Selbst zehn Kilometer entfernt ist der Lärm noch enorm, fanden Forscher bei einem der Starts des Starship von Space-X heraus. Es gehört zu den lautesten menschengemachten Dingen jemals. Professor Kent Gee der Brigham-Young-University in Provo, Utah, hat bei mehreren Starts Messungen durchgeführt:
Diese Rakete ist lauter als das SLS der NASA, die aktuelle Mondrakete. Die Mondrakete der Apollo-Missionen, die Saturn V, war nur etwas lauter als das SLS. Mir fällt ansonsten nichts ein, was hätte lauter sein können außer Atombomben. Da wird so viel Energie freigesetzt, dass die wahrscheinlich lauter sind, aber nur ganz kurz.
Man muss Schallleistung von Lautstärke unterscheiden
Ein Raketenstart dauert mehrere Minuten. Die Energie, die dabei in Form von freigesetzt wird, ist enorm. Kent Gee hat die sogenannte Schallleistung des Starships beim Start gemessen. Die Schallleistung ist eine akustische Messgröße. Allerdings ist sie nicht das gleiche wie die empfundene Lautstärke, die nur sehr schwer messbar ist.
Diese wird zwar oft als der sogenannte A-bewertete Schalldruckpegel (dB(A)) angegeben, aber auch diese Messgröße kann die Lautstärke nicht immer genau wiedergeben. Laut Kent Gee kann gerade bei einem Raketenstart der A-bewertete Schalldruckpegel die empfundene Lautstärke nicht gut wiedergeben, weil niedrige Frequenzen, die bei einem Raketenstart überwiegen, nicht so laut empfunden werden, wie höhere Frequenzen.
Für Kent Gees Messungen war aber eben die Schallleistung wichtig. Und auch bei der gilt grundsätzlich: Je größer, desto lauter. "Ich habe die Schallleistung eines militärischen T-7A-Redhawk Düsenjet gemessen und mit Nachbrenner war das im Bereich von 173, 174 Dezibel."
Zum Vergleich, ein lautes Rockkonzert hat eine Schallleistung von etwa 100 bis 105 Dezibel. Ist man solch einer Schallleistung ohne Schutz über längeren Zeitraum ausgesetzt, kann das Hörschäden auslösen. Ab 140 Dezibel reichen dafür schon kurze Impulse, etwa ein Schuss aus einer Waffe. In der Nähe eines startenden Düsenjets zu sein, mit etwa 173 Dezibel, ist also sehr gefährlich für unser Gehör.
Die Schallleistung beim Start des Starships entspricht der von 3.000 Düsenjets
Raketen sind nochmal wesentlich lauter als das, erklärt Kent Gee:
Jede Erhöhung um 10 Dezibel bedeutet eine Verzehnfachung der Schallleistung. 183 Dezibel wäre also, als ob 10 Düsenjets gleichzeitig starten würden. 193 wären 100 Düsenjets. Das Space Launch System SLS, das leiser ist als Starship, hat beim Start etwa 202 Dezibel. Das ist, als würden etwa 800 Düsenjets mit Nachbrenner gleichzeitig starten.
Laut Gees Messungen hat das Starship beim Start nochmal eine viermal größere Schallleistung, was also mehr als 3.000 Düsenjets beim Start entspricht.
Erster Start der Ariane 6 Rakete mit Problemen
Raketenlärm auch zehn Kilometer entfernt noch spürbar
Die nächsten größeren Siedlungen um die Startrampe sind South Padre Island und Port Isabel, beide etwa zehn Kilometer von der Startrampe entfernt. Auch hier führte Kent Gee Messungen durch:
"Zehn Kilometer entfernt war es etwa so laut wie bei einem Rockkonzert. Das dauert natürlich länger als ein Raketenstart, deswegen wird man von Starship keinen Hörschaden bekommen. Aber könnte es dein Haus nachts ein bisschen durchschütteln und dich aufwecken? Auf jeden Fall. Der Start hat selbst hier, in zehn Kilometer Entfernung, noch Alarmanlagen in Autos ausgelöst. Das ist also auf jeden Fall ein erhebliches Schallereignis."
Regelmäßige Starship-Starts könnten zu ernsthafter Lärmbelastung für Menschen und Wildtiere werden
Space-X startet zumindest in Texas nachts noch keine Raketen. Und bisher ist das Starship auch erst sechs Mal in mehr als eineinhalb Jahren gestartet. Ein Start ist also noch eher eine Ausnahme.
Elon Musk spricht jedoch immer wieder davon, dass er davon ausgeht in den nächsten Jahren zum Teil mehrmals am Tag Starships starten zu wollen. Und das könnte zu einer großen Lärmbelastung für Menschen werden, die selbst zehn Kilometer oder sogar noch weiter entfernt leben.
Noch viel größer wird der Lärm für Wildtiere, die sich viel näher an den Startrampen aufhalten und nicht gewarnt werden können. Aber nicht nur Space-X startet Raketen aus dem Lebensraum wilder Tiere. Das ikonische Kennedy Space Center der NASA befindet sich inmitten eines Naturschutzgebiets mit vielen bedrohten Tierarten.
Der Europäische Weltraumbahnhof in Kourou liegt in der Französisch Guyanischen Feuchtsavanne am Rande des Regenwalds. Mit der rasanten Zunahme von Raketenstarts vor allem durch Space-X und der enormen Lautstärke des Starships wird die Diskussion um Lärmbelastung durch Raketenstarts in Zukunft auf jeden Fall an Fahrt aufnehmen.
Wie ökologisch ist ein Raketenstart?
Mit seinen Messungen will Kent Gee Daten liefern, auf deren Basis Entscheidungen getroffen werden können, um Mensch und Natur bestmöglich zu schützen und gleichzeitig Raumfahrt zu ermöglichen.