Europäische Raumfahrt

Die kleine Schwester der Ariane 6: Die Vega-C absolvierte nach zwei Jahren den dritten Start.

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David Beck
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Richard Kraft, Reporter für SWR Wissen Aktuell.

Neben der Ariane 6 gibt es für europäische Starts ins All eine weitere Rakete: die Vega-C. Nach einem missglückten Start vor zwei Jahren folgte nun der dritte Start.

An Bord hatte die Vega-C den Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1C. Doch viel interessanter beim Start vom Weltraumbahnhof Kourou war, ob sie überhaupt fliegen würde. Vor knapp zwei Jahren, bei ihrem zweiten Start, hatte die zweite Stufe versagt und die Rakete war mit zwei Satelliten ins Meer gestürzt.

Bilderbuchstart der Vega-C Rakete

Dieses Mal gab es keine Probleme. Alle vier Stufen funktionierten einwandfrei. Die erste davon, der P120C-Feststoffbooster, ist eine Gemeinsamkeit der Vega-C mit ihrer großen Schwester, der Ariane 6. Die Ariane nutzt je nach Bauart zwei oder vier dieser Booster als Startunterstützung. Ohne deren zusätzlichen Schub würde sie gar nicht von der Startrampe abheben können. Der Einsatz derselben Boostertechnik bei beiden Raketentypen soll Entwicklungs- und Herstellungskosten sparen.

Die Booster sind Feststoffraketen. Triebwerke dieser Bauart nutzen, wie der Name sagt, nur feste Bestandteile als Treibstoff. Deshalb sind sie technisch sehr viel einfacher aufgebaut als Flüssigtreibstofftriebwerke, bei denen mit komplexen Pumpwerken sehr schnell, sehr große Mengen Treibstoff in die Brennkammer befördert werden müssen. Ein weiterer Vorteil ist der größere Schub, den Feststofftriebwerke entwickeln, sagt Ralf Hupertz vom Institut für Raumfahrtantriebe des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR.

"Aber der spezifische Impuls, der ist sehr viel geringer", so Hupertz weiter. Das bedeutet: Fester Treibstoff ist relativ zu dem Schub, den er entwickeln kann, sehr viel schwerer. Das höhere Treibstoffgewicht geht zu Lasten der Nutzlastkapazität, also der Masse, die eine Feststoffrakete wie die Vega-C in die Umlaufbahn bringen kann.

Illustration verschiedener europäischer Raketen. Von links nach rechts: Ariane 5, Vega, Vega-C, Ariane 62 mit zwei Feststoffboostern, Ariane 64  mit vier Feststoffboostern
Eine Übersicht über alle eingesetzten europäischen Raketen der letzten Jahre. Von links nach rechts: Ariane 5, Vega, Vega-C, Ariane 62, Ariane 64.

Vega-C und Ariane 6 unterscheiden sich deutlich

Doch genau dafür wurde die Vega-C und ihre Vorgängerin, die Vega, entwickelt. Sie soll kleinere Satelliten auf polare oder sonnensynchrone Umlaufbahnen bringen. Für Erdbeobachtungssatelliten wie Sentinel-1C sind solche Umlaufbahnen günstig, weil sie auf ihnen jeden Punkt der Erde überfliegen können.

Die Sentinel-Satelliten wiegen knapp zweieinhalb Tonnen. Das entspricht genau der Kapazität der Vega-C. Die Ariane 6, eine Schwerlastrakete, hätte für solche Umlaufbahnen eine Kapazität von sieben oder sogar mehr als 15 Tonnen, je nach Ausrüstung mit zwei oder vier Boostern.

"Eine Ariane 6 einzusetzen, auch mit nur zwei Feststoffraketen wäre maßlos überpowert und dafür dann halt auch für solche Kleinnutzlasten viel zu teuer", sagt Ralf Hupertz dazu. Die Vega-C deckt also ein anderes Marktsegment ab als die Ariane 6. Noch kleinere Nutzlasten sollen in Zukunft mit Raketen privater Startups von Europa aus starten. Dazu gehören auch die deutschen Unternehmen Rocket Factory Augsburg, Isar Aerospace und Hyimpulse.

Die Vega-C Rakete vor dem Start in Kourou beleuchtet bei Nacht. Die Rakete steht in der Mobile Gantry, dem fahrbaren Gebäude für die Startvorbereitungen.
Die Vega-C Rakete vor dem Start in Kourou. Sie gilt als die kleine Schwester der Ariane 6.

Neuer Copernicus-Satellit soll bei Naturkatastrophen helfen

Der jetzt von der Vega-C gestartete Satellit Sentinel-1C gehört zu Copernicus, dem gemeinsamen Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Kommission und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Die Copernicus-Konstellation misst und liefert eine große Vielfalt an Daten der Erdoberfläche, der Meere und der Atmosphäre, etwa optische, Infrarot- oder Radardaten.

Damit können beispielsweise Daten zum Klimawandel erhoben werden und auch die Hilfe in Katastrophengebieten profitiert von den schnell zur Verfügung stehenden Daten aus dem All. Bei den katastrophalen Hochwassern in Spanien im Herbst 2024 lieferten Copernicus-Satelliten regelmäßige Updates über das Ausmaß der Überflutungen und deren Folgen.

Die gesammelten Daten des Copernicus-Programms sind für alle frei zugänglich. Nach dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde allerdings der Zugriff aus Russland unterbunden, um eine militärische Nutzung der Daten zu verhindern. Diese Blockade ist aber vermutlich relativ einfach zu umgehen.

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