Literatur

Essay „Die Rückeroberung der Zukunft“ – Milo Rau über Stillstand, Protest und Engagement

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Interview
Martin Gramlich

Klimawandel, Artensterben, bedrohte Demokratien: Unsere Zeit ist von Untergangsstimmung geprägt, sagt der Theatermacher Milo Rau in SWR2. In seinem Buch „Die Rückeroberung der Zukunft“ zeigt er, dass Hoffnung trotzdem möglich ist – und dass die Kunst dabei eine tragende Rolle spielt.

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„Die Türen zur Zukunft müssen erst einmal wieder geöffnet werden“

Milo Rau beginnt sein neues Buch mit der Apokalypse. Ähnlich den vier Reitern aus der biblischen Offenbarung des Johannes skizziert er die fünf apokalyptischen Reiter der Gegenwart. Dazu gehören die Überfülle an Information, moralische Scheindebatten und die Tendenz zu geistigem Mauerbau.

„Die Türen zur Zukunft müssen erst einmal wieder geöffnet werden“, sagt der Theatermacher und Aktivist in SWR2. Die Vergangenheit könne dafür als Inspiration dienen. Ziel sei es, „die blockierte Gegenwart für eine utopiefähige Zukunft hin zu öffnen“.

Kunst als Hebel, der Generationen und Kulturen verbindet

Kunst, und im Speziellen das Theater, seien da ein wichtiger Hebel, weil es Generationen und Kulturen verbinde, Solidarität vermitteln könne und neue Bilder kreiere von unserem Zusammenleben – es schaffe „gewissermaßen Gegenrealitäten“, so Rau.

Dabei dürfe Kunst sich nicht auf elitäre Kreise beschränken. Sie müsse sich herausbewegen, um eine größere Zielgruppe zu erreichen, sagt Milo Rau, der Kunst mit politischem Aktivismus verbindet. Dabei müsse sich der Künstler stets kritisch fragen, ob er mit seiner Kunst nicht auch Ausbeutungsverhältnisse reproduziere.

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