mit holprig markantem Rhythmus. Eine einprägsame Melodie will erst einmal auf sich warten lassen.
"Still searching" hat der Kontrabassist daher auch augenzwinkernd einen seiner Songs überschrieben. Als habe er sich mit seinem Ensemble auf die Suche nach einer tragfähigen Idee gemacht. Doch dann entfaltet sich die ganze Vielfalt seines musikalischen Denkens.
Ein enges Team - von Anfang an
Seit 2011 lebt Or Bareket in New York, wo er sich schnell etabliert und einen Namen gemacht hat. Mit dem Komponieren hat er erst spät angefangen, während ihn der Kontrabass schon seit Jugendzeiten fasziniert.
"Der Kontrabass und ich gehören einfach zusammen", meint der Musiker. Darüber habe er ebenso wenig nachdenken müssen wie über seine Haarfarbe.
Eine Mischung aus Inspiration und Magie
Schlagzeug, Gitarre, Klavier und Keyboard gehören zur Stammbesetzung des Ensembles. Nur bei einem Stück der neuen CD kam noch ein Saxophon hinzu. Für das südamerikanische Feeling sorgt schließlich die Stimme von Sängerin Camila Meza.
Or Bareket ist bekannt für seine hohen Ansprüche, doch richtig steuern kann er die Band von seiner Position als Kontrabassist eigentlich nicht. Daher hat er Künstler engagiert, auf die er sich unbedingt verlassen kann.
Einige Stücke hat Or Bareket ausgearbeitet und dann mit dem Ensemble geprobt. "Bei den anderen haben wir darauf vertraut, live im Studio aus wenigen Zutaten einen magischen Moment zu kreieren", meint der Kontrabassist.
Das Geheimnis der Zahl
"33" ist das neue Album überschrieben. Das hat seinen Grund. Die meiste Musik auf dieser CD habe er als 33-jähriger komponiert, erzählt Or Bareket. Die Zahl spielt für den Kontrabassisten immer wieder eine wichtige Rolle.
Viele Stücke sind im Dreivierteltakt geschrieben, manches Thema wurde ganz bewusst in drei Takte gepackt. Der Titel "33" lag daher nahe, meint der Musiker, der ohnehin keine langen Überschriften mag. Für ihn liegt der Reiz in der Andeutung.
Musikalische Vielfalt und Spielfreude
Or Bareket ist heute einer der gefragtesten Jazz-Bassisten der jüngeren Generation. 2011 gewann er den Wettbewerb der International Society of Bassists‘ jaz. Beeindruckend seine Offenheit und die Fähigkeit, immer wieder neue Impulse in sein Spiel umzusetzen.
Dieses Virtuosentum aber stellt er bei der neuen Produktion keine Sekunde ins Schaufenster. Vielmehr gewährt er Einblicke in die Vielfalt seines musikalischen Könnens. Dem Ensemble an seiner Seite macht diese Zusammenarbeit hörbar Spaß.
CD-Tipp am 21.6.2019 aus der Sendung "SWR2 Journal am Mittag"