Josy Möhren aus Bad Neuenahr-Ahrweiler ist 18 Jahre alt und macht gerade eine Ausbildung im Bereich Klima, Heizung, Sanitär. Sie liebt ihren Job, auch wenn sie als einziges Mädchen unter männlichen Kollegen arbeitet. Sie wollte immer schon lieber konkret mit Dingen hantieren, anpacken und sehen, was sie geschafft hat. Obwohl sie selbst sagt, dass ihr erst Corona und dann die Flut eigentlich die Jugend gestohlen haben. SWR1 Moderator Veit Berthold hat schnell gemerkt, welches "Powerhouse" ihm da gegenüber sitzt.
SWR1: Du bist 18 Jahre jung und schon im letzten Lehrjahr. Da wird sich der ein oder andere die Frage stellen, wie geht das denn?
Josy Möhren: Ich habe mit 15 die Ausbildung hier angefangen. Kurz vor meinem Ausbildungsbeginn war die Flutnacht und ich wusste nicht, ob ich die Ausbildung anfangen kann oder nicht. Zum Glück hat mein Chef sich dazu entschieden, dass ich die Ausbildung anfangen darf, weil keiner genau wusste, ob mein Chef die Firma weiterführt oder nicht. Seit dem Tag, also seit dem 14. oder 15. Juli 2021, bin ich eigentlich schon dabei.
SWR1: Hast Du das so verstanden, dass Dich die Flut rückblickend auch in Deiner Firma weitergebracht hat?
Möhren: Klar, man merkt halt jetzt, dass man viel mehr Verständnis für andere Menschen hat. Viele Menschen muss man heute noch trösten, also viele alte oder junge Menschen, die ein Trauma dadurch haben.
Das ist das, was einen stärkt. Dass man Leute motivieren kann weiterzumachen, weiter in den Häusern zu arbeiten. Dass sie nicht aufgeben, dafür sind wir halt da.
SWR1: Von außen betrachtet, gibt es im Ahrtal noch viel zu tun. Entspricht das auch dem Bild, das Du hast?
Möhren: Tatsächlich haben wir hier noch echt viel zu tun. Aber es ist auf jeden Fall schon jede Menge passiert. Ich bin dankbar für die vielen Helfer aus ganz Deutschland, und dafür, dass wir so viele helfende Hände hier hatten. Ich glaube, da kann ich für jeden sprechen. Noch mal danke an alle!
Mitten im Kern hier im Ahrtal sieht es natürlich noch sehr chaotisch aus, aber das Äußere wird langsam.
SWR1: Wenn man Dich hier so sitzen sieht und erlebt, dann finde ich das toll, weil man oft hört: auf jeden Fall Gymnasium und studieren. Was würdest Du sagen?
Möhren: Auf gar keinen Fall. Es gibt viel zu viele Studenten, aber viel zu wenig Handwerker. Als Frau einen Handwerksberuf zu machen, ist das Beste, was man machen kann. Damit zeigst du der Männerwelt, dass du als Frau auch arbeiten kannst!
Das Gespräch führte Veit Berthold.