Bildung

Sollen Schulen sich der Bundeswehr öffnen? Ein Kommentar

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Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
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Martina Janning

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger will in Schulen besser auf Krisen und einen Kriegsfall vorbereiten - mit Hilfe der Bundeswehr. Ein Kommentar von Anja Braun.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger will deutsche Schüler und Schülerinnen besser auf Krisen und auch einen Kriegsfall vorbereiten. Das ist sinnvoll. Denn viele Menschen und sicherlich genauso Kinder und Jugendliche fühlen sich von den vielfachen Krisen überrollt, und es fehlt ihnen an der Orientierung - daraus kann oft Angst entstehen.

Jugendoffiziere sind nicht neutral

Doch können tatsächlich Jugendoffizier*innen der Bundeswehr die Lösung sein? Stark-Watzinger spricht sich für ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" aus und der Deutsche Lehrerverband plädiert explizit für eine Einbeziehung der Bundeswehr. Aber das geht doch am eigentlich sinnvollen Ziel vorbei.

Denn Jugendoffizier*innen der Bundeswehr sind nicht neutral. Sie werden logischerweise positiv über ihre Einsätze sprechen. Und das wiederum kann die Schülerinnen und Schüler beeinflussen, die Militarisierung als besten Lösungsweg aus den Konflikten der Gegenwart zu sehen. 

Angehörige der Bundeswehr werden an Schulen nicht neutral über ihre Arbeit berichten. Das kann militärische Einsätze als beste Art der Konfliktlösung erscheinen lassen. Symbolbild: Übung bei der Bundeswehr
Angehörige der Bundeswehr werden an Schulen nicht neutral über ihre Arbeit berichten. Das kann militärische Einsätze als beste Art der Konfliktlösung erscheinen lassen.

Nicht nur eine militärische Konfliktlösung vermitteln

Dabei ist ein Bundeswehreinsatz in der Regel nur einer von vielen möglichen Wegen, um Konflikte zu beenden. Deshalb sollten alle Perspektiven auf Konflikte gezeigt werden und nicht nur die militärischen.

Besser wäre es also, wenn Friedensforscherinnen und Forscher an die Schulen kommen, und Geschichtslehrende verstärkt aus der Erfahrung jüngster Kriege und Konflikte berichten.

Bundeswehr an Schulen: Verkappte Anwerbung von Nachwuchs?

Die Bundeswehr an Schulen hat meines Erachtens nur einen Zweck, und zwar Nachwuchs für die Armee anzuwerben. Doch da wir keine allgemeine Wehrpflicht haben, über die sie informieren könnte, ist die Bundeswehr eben ein Unternehmen unter vielen.

Stellt sich die Frage: Warum sollte die Bundeswehr an Schulen um Nachwuchs werben dürfen und nicht die Deutsche Bahn? Lokführer werden auch dringend gebraucht. Vielleicht noch dringender wird Pflegepersonal gebraucht. Doch die Klinikgesellschaften dürfen auch keine Werbebotschafter*innen in den Unterricht entsenden.

Dass die Bundeswehr Werbung für sich machen soll und es notwendig ist, mehr Nachwuchs zu gewinnen, entspricht den politischen Vorgaben. Aber das soll doch bitte nicht im Klassenzimmer stattfinden.

Die Bundeswehr ist auf Nachwuchs angewiesen und wirbt zum Beispiel auf Plakatwänden und Pizzakartons  für sich. Der Einsatz von Jugendoffizier*innen an Schulen käme einer verdeckten Werbung gleich.
Die Bundeswehr ist auf Nachwuchs angewiesen und wirbt zum Beispiel auf Plakatwänden und Pizzakartons für sich. Der Einsatz von Jugendoffizier*innen an Schulen käme einer verdeckten Werbung gleich.

Verständnis für die Demokratie vermitteln

Wichtig ist, dass in den Schulen die Vorteile unserer Demokratie vermittelt werden - aber von dafür ausgebildeten Lehrkräften. Denn die können und sollen auch die unabhängige Meinungsbildung der Schülerinnen und Schüler fördern.

Doch leider ist unser Schulsystem jetzt schon zu häufig überfordert - was nicht nur die schlechten Resultate bei Bildungsstudien wie Pisa zeigen. Viel ist seither die Rede von Quereinsteiger*innen ins Lehramt und dem Einsatz von mehr schulpsychologischen Teams. Hier - Frau Bundesbildungsministerin - ist noch Einiges zu bewegen. Der Einsatz von Bundeswehroffizieren im Klassenzimmer wird den Schulbetrieb dagegen nicht verbessern.

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