Drama rund um das Medienimperium Waystar Royco

„Succession“ räumt bei den Golden Globes ab: Darum lohnt sich die Serie

Stand
Autor/in
Samira Straub

Machtkampf, Geschwisterkrieg, Milliardärsprobleme: Die Geschichte rund um die Familiendynastie Roy geht in eine finale Staffel und ist weit mehr als ein bloßes Familiendrama. Gleich vier Golden Globes prämieren die letzte Staffel der Serie.

Filmstill aus der HBO-Serie "Succession"
Alle in der Familie schielen auf den Chefsessel, doch Logan Roy will ihn eigentlich gar nicht hergeben: Das ist der Plot der HBO-Serie.

Der Plot von „Succession“ verbirgt sich bereits im Titel: Es geht um die Nachfolge. Konkret um die Nachfolge an der Firmen-Spitze des fiktiven Konzerns Waystar Royco, eines der größten Medien- und Unterhaltungskonglomerate der Welt.

Eigentlich wollte sich der steinreiche Patriarch Logan Roy in den Ruhestand verabschieden. Seine vier Kinder buhlten bereits um die Nachfolge, als er es sich spontan anders überlegte. Es entfesselt sich ein Machtkampf der Superlative, in dem familiäre Nächstenliebe zur Mangelware wird und in dem sich jeder selbst der Nächste ist.

Was nach einem wirtschaftlich angehauchten Familiendrama klingt, hat jedoch viel mehr zu bieten. Für alle, die die HBO-Serie noch nicht gesehen haben, haben wir einige Punkte zusammengefasst, warum sie sich besonders lohnt.

Der Realitätsbezug: Ein Hauch von Rupert Murdoch

Ein milliardenschweres Medienunternehmen, beherrscht von einer einzigen Familie: Die Verhältnisse aus „Succession“ weisen erstaunliche Parallelen zu Rupert Murdoch und seinen Kindern auf. Der Amerikaner, der mit seinem Imperium von Zeitungen bis Fernsehen im Medienbereich nahezu alles abdeckt, betreibt ferner mit Fox-News seit Jahrzehnten politische Einflussnahme. Und genauso wie Serien-Patriarch Logan Roy denkt er noch nicht so wirklich ans Abtreten.

Rupert Murdoch und sein Sohn Lachlan
2006 wurde geschätzt, dass circa zwei Prozent der global vertriebenen Medien unter dem Einfluss von Rupert Murdoch stehen. Sein Sohn Lachlan ist mittlerweile CEO der Fox Corporation.

Aber ist „Succession“ wirklich eine reine Abbildung von Rupert Murdoch und seiner Dynastie? Serienmacher Jesse Armstrong widerspricht, eine einzelne Schlüsselfamilie für die Serie gebe es nicht: „Wir haben über Leute wie den britischen Pressezar Robert Maxwell gesprochen, über die Hearst-Familie, sogar über die Queen und Charles, der schon so lange auf seine Thronfolge wartet.“

Karsten Umlauf über die vierte Staffel der Serie:

Der Humor: Pechschwarz und übersät mit Beleidigungen

Die offene Feindseligkeit, die zwischen den Familienmitgliedern herrscht, sorgt für die lustigsten Szenen der Serie. Es wird beleidigt, wann immer möglich und das zumeist auf besonders kreative und gleichzeitig verletztende Weise, denn Angriff ist bekanntermaßen die beste Verteidigung:

I think Logan meant to say he wished mom gave birth to a can opener, because at least then it would be useful.

Übertriebene Vergleiche und Darstellungen sind bei den Roys sowieso an der Tagesordnung. Denn was bei keinem der Familienmitglieder auf der Strecke bleibt, ist der Snobismus. Die Luxusprobleme, mit denen sich die Roys herumschlagen, werden jederzeit aufgebauscht und dramatisiert – was sie obgleich ihrer Belanglosigkeit besonders unterhaltsam macht.

The Logan Roy School of Journalism? What's next, the Jack the Ripper Women's Health Clinic?

Die Vielseitigkeit: Ein bisschen was von allem

Filmstill aus der HBO-Serie "Succession"
Prunkvolle Fest-Banketts, edle Garderoben und allerhand Luxus: „Succession“ zeigt den Alltag im Leben einer Milliardärsfamilie.

Handelt es sich bei „Succession“ um eine reine Medien-Satire? Ist die Serie eher dem Genre Drama oder doch Comedy zuzuordnen? Das Besondere an „Succession“: Es ist eine Mischung aus allem. Bei den Golden Globes 2024 wurde die Serie mit dem Award für die beste Drama-Serie ausgezeichnet.

