Der Plot von „Succession“ verbirgt sich bereits im Titel: Es geht um die Nachfolge. Konkret um die Nachfolge an der Firmen-Spitze des fiktiven Konzerns Waystar Royco, eines der größten Medien- und Unterhaltungskonglomerate der Welt.
Eigentlich wollte sich der steinreiche Patriarch Logan Roy in den Ruhestand verabschieden. Seine vier Kinder buhlten bereits um die Nachfolge, als er es sich spontan anders überlegte. Es entfesselt sich ein Machtkampf der Superlative, in dem familiäre Nächstenliebe zur Mangelware wird und in dem sich jeder selbst der Nächste ist.
Was nach einem wirtschaftlich angehauchten Familiendrama klingt, hat jedoch viel mehr zu bieten. Für alle, die die HBO-Serie noch nicht gesehen haben, haben wir einige Punkte zusammengefasst, warum sie sich besonders lohnt.
Der Realitätsbezug: Ein Hauch von Rupert Murdoch
Ein milliardenschweres Medienunternehmen, beherrscht von einer einzigen Familie: Die Verhältnisse aus „Succession“ weisen erstaunliche Parallelen zu Rupert Murdoch und seinen Kindern auf. Der Amerikaner, der mit seinem Imperium von Zeitungen bis Fernsehen im Medienbereich nahezu alles abdeckt, betreibt ferner mit Fox-News seit Jahrzehnten politische Einflussnahme. Und genauso wie Serien-Patriarch Logan Roy denkt er noch nicht so wirklich ans Abtreten.
Aber ist „Succession“ wirklich eine reine Abbildung von Rupert Murdoch und seiner Dynastie? Serienmacher Jesse Armstrong widerspricht, eine einzelne Schlüsselfamilie für die Serie gebe es nicht: „Wir haben über Leute wie den britischen Pressezar Robert Maxwell gesprochen, über die Hearst-Familie, sogar über die Queen und Charles, der schon so lange auf seine Thronfolge wartet.“
Karsten Umlauf über die vierte Staffel der Serie:
Der Humor: Pechschwarz und übersät mit Beleidigungen
Die offene Feindseligkeit, die zwischen den Familienmitgliedern herrscht, sorgt für die lustigsten Szenen der Serie. Es wird beleidigt, wann immer möglich und das zumeist auf besonders kreative und gleichzeitig verletztende Weise, denn Angriff ist bekanntermaßen die beste Verteidigung:
Übertriebene Vergleiche und Darstellungen sind bei den Roys sowieso an der Tagesordnung. Denn was bei keinem der Familienmitglieder auf der Strecke bleibt, ist der Snobismus. Die Luxusprobleme, mit denen sich die Roys herumschlagen, werden jederzeit aufgebauscht und dramatisiert – was sie obgleich ihrer Belanglosigkeit besonders unterhaltsam macht.
Die Vielseitigkeit: Ein bisschen was von allem
Handelt es sich bei „Succession“ um eine reine Medien-Satire? Ist die Serie eher dem Genre Drama oder doch Comedy zuzuordnen? Das Besondere an „Succession“: Es ist eine Mischung aus allem. Bei den Golden Globes 2024 wurde die Serie mit dem Award für die beste Drama-Serie ausgezeichnet.
Neben dem Stilmix entsteht der Reiz vor allem durch das Eintauchen in eine Welt, die den meisten Menschen im Normalfall verborgen bleibt: die der Superreichen. Dabei ist der Fernsehtopos rund um Reichtum und Machterhalt nichts Neues – Serien wie „Dallas“ oder „Downton Abbey“ gewährten schon lange vor „Succession“ Einblicke in verborgene Welten.
Weil „Succession“ aber das Beste aus allen Genres mit in die Waagschale legt, wird die Serie zu einem erfrischend-spannenden Erlebnis.
Das Intro: Mut zum Pathos
In Zeiten des Binge-Watching ist man geneigt, das Intro einer Serie mit dem Skip-Button schnellstmöglich hinter sich zu lassen. Sowieso: Immer häufiger produzieren die Serienmacher gar keine aufwändigen Intro-Songs mehr, sondern nur noch kurze Schnipsel, um dem Binge-Watcher den Klick auf die Fernbedienung zu ersparen. Anders jedoch bei „Succession“.
Das 90 Sekunden lange, epische Piano-Intro von „Succession“ kombiniert Klassik mit HipHop und kommt ganz ohne Text aus. Alte Familienbilder gepaart mit aktuellen Aufnahmen des Medien-Imperiums lassen einen stimmungsvoll in die Welt der Roys eintauchen, jedoch nicht ohne dem Zuschauer vor Augen zu führen, dass sich hier möglicherweise Fiktion und Realität treffen.
Die Charaktere: Schillernd und durchweg überzeugend
Es ist ein zweischneidiges Schwert mit den Snobs der Familie Roy: Liebt man diese verwöhnten Superreichen nun für ihren Humor oder hasst man sie für ihr intrigantes Verhalten aus tiefstem Herzen? Nicht immer ist man sich dessen vor dem Fernseher sicher.
Das spricht ganz für die Charakterzeichnungen, die in „Succession“ zum Einsatz kommen und die mit den durchweg brillanten Schauspielleistungen ihre ganze Sprengkraft entfalten. Vom gerissenen Klassen-Kasper Roman (Kieran Culkin) bis hin zum eigenbrötlerischen Halbbruder Connor (Alan Ruck) ist für jeden Geschmack was dabei.
Und eine Frau darf auch mitmischen: Politik-Strategin Siobhan „Shiv“ Roy (Sarah Snook) ist der heimliche Star der Familie, aufgrund ihres Geschlechts bleibt es jedoch zumeist bei „heimlich“. Für ihre Darstellung der Shiv wird sie 2024 mit einem Golden Globe ausgezeichnet.
Die Charaktere der Serie schufen schon einige ikonische TV-Momente. Der Rap, den Kendall Roy zu Ehren seines Vaters in der Serie aufführt, ist beispielsweise zu einem Internet-Hit geworden, den man sogar auf Spotify anhören kann. Ohne die entsetzten Gesichter des anwesenden Publikums ist der Fremdscham-Faktor jedoch nur halb so groß:
Nicht nur für Medieninteressierte
Zusammenfassend: „Succession“ besticht nicht nur durch Humor, Vielfalt und Bildgewalt, sondern auch durch die einzigartigen Charaktere. Gespickt mit allerlei brandaktuellen Themen lohnt sich die Serie für einen spannenden Fernsehabend – längst nicht nur für Medieninteressierte.
Die vierte Staffel „Succession“ startet am 27. März und wird parallel zur US-Ausstrahlung bei Anbieter WOW zum Streaming angeboten.