Ihre mathematische Modellierungsstudie gibt an, dass über den ganzen Zeitraum der Pandemie über 31 Millionen Menschen weltweit an COVID-19 hätten sterben können. Durch die ungleiche Verteilung der Impfstoffe wurden die meisten Todesfälle in wohlhabenden Ländern verhindert, so das britische Wissenschaftlerteam. Es kritisiert, dass weitere rund 600.000 Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn bis Ende 2021 40 % der Bevölkerung weltweit mit zwei oder mehr Dosen geimpft worden wäre. Das hatte die Weltgesundheitsorganisation eigentlich geplant.
Auswertung von Daten aus 185 Ländern
Die Studie aus Großbritannien ist die erste, die die Auswirkungen von COVID-19-Impfungen auf globaler Ebene abschätzt, und auch die erste, die die Zahl der Todesfälle bewertet, die sowohl direkt als auch indirekt abgewendet werden konnten. Dabei hatten die Forschenden Daten aus 185 Ländern und Territorien analysiert.
Dr. Oliver Watson, Hauptautor der Studie vom Imperial College London, ist der Meinung, dass die Ergebnisse die bisher umfassendste Bewertung der globalen Auswirkungen der Impfungen biete. Er betont, dass globale Impfgerechtigkeit der einzige Ausweg aus der Pandemie sein würde.
Impfen weltweit
Laut Watson hätte jedoch auch mehr getan werden können. Schätzungsweise hätte circa einer von fünf geschätzten Todesfällen aufgrund von COVID-19 in Ländern mit niedrigem Einkommen verhindert werden können.
Seit der erste COVID-19-Impfstoff außerhalb einer klinischen Studie am 8. Dezember 2020 verabreicht wurde, haben fast zwei Drittel der Weltbevölkerung mindestens eine Dosis eines COVID-19-Impfstoffs erhalten (66 %).
Die COVID-19 Vaccine Access Initiative (COVAX) hat den Zugang zu erschwinglichen Impfstoffen für Länder mit niedrigem Einkommen erleichtert. Ihr Ziel ist es, Ungleichheiten zu verringern und möglichst viele Menschen weltweit vollständig zu impfen. Obwohl die Impfstoffe sehr schnell zur Verfügung standen und verimpft wurden, starben mehr als 3,5 Millionen Menschen durch COVID-19.
Vorgehen bei der Forschung
Die Forschenden nutzten ein etabliertes mathematisches Modell, um die Dynamik der COVID-19 Übertragung für die Studie nachzubilden. Die Todesfalldaten für das Modell nahmen sie von offiziellen Stellen der insgesamt 185 Länder im Zeitraum vom 8. Dezember 2020 bis zum 8. Dezember 2021. Um auch die mögliche Untererfassung der Todesfälle zu berücksichtigen, vor allem in Ländern mit schwachen Überwachungssystemen, führten die Wissenschaftler eine separate Analyse durch. Dort wo keine offiziellen Daten verfügbar waren, verwendete das Team Schätzungen der Gesamtsterblichkeit.
Diese Analysen wurden mit einem alternativen hypothetischen Szenario verglichen, in dem keine Impfstoffe geliefert wurden. Dabei wurden Unterschiede bei den Impfraten und Impfwirksamkeiten je nach Land berücksichtigt. Insbesondere wurde China aufgrund seiner großen Bevölkerung und sehr strenger Sperrmaßnahmen nicht in die Analyse einbezogen, denn das hätte die Ergebnisse verzerrt.
Die Autoren weisen außerdem auf mehrere Einschränkungen ihrer Ergebnisse hin. Ihr Modell basiert auf einer Reihe notwendiger Annahmen, einschließlich der genauen Anteile der gelieferten Impfstofftypen, der Art und Weise der Lieferung und des genauen Zeitpunkts, zu dem neue Virusvarianten in jedem Land ankamen. Sie gingen auch davon aus, dass die Beziehung zwischen dem Alter und dem Anteil der COVID-19-Todesfälle bei infizierten Personen für jedes Land gleich ist.