Schon in der Antike sollen sich die Maler Parrhasius und Zeuxis einen Wettstreit um das beste täuschend echt gemalte Stillleben geliefert haben. Wie sich unser Auge täuschen lässt, hat die illusionistische Kunst oft bewiesen. Jetzt scheint das Trompe-l'œil ein Comeback zu feiern. Im Kunstmuseum Heidenheim wird das Publikum in der neuen Ausstellung „echt jetzt“ regelrecht „ausgetrickst“.
Ein Kontrapunkt in schnelllebigen Zeiten
Eine Mikro-Fotografie eines Ameisennestes, die in Wirklichkeit eine Zeichnung ist. Eine Duschkabine in Originalgröße – nur eine Imitation. Wer die Galerie im Kunstmuseum Heidenheim betritt, traut seinen Augen nicht mehr: 70 täuschend echte Imitationen von Gegenständen, Materialien oder Strukturen lassen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen. Die Schau „echt jetzt“ will mit dem Comeback des Trompe-l'œil einen Kontrapunkt in unserer schnelllebigen Zeit setzen.
Täuschend echte Illusion
Ein rosafarbenes Badetuch hängt einsam auf einer Stange an einer Wand. Erst wer genauer hinschaut, stellt fest: Es ist keines der gewöhnlichen Badeutensilien: „Die Künstlerin Jessie Strixner macht die aus Holz. Sie nimmt wirklich einen Holzblock, schneidet ihn mit der Kettensäge, poliert, feilt. Und am Ende entsteht dann hier ein täuschend echtes Holztuch oder ein Badeanzug“, sagt Museumsleiter und Kurator Marco Hompes.
Gleich gegenüber hat er passend dazu zwei hohe Duschkabinen platziert. In einer Duschwanne haben sich Duschreste gesammelt. Die Brause hängt kopfüber an der hellblau gefliesten Wand – oder doch nicht? „Das ist alles Malerei auf Leinwand, die dann so zusammengeschraubt und in den Raum gebracht wurde, dass man denkt, man steht hier wirklich von einer Dusche. Und erst wenn man näher rangeht, dann merkt man, dass es wirklich Malerei ist“, so Marco Hompes.
Und erst dann sieht man, wie detailgenau Stefan Bircheneder seine Objekte gestaltet und mit einer Mischtechnik von Öl und Acryl auf Leinwand täuschend echte Strukturen schafft.
Was ist heute noch real? Was Fiktion?
70 Werke lassen die Grenzen zwischen Realität und Fiktion ineinanderfließen und stellen unser Auge auf die Probe. Quer durch die Geschichte hat der Illusionismus Kunstschaffende von jeher fasziniert.
Dass die Thematik der Sinnestäuschung gerade jetzt wieder aufkommt, liegt für Hompes auf der Hand. Mehr denn je stehe im Zeitalter der Digitalität im Raum: Was ist heute noch real und was Fiktion? So wird der Titel der Ausstellung schnell zur Frage: Echt jetzt? Wenn etwa ein gezeichnetes Ameisennest so real erscheint wie eine Mikro-Fotografie oder Radiergummis aus Edelsteinen wie echt wirken.
Mehr Ausstellungen in Baden-Württemberg
Ausstellung Modigliani-Ausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart: Mehr als ein Außenseiter der Moderne
Die Staatsgalerie Stuttgart will mit ihrer Ausstellung „Modigliani. Moderne Blicke“ den einstigen Skandal-Künstler in all seinen Facetten zeigen - jenseits gängiger Erzählungen, die den Maler und Bildhauer als Frauenheld und Trunkenbold beschreiben.