Durch die Flut mussten sie schnell viel Verantwortung übernehmen, wie sie im Gespräch erzählen.
SWR1: Ihr führt die Schreinerei eures Vaters bereits mit und eines Tages übernehmt Ihr sie. Als Brüder arbeitet ihr Seite an Seite. Wie findet Ihr das?
Janik Nelles: Finde ich super, wir verstehen uns gut. Es ist ein harmonisches Miteinander und macht stolz und glücklich.
Niklas Nelles: Das ist für uns natürlich auch eine super Chance, die wir hier gegeben bekommen haben und wo wir uns auch super drüber freuen, die zu nutzen und gemeinsam in die Zukunft zu gehen.
SWR1: Jetzt habt Ihr aber auch einen ziemlich steinigen Weg hinter Euch. Nach der Flut war hier alles kaputt. In der Halle sind alle Maschinen neu. Ist das etwas, was vielleicht noch mehr zusammenschweißt?
Niklas: Sicher, es war eine sehr aufreibende Zeit. Es war anstrengend, aber es hat auch eben super zusammengeschweißt und das Miteinander gefördert.
SWR1: Eure Eltern haben mir gesagt, Ihr seid innerhalb dieser Zeit, wo hier alles neu aufgebaut werden musste, ganz schnell erwachsen geworden. Würdest Du das auch so unterschreiben?
Niklas: Ich würde auf jeden Fall sagen, dass wir in der Zeit zumindest sehr viel Verantwortung schnell übernommen haben, was sonst wahrscheinlich noch länger gedauert hätte. Wir mussten die Aufgaben einfach so verteilen, dass jeder seinen Bereich hat und abdeckt, sodass wir zum einen Kunden zufriedenstellen konnten, aber auch die Werkstatt und privat wieder aufbauen konnten. Das geht nur, wenn man gemeinsam Verantwortung übernimmt. Ich denke schon, dass wir irgendwo dadurch schneller Verantwortung bekommen haben. Aber ich denke, innerlich ist man immer noch jung.
Janik: Man hat ja noch das ganze Leben vor sich. Und man nimmt natürlich dann die Chancen an, die einem diese Katastrophe oder die Situation gibt. Man versucht, das Beste daraus zu machen und für sich und sein Umfeld für die Zukunft zu positionieren, neu aufzustellen und nach vorne zu schauen.
SWR1: Im Grunde sagt man ja immer, in jeder Krise steckt auch immer eine Chance. Ist es so, dass man aber ein gewisses Alter haben muss, um diese Chance überhaupt noch zu sehen?
Niklas: Ich denke auf jeden Fall, dass das Alter eine Rolle spielt, wie man die Dinge nimmt oder sieht. Wir schauen natürlich vielleicht deutlich positiver in die Zukunft, weil wir das Ganze noch vor uns haben und das Ganze noch selbst jetzt gestalten können. [...]
SWR1: Wie muss sich die jüngere Generation im Ahrtal aufstellen, damit das im Grunde richtig gut wird?
Janik: Man muss gemeinsam daran arbeiten, überregional etwas zum Schutz aller zu tun, was das Hochwasser angeht. Ansonsten habe ich das Gefühl, dass die jungen Leute oder die junge Generation schon sehr gut Hand in Hand arbeitet. In verschiedenen Branchen und Gewerken, die in der Region sind, gibt es ein großes positives Miteinander. Ich glaube, dass alle eine Vision vor Augen haben, dass es hier vielleicht sogar noch schöner wird als vorher. Darauf arbeiten, denke ich, die jungen Leute gemeinsam hin.
Niklas: Das heißt, wir können das ganze Ahrtal jetzt mitgestalten und man kann eigentlich nur jedem nahe legen, sich hier in Vereinen oder in verschiedenen Instituten mit einzubringen, um das Ganze zu gestalten. Das ist natürlich jetzt auch irgendwo unsere Chance. Das sollten auch alle nutzen. Und ich glaube, das Ahrtal wird sehr positiv von jungen Leuten aufgenommen. Man sieht es auch am Wochenende, [...] es gibt Veranstaltungen in den Weinbergen. Es ist echt klasse, wie das Ganze gemacht und auch gut von jungen Leuten angenommen wird. Ich glaube, das hat durchaus eine super Zukunft hier.
Das Gespräch führte Veit Berthold.