Jahresrückblick

Raumfahrt: Diese Highlights gab es 2024

Stand
Autor/in
David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR Kultur Impuls.
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Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

2024 gab es mehr Raketenstarts als je zuvor und die spektakuläre Rückkehr einer Rakete in ihr Startgerüst. Doch nicht immer klappte alles wie geplant.

Der Raumfahrt-Jahresrückblick 2024 bei SWR Kultur "Das Wissen" (ab Minute 5:30):

Mehr als 240 erfolgreiche Raketenstarts weltweit – damit ist 2024 diesbezüglich schon das vierte Rekordjahr in Folge. Mit 128 Starts geht mehr als die Hälfte auf die Rechnung der Falcon 9 von SpaceX. Das ist das erste Mal, dass ein Raketentyp mehr als hundert Mal in einem Jahr ins All gestartet ist.

Jungfernflug der Ariane 6 und Rückkehr der Vega-C

Aber nicht nur Space-X verzeichnete dieses Jahr Erfolge. Mit der Ariane 6 hat Europa knapp ein Jahr nach dem letzten Flug der Ariane 5 wieder eine Schwerlastrakete. Am 9. Juli startete sie erfolgreich vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou.

Während des Fluges kam es allerdings zu einem Problem mit dem Triebwerk der Oberstufe. Das sollte eigentlich bis zu fünf Mal erneut zünden können, allerdings funktionierte das nur zwei Mal. Die Oberstufe blieb deshalb als Weltraumschrott im All, was eigentlich durch das neue Triebwerk hätte verhindert werden sollen.

Die Vega, die europäische Rakete für kleinere Nutzlasten, startete im September das letzte Mal. Ihre Nachfolgerin, die Vega-C, startete im Dezember 2024 zum dritten Mal – zwei Jahre nach ihrem letzten Flug. Damals versagte die zweite Stufe und die Rakete stürzte mit zwei Satelliten an Bord ins Meer.

Gestein von der Rückseite des Mondes

Da sich der Mond genauso schnell um sich selbst dreht, wie er um die Erde kreist, sehen wir immer nur ein und dieselbe Seite des Erdtrabanten. Das macht Manöver oder sogar Landungen auf der Rückseite des Mondes besonders schwierig, weil dorthin kein direkter Funkkontakt möglich ist.

Raumfahrt Chinesische Sonde ist gelandet - mit Proben vom Mond

Die chinesische Sonde Chang´e 6 ist am 25. Juni 2024 wieder auf der Erde gelandet - mit Proben von der erdabgewandten Seite des Monds im Gespäck.

Impuls SWR Kultur

Die chinesische Raumsonde Chang’e 6 landete im Juni 2024 erfolgreich auf der Rückseite des Mondes. Und nicht nur das - nach zwei Tagen auf der Oberfläche kehrte die Sonde mit Gesteinsproben an Bord in die Mondumlaufbahn zurück und übergab diese Proben an ihr „Mutterschiff“, das sie zurück zur Erde brachte. Es ist das erste Mal, dass Gestein von der Rückseite des Mondes zur Erde transportiert wurde.

Die Rückkehr zum Mond erneut verschoben

Nicht nur China hat den Mond als Ziel für die Raumfahrt ins Auge gefasst. Im Februar landete mit der IM-1-Mission des US-Unternehmens Intuitive Machines das erste Mal ein privates Unternehmen erfolgreich auf dem Mond – fast.

Die Sonde kippte nach der Landung um. Alle Instrumente an Bord waren aber weiter funktionsfähig. Die einzige Nutzlast, die ihre Mission nicht erfüllen konnte, war eine „Moon Phases“ getaufte Skulptur, die auf dem Mond hätte platziert werden sollen, aber durch das Umkippen der Sonde blockiert war.

Auch wenn der Verkehr um den Mond zunimmt, eine erneute astronautische Landung lässt noch auf sich warten. Im Dezember gab die NASA bekannt, dass sich das Artemis-Programm erneut verzögert. Die Artemis-2-Mission, mit der Menschen erstmals seit den 1970er-Jahren zum Mond fliegen sollen, findet frühestens 2026 statt. Die erste Landung seit Apollo frühestens 2027.

Mechazilla fängt Rekordrakete

Das Starship von SpaceX ist die größte jemals gebaute Rakete. Nach ihrem Jungfernflug 2023 folgten dieses Jahr weitere Tests, jeder etwas erfolgreicher als der vorherige. Im Oktober konnte die zurückkehrende erste Stufe der Rakete mit den sogenannten „Mechazilla“-Armen der Startrampe aufgefangen werden. Dieser Teil der Rakete ist fast 70 Meter hoch und wiegt 275 Tonnen.

Das Starship stellte noch einen weiteren Rekord auf: Sie ist die lauteste Rakete jemals. Der Schallforscher Kent Gee der Brigham Young University in Provo, Utah, schätzt, dass von allen menschengemachten Dingen nur Atombomben lauter sind. Mit dem stetig zunehmenden Raumfahrtbetrieb wird auch die Diskussion um Lärmbelästigung durch Raketen immer wichtiger, glaubt Gee.

