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Zupackende Musik, munter und frisch
In "Rush Hour" treibt der Schlagzeuger Herlin Riley seine Band vor sich her. Kein Tempo verlieren und ruhig etwas drängeln – das ist hier hörbar die Ansage. Trompete und Saxofon kommen ins Spiel. Samt Händeklatschen klingt das alles sehr munter und frisch. Klar ist: da will jemand vom ersten Takt an zupackende Musik machen.
Die Chance als Bandleader nutzen
"Alles hat seine Zeit", erzählt Herlin Riley. Viele Jahre habe er als Sideman in der zweiten Reihe gedient, nun aber wolle er seine Chance als Bandleader nutzen. Für die neue CD hat er eigene Stücke mit Klassikern kombiniert und sie mit seinem Quintett eingespielt.
Zwar zähle er selbst schon zur älteren Generation, aber nun sei der Moment gekommen, mal wieder ein Statement abzuliefern.
Aufgewachsen in einem musikalischen Umfeld
Herlin Riley wurde 1957 in New Orleans geboren. Sein Umfeld war eminent musikalisch, denn das Elternhaus diente vielen Musikern auch gleichzeitig als Probelokal. Schon im Alter von drei Jahren experimentierte Herlin mit seinen Schlagzeugstöcken.
Später folgte ein Musikstudium. Ab 1984 tourte er viele Jahre mit den unterschiedlichsten Formationen. Der Schlagzeuger lernte alle Spielarten weit über den Jazz hinaus kennen. Als Komponist und Bandleader etablierte sich Riley erst spät. Gute fünf Jahre braucht er gewöhnlich, um eine CD mit seiner eigenen Musik an den Start zu bringen.
Auf der Suche nach etwas Neuem
Herlin Riley: "Jetzt war es wieder soweit. Ich habe zwar permanent eine Menge Musik im Kopf, aber es dauert immer, alles zu sortieren. Ich möchte auch nicht einfach nur Coverversionen bereits bekannter Stücke spielen. Es soll stets etwas Neues und Überraschendes dabei sein."
Kompositionen mit Leichtigkeit und Eleganz
Herlin Riley schreibt keineswegs revolutionär neue Musik, aber auch bei dieser Veröffentlichung zeigt er viel Gespür für das gewisse Etwas. Leichtigkeit und Eleganz, Feinmotorik und Ideenreichtum sind Pfründe, mit denen er als Komponist und Bandleader wuchern kann.
Wie man ein Ensemble auf der vordersten Stuhlkante positioniert, hat der Schlagzeuger sowieso verinnerlicht. So klingt die CD mit dem Titel "Perpetual Optimism" selbstredend auch "grenzenlos optimistisch".
Der Jazz ist noch lange nicht tot
Herlin Riley: "Der Jazz ist noch lange nicht tot, er ist wirklich eine lebendige Kunst. Davon möchte ich die Leute immer wieder überzeugen, ganz egal ob sie in ein Konzert kommen oder die neue CD auflegen. Wenn sie meine Musik hören, sollen sie sich danach einfach besser als zuvor fühlen."
Mit "Perpetual Optimism" hat Mack Avenue Records wieder einmal deutlich sein Knowhow unter Beweis gestellt. Das kleine Jazz-Label wurde erst vor wenigen Jahren von einer schwerreichen Amerikanerin gegründet. Finanziell kräftig unterstützt, kann es bis heute relativ unabhängig seine Produktionen lancieren. Diesen Freiraum nutzt auch Herlin Riley für seine absolut hörenswerte Neuveröffentlichung.
CD-Tipp am 24.5.2019 aus der Sendung "SWR2 Journal am Mittag"