Lea Engels ist 22 Jahre alt und selbstständige Unternehmerin in Ahrweiler. Dort betreibt sie mitten in einer Einkaufsstraße seit gut einem Jahr ein Ladengeschäft für Inneneinrichtung und Deko, rund um alles, was sich Menschen gerne in die Wohnung oder den Garten stellen: Kissen, Blumenvasen, Spiegel, Lampen, Kerzenständer. Veit Berthold hat mit Lea Engels über den Mut für den Schritt in die Selbstständigkeit gesprochen.
SWR1: Wir stehen gerade in einer Ecke mit ganz vielen Lampen, und im Grunde hat das so auch bei Dir zu Hause angefangen. Du hast gemerkt, du hast ein Händchen für Inneneinrichtung …
Lea Engels: Ja genau. Ich und mein Freund, wir sind zusammengezogen und wir haben überlegt, wie können wir uns einrichten. Ich habe richtig viel Spaß daran gefunden. Irgendwann kam dann die Idee, dieses Hobby auch zum Beruf zu machen. Dann haben wir mit Lampen und Vasen angefangen […] Ja, es macht mir auf jeden Fall Spaß!
SWR1: Es gehört viel Mut dazu, so jung zu sagen: Ich mache es einfach. Was hat dir dabei geholfen?
Engels: Auf jeden Fall war die Unterstützung von meiner Familie der ausschlaggebende Grund. Klar ist es am Anfang nicht einfach, aber man muss dranbleiben, und Ahrweiler wächst. Ich denke, das wird auch in Zukunft funktionieren.
SWR1: Du musstest aber auch dein Leben verändern, denn du warst vorher nie ein Mensch, der auf andere zugegangen ist.
Engels: Nein, überhaupt nicht. Wenn ich irgendwie mit Leuten reden musste, war ich eher diejenige, die einem aus dem Weg gegangen ist oder gar nichts gesagt hat, wenn man in einer großen Gruppe ist. Aber das funktioniert jetzt leider nicht. Die Kunden kommen auf einen zu, fragen einen und man muss sie beraten.
SWR1: Fällt dir das heute noch schwer, oder hast du mittlerweile Spaß dran gefunden?
Engels: Ich habe richtig Spaß dran gefunden. Es macht Spaß, wenn die Leute wirklich meinetwegen kommen und fragen: Hey Lea, wie kann ich das machen?
Dann schauen wir zusammen, die bringen Fotos mit von zu Hause und fragen auch, ob ich vielleicht mal nach Hause kommen kann. Das biete ich auf jeden Fall an.
SWR1: Wenn Du in die Zukunft schaust: Was wird in Ahrweiler noch alles passieren, was ist jetzt schon geschafft, wie stellst du dir das vor?
Engels: Ich hoffe, dass natürlich auch wieder mehr Touristen kommen. Wir sind auf dem besten Weg dahin, aber es fehlt natürlich trotzdem noch so ein bisschen. In der Woche ist es noch ziemlich ruhig hier. Aber gerade am Wochenende merkt man schon, dass die Leute wieder kaufen wollen und die Stadt sehen wollen.
SWR1: Wird man mit 22 eigentlich ernst genommen, wenn man sagt ich mache das, das ist mein Laden?
Engels: Die Leute, die schauen einen schon ein bisschen verdutzt an. Also ich hatte letztens eine Kundin, die meinte: Wo ist denn die Chefin? Ich habe gesagt, ich bin die Chefin. Die hat mich angeguckt: Echt Sie, wie alt sind sie denn? Ich: Ja 22. Da war sie ein bisschen verwundert, aber sie meinte dann auch, das ist echt toll, dass man sich so jung so etwas zutraut.
Das Gespräch führte Veit Berthold.