Klimawandel abschwächen und die Folgen eindämmen

Klimamanagerin Angela Amatulli: "Jeder trägt dazu bei, dass wir eine positive Zukunft haben"

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Veit Berthold
Veit Berthold
Andreas Müller (SWR1)
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SWR1

Angela Amatulli ist Klimamanagerin in Bad Neuenahr-Ahrweiler und setzt sich für den Klimaschutz im Ahrtal ein. Wir haben mit der 27-Jährigen gesprochen.

Als Angela Amatulli im März 2021 ihren Job als Klimamanagerin in Bad Neuenahr-Ahrweiler angetreten hat, wusste sie noch nicht, wie anspruchsvoll ihre Arbeit werden würde. Seit der Flut ist vielen klar geworden, wie wichtig Klimaschutz für uns alle ist. Trotzdem muss die junge Klimamanagerin mit ihren drei Kollegen dicke Bretter bohren. SWR1 Moderator Veit Berthold hat schnell gemerkt, dass die 27-Jährige trotzdem nicht so schnell aufgibt.

SWR1: Was macht man als Klimaschutzmanagerin überhaupt?

Angela Amatulli: Ich werde tatsächlich richtig häufig gefragt, was ich denn den ganzen Tag so mache. Aktuell befasse ich mich mit der kommunalen Wärmeplanung. Wir haben einen Dienstleister beauftragt, den begleite ich auf dem Weg, einen Wärmeplan für uns zu schreiben.  Also, wo können wir welche Wärmewende-Strategien anwenden? Was können wir im Stadtgebiet tun, um die Wärmewende konkret umzusetzen?

Ich beschäftige mich mit der Umrüstung der Straßenbeleuchtung. Das wollen wir auf LED umrüsten, intelligent und smart, das heißt präsenzgesteuert …

SWR1: Das heißt, wenn ich an so einer Beleuchtung vorbeigehe, erkennt mich die Beleuchtung und macht kurz Licht?

Amatulli: Genau das. Die Leuchte wird heller oder dunkler, wenn sich das anbietet. Es kann aber auch sein, dass wir jetzt wirklich Wege haben, wo ständig jemand entlangkommt. Dann machen wir das nicht. Es geht auch darum zu sehen, ist denn die Beleuchtung überhaupt an und funktioniert sie.

Durch die Umrüstung schaffen wir es 80% des Stroms einzusparen, wenn wir alles umgerüstet haben. Das sind dann – ich habe das einmal ausgerechnet – eine Einsparung von 870 Tonnen CO² im Jahr. Das ist schon ein bisschen was!

SWR1: Ist Ihr Job in den letzten Monaten schwieriger geworden, weil es mehr Konfrontationen gibt und Menschen sagen: Können wir die Energie nicht woanders reinstecken?

Amatulli: Zum Teil mag es diese Leute bestimmt geben. Mit denen habe ich in den letzten Monaten eher weniger geredet. Sondern es ist wirklich so, dass das Thema hier im Ahrtal seit der Flut einen anderen Stellenwert bekommen hat.

Natürlich stellt man sich manchmal die Frage, hat das jetzt im Wiederaufbau wirklich die hohe Relevanz? Ich habe das Gefühl, dass das Thema immer ernster und ernster genommen wird. Vor allen Dingen, weil wir langsam anfangen und die Früchte ernten können, die wir angebaut haben, nach der Flut. Man sieht, dass sich etwas tut!

SWR1: Junge Menschen sind die Zukunft im Ahrtal. Sie gehören dazu. Wie fühlt sich das an?

Amatulli: Ich finde das sehr hoffnungsvoll. Mir hat es geholfen zu wissen, dass ich diese Zeit des Wiederaufbaus aussitzen kann, so blöd das klingt. Wir haben hier noch ganz, ganz viel Zeit und deswegen haben wir auch noch ganz, ganz viel Zeit, was Gutes draus zu machen.

Dafür braucht man einen langen Atem und ich glaube, den kann ich mir dann als junger Mensch vielleicht auch erlauben.

Auf der anderen Seite, wir haben noch die Zukunft, wer weiß wie die so wird. Man hat das in den letzten Monaten, Jahren gemerkt, dass der Klimawandel immer näherkommt. Hier war es auf einmal ganz, ganz nah, aber auch danach hat man ja gemerkt, dass er viel greifbarer und fassbarer wurde. Ich finde, das kann auch für die Zukunft beängstigend sein, weil wir eben nicht wissen, was noch passieren wird.

SWR1: Dann ist es doch umso erfüllender, wenn man dazu beitragen kann, dass es vielleicht nicht so schlimm kommt, wie einige Klimaforscher vorhersagen, oder?

Amatulli: Ja, da ist mein Antrieb! Ich bin der festen Überzeugung, wir brauchen da ein positives Narrativ. Weil all das Klimaschutz ist, die kleinen wie die großen Sachen. Da trägt man eben mal ein kleineres, mal ein größeres Puzzleteil dazu bei, dass wir eine positive Zukunft haben.

SWR1: Würden Sie unterschreiben, dass der Klimawandel nicht aufzuhalten ist, aber dass man ihn weniger schlimm machen kann?

Amatulli: Gerade in Rheinland-Pfalz haben wir die 1,5 Grad Ziellinie geknackt. Wir liegen glaube ich bei 1,52 Grad. Ganz aufhalten können wir ihn wohl nicht mehr. Spätestens nach dem Ereignis im Juli 2021 ist er irgendwie da. Das klingt so diffus, aber er ist halt da. Ich bin aber schon der Überzeugung, dass wir ihn abschwächen können.

Wir müssen uns anpassen. Wir müssen Hochwasserschutz betreiben. Wir müssen Klimaanpassung betreiben. Ich bin eine große Verfechterin davon, dass wir in Zukunft weiterhin versuchen, die Klimafolgen so weit wie möglich einzudämmen.

Der Neben- oder vielleicht auch Haupteffekt dabei: wir gewinnen ganz viel, nämlich eine unabhängige Energieversorgung, behagliche Wohnhäuser und ganz, ganz viele Optionen, uns fortzubewegen.

Das Gespräch führte Veit Berthold.

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