Talent mit konkreten musikalischen Vorstellungen
Wenn das Trio von Tristan Mélia munter zum Spiel aufschlägt, meint man, ein seit vielen Jahren arriviertes Spitzenensemble zu hören. Dabei ist der Pianist gerade einmal dreiundzwanzig Jahre alt. Doch wenn es um seine Musik geht, hat Tristan Mélia ganz konkrete Vorstellungen.
Er sei als Pianist nicht auf die Melodie fixiert, erzählt er. Habe er sie aber mal gefunden, suche er gleich nach einem perfekt sitzenden harmonischen Kostüm. „Ich bin mir nicht sicher ob das immer gelingt, aber das ist stets ein Ziel, nach dem ich suche.“
Hochbegabung in jungen Jahren
Tristan Mélia war ein hochbegabtes Kind. Keine sieben Jahre alt, lernte er Cello am Conservatoire der Stadt Nîmes. Dann entflammte sein Herz schnell für das Klavier und den Jazz. Tristan Mélia hat eine formidable Ausbildung an verschiedenen Hochschulen absolviert. Fragt man ihn nach Vorbildern, fallen gleich Namen wie Oscar Peterson, Chick Corea und Bill Evans.
„Es ist nur wichtig, dass mein Herz berührt wird“
Tristan Mélia: „Meine Quellen der Inspiration sind aber viel weiter gestreut. Ich möchte hier als Beispiel nur die Malerei und die Poesie nennen. Aber auch der Gesang der Vögel, der Klang des Windes oder die Gespräche meiner Zeitgenossen regen mich künstlerisch an. Ich möchte mich deshalb gar nicht festlegen. Es ist nur wichtig, dass mein Herz berührt wird.“
Trio der Extra-Klasse
Für sein Album hat Tristan Mélia ein Trio der Extra-Klasse formiert. Neben ihm spielen der Kontrabassist Thomas Bramerie und der Schlagzeuger Cedric Bec. Beide zählen zu den besten französischen Jazz-Musikern. Den Altersunterschied zwischen dem Newcomer und den Arrivierten hört man keine Sekunde. Was auffällt, ist allein die außergewöhnliche Qualität des Trios.
Beste Aufnahmebedingungen in Südfrankreich
Tristan Mélia: „Wir haben das Album im Studio 'Recall' im Süden von Frankreich aufgenommen. Es hat eine wunderbare Atmosphäre und der Tonmeister ließ uns alle Zeit der Welt für die Aufnahme. So konnte sich jeder mit seinem Besten einbringen. Es ist ja das Ziel eines Albums, sich so gut wie möglich zu präsentieren.“
Bemerkenswerte Eigenkompositionen
Tristan Mélia gelingt mit seinem Trio eine elegante Verbeugung vor einigen Jazzlegenden, ohne dabei allzu sehr in die Knie zu gehen. Aufhorchen lassen seine eigenen Kompositionen. Tragfähige Themen schüttelt der Pianist nonchalant aus dem Ärmel. Die Ausarbeitung im Trio gelingt meisterhaft. Mélia sagt über seine Musik: Der einzige Fehler, den man im Jazz machen könne, sei nicht aufrichtig zu sein.
CD-Tipp am 14.6.2019 aus der Sendung „SWR2 Journal am Mittag“