Es ist der erste rein privat finanzierte Raketenstart aus Deutschland: Am Freitag morgen europäischer Zeit hob die Rakete des deutschen Unternehmens HyImpulse wie geplant in Australien ab. Ein erfolgreicher Erstflug, der beweist: Das entwickelte Antriebskonzept mit Kerzenwachs funktioniert.
Gebaut in Heilbronn - Erstflug in Australien
HyImpuls hat seinen Sitz in Neuenstadt am Kocher bei Heilbronn in Baden-Württemberg. Dort hat das Unternehmen mit 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Paraffin-Sauerstoff-Hybridantrieb bis zur Startreife entwickelt.
Gestartet wurde die Rakete allerdings am anderen Ende der Welt: Von dem australischen Raketentestgelände Koonibba aus ließ HyImpulse am Freitag morgen europäischer Zeit seine Rakete in die Höhe steigen. Geplant war eine maximale Höhe von 60 Kilometern.
Laut Angaben des Unternehmens wird es einige Tage dauern, bis die Rakete geborgen ist und die Daten ausgewertet sind. Erst dann kann gesagt werden, ob die geplante Höhe von 60 Kilometern erreicht wurde. Die Grenze zum Weltall bei 100 Kilometern soll erst bei späteren Flügen überschritten werden.
So funktioniert der Antrieb mit Kerzenwachs
Im Raketenkörper sitzt ein Block aus festem Paraffin. Dieser ist von vielen Bohrungen durchzogen. Durch diese Bohrungen wird flüssiger Sauerstoff geleitet. Die beiden Stoffe reagieren miteinander. Das entstehende heiße Gas treibt die Rakete an.
Mit Kerzenwachs ins Weltall: HyImpulse-Rakete erfolgreich gestartet
Nachteile der Kerzenwachs-Rakete
Allerdings brennt der feste Treibstoffblock nie ganz gleichmäßig ab. Das kann dazu führen, dass die Rakete im Flug zu Vibrieren beginnt, was sie beschädigen und sogar zerstören kann.
Auch das sehr schnelle Abschalten und Wiederzünden einer Hybridrakete im Flug ist nicht so einfach – diese Fähigkeit wird aber benötigt, wenn es darum geht, genau definierte Geschwindigkeiten zu erreichen, um Raumfahrzeuge auf ebenso genau definierte Bahnen schießen zu können.
Rakete mit Kerzenwachs-Antrieb kann nicht explodieren
Die Vorteile der Kerzenwachs-Technologie sind die geringen Kosten und: Die Explosionsgefahr der Rakete ist bei Null. Sie konnte in den vergangenen Wochen in beladenem Zustand völlig gefahrlos von Neuenstadt bei Heilbronn per Schiff nach Australien gebracht werden. Dort hat das Unternehmen eine Woche Startzeit auf einem Raketentestgelände gebucht.
Nachfolgemodell soll Satelliten ins All bringen
Der gelungene Erstflug öffnet die Tür für weitere Testflüge - hinaus ins Weltall oberhalb von 100 Kilometern. In eine Umlaufbahn um die Erde einschwenken kann die Rakete aber nicht – erst ein Nachfolgemodell soll die dafür notwendige Geschwindigkeit erreichen und dann auch bis zu 600 Kilogramm schwere Satelliten ins All bringen. Ein erster Start ist für Ende 2025 geplant.
Der Kerzenwachs-Antrieb hat Potential
Für seine Flüge ins All will HyImpulse schon Aufträge im Wert von mehr als 100 Millionen Euro in den Büchern stehen haben. Russland und China fallen derzeit als Auftragnehmer für Satellitentransporte aus. Und die neue Europaraketen Ariane 6 und VEGA-C gehen mit jahrelanger Verzögerung an den Start.
Deshalb rechnen sich kommerzielle Raketenbauer aus Deutschland durchaus Chancen aus, dem amerikanischen Branchenprimus Space X etwas vom großen Kuchen wegschnappen zu können. Neben HyImpulse sind das die Firmen Isar Aerospace in München und die Rocket Factory in Augsburg, die ihre Rocket One auch nahezu startbereit hat.