Neben dem Stilmix entsteht der Reiz vor allem durch das Eintauchen in eine Welt, die den meisten Menschen im Normalfall verborgen bleibt: die der Superreichen. Dabei ist der Fernsehtopos rund um Reichtum und Machterhalt nichts Neues – Serien wie „Dallas“ oder „Downton Abbey“ gewährten schon lange vor „Succession“ Einblicke in verborgene Welten.

Weil „Succession“ aber das Beste aus allen Genres mit in die Waagschale legt, wird die Serie zu einem erfrischend-spannenden Erlebnis.

Filmstill aus der HBO-Serie "Succession"
Die Darsteller*innen der Serie erhielten besondere Coachings, um das Verhalten der soziopathisch veranlagten Superreichen möglichst authentisch zu verkörpern. Dazu gehörte unter anderem ein Kurs im Besteigen von Helikoptern – das normalste der Welt für ein Mitglied der Roy-Familie.

Das Intro: Mut zum Pathos

In Zeiten des Binge-Watching ist man geneigt, das Intro einer Serie mit dem Skip-Button schnellstmöglich hinter sich zu lassen. Sowieso: Immer häufiger produzieren die Serienmacher gar keine aufwändigen Intro-Songs mehr, sondern nur noch kurze Schnipsel, um dem Binge-Watcher den Klick auf die Fernbedienung zu ersparen. Anders jedoch bei „Succession“.

Succession Opening Credits Theme Song | Succession | HBO

Das 90 Sekunden lange, epische Piano-Intro von „Succession“ kombiniert Klassik mit HipHop und kommt ganz ohne Text aus. Alte Familienbilder gepaart mit aktuellen Aufnahmen des Medien-Imperiums lassen einen stimmungsvoll in die Welt der Roys eintauchen, jedoch nicht ohne dem Zuschauer vor Augen zu führen, dass sich hier möglicherweise Fiktion und Realität treffen.

Die Charaktere: Schillernd und durchweg überzeugend

Filmstill aus der HBO-Serie "Succession"
Kendall (Jeremy Strong) ist wohl die tragischste der Figuren, da er fest davon überzeugt war, das Erbe seines Vaters anzutreten – Logans verschobene Pension trifft ihn besonders hart. Die urkomische Opferrolle wird er, so sehr er sich auch anstrengt, die ganze Serie über nicht mehr richtig los.

Es ist ein zweischneidiges Schwert mit den Snobs der Familie Roy: Liebt man diese verwöhnten Superreichen nun für ihren Humor oder hasst man sie für ihr intrigantes Verhalten aus tiefstem Herzen? Nicht immer ist man sich dessen vor dem Fernseher sicher.

Das spricht ganz für die Charakterzeichnungen, die in „Succession“ zum Einsatz kommen und die mit den durchweg brillanten Schauspielleistungen ihre ganze Sprengkraft entfalten. Vom gerissenen Klassen-Kasper Roman (Kieran Culkin) bis hin zum eigenbrötlerischen Halbbruder Connor (Alan Ruck) ist für jeden Geschmack was dabei.

Und eine Frau darf auch mitmischen: Politik-Strategin Siobhan „Shiv“ Roy (Sarah Snook) ist der heimliche Star der Familie, aufgrund ihres Geschlechts bleibt es jedoch zumeist bei „heimlich“. Für ihre Darstellung der Shiv wird sie 2024 mit einem Golden Globe ausgezeichnet.

Filmstill aus der HBO-Serie "Succession"
Shiv (Sarah Snook) hat eigentlich die besten Führungsqualitäten in der Familie. Sie kommt dennoch für den Chefposten nicht in Frage – man ahnt es, weil sie eben eine Frau ist.

Die Charaktere der Serie schufen schon einige ikonische TV-Momente. Der Rap, den Kendall Roy zu Ehren seines Vaters in der Serie aufführt, ist beispielsweise zu einem Internet-Hit geworden, den man sogar auf Spotify anhören kann. Ohne die entsetzten Gesichter des anwesenden Publikums ist der Fremdscham-Faktor jedoch nur halb so groß:

Nicht nur für Medieninteressierte

Zusammenfassend: „Succession“ besticht nicht nur durch Humor, Vielfalt und Bildgewalt, sondern auch durch die einzigartigen Charaktere. Gespickt mit allerlei brandaktuellen Themen lohnt sich die Serie für einen spannenden Fernsehabend – längst nicht nur für Medieninteressierte.

Stand
Autor/in
Samira Straub