Psychologie

Warum sehen wir im Spiegel besser aus als auf Fotos?

Stand
AUTOR/IN
Franziska Ehrenfeld

Auf Fotos finden wir uns oft nicht so schön wie im Spiegel. Dabei sehen wir doch eigentlich gleich aus. Oder?

Wieso finden wir unser Spiegelbild so gut?

In der Regel finden wir unser Spiegelbild ziemlich gut. Das lässt sich mit dem sogenannten Mere-Exposure-Effekt erklären: Wenn wir mit einem bestimmten Reiz – also zum Beispiel unserem Spiegelbild – öfter konfrontiert sind, dann finden wir diesen Reiz mit der Zeit immer besser. Je öfter wir etwas sehen, desto besser gefällt es uns und unser Spiegelbild sehen wir ja meistens mehrmals täglich.

Warum gefallen wir uns auf Fotos nicht so sehr?

Auf Fotos sehen wir uns meistens gefühlt verkehrt herum. Aber eigentlich sehen wir uns da so, wie wir tatsächlich aussehen, also wie uns auch andere sehen. Im Spiegel sehen wir uns spiegelverkehrt. Wenn wir uns auf Fotos sehen, ist das ungewohnt, deshalb finden wir das erstmal weniger gut.

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"Mere Exposure" bedeutet auf Deutsch "bloße Exposition". Also alleine, dass wir unserem Spiegelbild täglich ausgesetzt sind, führt dazu, dass wir es mögen.

Viele Android-Smartphones speichern Selfies standardmäßig gespiegelt ab, um diesem Effekt entgegenzuwirken. Wir selbst finden das Selfie dann schöner, dafür sind andere Menschen eher irritiert.

Außerdem sind Fotos nur eine ganz kurze und unbewegliche Momentaufnahme. Da stechen uns ungeliebte Details viel eher ins Auge, weil wir uns darauf viel mehr konzentrieren können. Im Spiegel sehen wir uns ja immer ein bisschen in Bewegung – quasi in 3D. Da können wir uns – bewusst oder unbewusst – auch eher so hindrehen, wie wir es gut finden. Ein Foto ist und bleibt dagegen so, wie es ist. Manchmal ist die Perspektive nicht optimal gewählt und teilweise hat uns auch die Kameralinse etwas verzerrt.

Kann man gegen den Mere-Exposure-Effekt etwas machen?

Ja, mehr Fotos machen lassen und sich selbst anschauen kann helfen. So gewöhnt man sich an den eigenen Anblick auf Fotos. Das klappt übrigens auch mit der Stimme, denn seine eigene Stimme hört man selbst ja ganz anders als auf Aufnahmen. Wer sich aber einige Mal selbst gehört hat, gewöhnt sich an den Klang der eigenen Stimme auf Aufzeichnungen. Der Mere-Exposure-Effekt funktioniert nämlich nicht nur mit Gesichtern, sondern zum Beispiel auch mit Songs, Werbung und Motiven.

Smartphone macht Foto von Frau
Wer öfter Bilder von sich macht und diese ansieht, gewöhnt sich an den eigenen Anblick.
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Franziska Ehrenfeld