Weltraumtechnik Starship von Space-X ist größte und bislang lauteste Rakete

Alle paar Stunden startet eine SpaceX-Rakete? Das will zumindest Elon Musk. Ein echtes Problem für alle Anwohnenden, denn Starship die lauteste Rakete jemals ist.

Kerzenwachs-Rakete "Light this Candle"

Als erstes Deutsches Raumfahrt-Startup startete HyImpulse aus Neuenstadt am Kocher eine eigene Rakete. Die Höhenforschungsrakete SR75 startete von Südaustralien aus in 50 bis 60 Kilometer Höhe – damit aber nach internationaler Definition noch nicht ins Weltall.

Raumfahrt Antrieb mit Kerzenwachs: HyImpulse-Rakete erfolgreich abgehoben

Erstmals gelingt einem deutschen Unternehmen der Start eine kommerziell nutzbaren Trägerrakete. Das Besondere: Die Rakete von HyImpulse wird mit Kerzenwachs angetrieben.

Der Flug wurde „Light this Candle” getauft. Eine Anspielung auf das Paraffin, Kerzenwachs, das die Rakete als Antrieb nutzt und eine Hommage an den ersten US-amerikanischen Raumfahrer Alan Shepard. Bei seinem ersten Flug ins All am 5. Mai 1961 rief er nach mehreren Startverschiebungen und einigen Stunden Wartezeit irgendwann entnervt: „Why don’t you fix your little problem and light this candle?“ – Warum könnt ihr nicht euer kleines Problem lösen und diese Kerze endlich anzünden?

Rocket Factory Augsburg weniger erfolgreich

Weniger erfolgreich war eines der anderen Deutschen Raumfahrt-Startups, die Rocket Factory Augsburg. Bei einem Test der ersten Stufe ihrer in der Entwicklung befindlichen Rakete RFA One auf dem schottischen Weltraumbahnhof Saxavord im August kam es zu einer Explosion. Die Raketenstufe wurde dabei völlig zerstört.

Den ersten Start hat Rocket Factory Augsburg für das kommende Jahr geplant. Auch das dritte Deutsche Raumfahrt-Startup, Isar Aerospace, peilt einen Start in 2025 an.

Ingenuitys letzter Flug

Das erste Fluggerät auf einem fremden Planeten, der Mars-Helikopter Ingenuity, landete nach 72 Flügen das letzte Mal. Der kleine Hubschrauber kam im Februar 2021 gemeinsam mit dem Rover Perserverance auf dem Mars an. Ursprünglich waren fünf kurze Flüge in den ersten 30 Tagen der Mission geplant.

Nachdem Ingenuity aber keine Anstalten machte, nicht mehr zu funktionieren, wurde er in die Mission eingebunden und flog drei Jahre lang Erkundungsflüge für Perserverance. Nach insgesamt mehr als zwei Stunden Flugzeit brachen bei der letzten Landung alle Rotoren ab. Vermutlich musste "Ginny" notlanden, weil die Leistung der Batterie über die Jahre zu sehr abgenommen hatte, und zog sich durch eine harte Landung die Schäden zu.

Raumfahrt Ingenuity: Nasa stellt Flugverkehr auf dem Mars ein

Der kleine Helikopter Ingenuity sollte ursprünglich nur 30 Tage über den Mars fliegen. Dann wurden fast drei Jahre daraus. Doch nun ist Schluss. Probleme bei seiner 72. Landung beendeten den Einsatz.

Aufgrund seiner deutlich länger als geplanten Laufzeit wurde Ingenuity auch „The Little Copter That Could“ genannt, angelehnt an die amerikanische Kindergeschichte „The Little Engine That Could“. Darin zieht eine kleine, anthropomorphisierte Dampflock einen scheinbar viel zu schweren Zug über einen Berg.

Aus acht Tagen mach neun Monate (oder noch mehr)

Der Test des Boeing Starliner war lange erwartet. Das Raumschiff startete im Juni zur Internationalen Raumstation ISS. Eigentlich sollten die beiden Astronauten Sunita Williams und Butch Wilmore nur acht Tage bleiben. Probleme während des Fluges zur ISS verzögerten allerdings ihre Abreise immer weiter.

Am Ende fiel die Entscheidung: Der Starliner wird ohne die beiden Astronauten zur Erde zurückkehren und Williams und Wilmore werden in die aktuelle Crew der ISS integriert. Der geplante Rückflug – mit einer Dragon-Kapsel des Boeing-Konkurrenten SpaceX – sollte eigentlich im Februar 2025 stattfinden, wurde aber nochmal um mindestens zwei Monate verschoben. Aus den geplanten acht Tagen werden also mindestens zehn Monate im All.

60 Tage im All Starliner-Problem ungelöst: NASA-Astronauten stecken auf ISS fest

Eigentlich sollten Butch Wilmore und Suni Williams nur zehn Tage an Bord der ISS sein. Daraus könnten jetzt neun Monate werden. Schuld sind Probleme mit dem Boing-Raumschiff 'Starliner'.

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Raumfahrt-Highlights 2024:

Raumfahrt Chinesische Sonde ist gelandet - mit Proben vom Mond

Die chinesische Sonde Chang´e 6 ist am 25. Juni 2024 wieder auf der Erde gelandet - mit Proben von der erdabgewandten Seite des Monds im Gespäck.

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