Wer sich gegen das Coronavirus impfen lässt, muss kurzfristig mit Schmerzen am Arm, Kopfschmerzen oder Übelkeit rechnen, doch vor allem in den sozialen Medien berichten geimpfte Frauen auch über plötzliche Veränderungen bei den Regelblutungen – also von Störungen des Menstruationszyklus durch mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna. Bisher sind es nur Berichte – doch können Impfungen wirklich die Menstruation der Frauen verändern?
Stress als Ursache für Menstruationsveränderungen
Ausgeschlossen werden kann das nicht. Denn die Wirkung auf die Regelblutung wurde bisher nicht erforscht. Der Berufsverband der Frauenärzte hält einen direkten Zusammenhang mit der Impfung für unwahrscheinlich. Der Vorsitzende Christian Albring meint allerdings, dass die Impfung und das ganze Drumherum durchaus Stress verursachen können und dieser möglicherweise auf den weiblichen Zyklus einwirkt:
Stress stört den Hormonhaushalt
Durch den Stress komme der Hormonhaushalt schnell aus dem Gleichgewicht, erklärt Prof. Albring. Die Gebärmutterschleimhaut kriege dann mal mehr, mal weniger Hormone. Die Schleimhaut werde dann auch mal schneller abgestoßen – und es komme zur Blutung. Durch den Blutdruck könne auch ein Blutgefäß aufreißen, weil die Oberfläche der Schleimhaut nicht dicht genug sei. So gesehen könnten laut Prof. Albring alle möglichen Ereignisse zu Blutungsstörungen führen. Prof. Albring erklärt, dass Ärzte deshalb gar nicht alarmiert seien und sie müssten davon ausgehen, dass der Impfstoff selbst nicht für die Menstruationsveränderungen verantwortlich ist.
Menstruationsveränderungen werden stärker wahrgenommen
Klar ist: Zyklus-Störungen bilden sich die betroffenen Frauen nicht ein – doch die können auch unabhängig von einer direkten Ursache vorkommen. Möglich ist nach Meinung des Gynäkologen, dass geimpfte Frauen ihren Körper nach der Impfung genauer als sonst beobachten würden und nun durch Berichte über Blutungsstörungen aufgeschreckt – mögliche Schwankungen des eigenen Zyklus stärker wahrnehmen würden:
Frauenarzt Albring konnte zumindest bei seinen Patientinnen keine Blutungsstörungen beobachten. Und auch dem Gynäkologenverband wurden solche Zyklusstörungen bisher nicht als Nebenwirkung einer Covid-19-Impfung berichtet. Das bedeute aber nicht, dass man diese Nebenwirkung daher komplett ausschließen könne.
Virusinfektionen können den Zyklus verändern
Dass Infektionen mit Viren den Zyklus verändern können, wird auch immer wieder berichtet. So soll eine Grippe-Infektion zu einer stärkeren Menstruation führen, das beobachtete auch Prof. Albring schon. Doch ob die Infektion die Veränderungen auslöst, ist umstritten. Auch hier könnte der Stress ein Auslöser sein. Es gibt auch erste Berichte über Zyklus-Veränderungen nach eine Corona-Infektion – aber auch hier ist noch kein kausaler Zusammenhang belegt.
Paul-Ehrlich-Institut sieht keinen Zusammenhang
Wenn Zyklusveränderungen oder verstärkte Blutungen eine häufige Nebenwirkung der Covid-19-Impfung wären, dann hätte das bereits auffallen müssen – meint der Gynäkologe. In den klinischen Studien der Impfstoffhersteller sei nicht von veränderten Menstruationen und Blutungsstörungen berichtet worden. Allerdings ist nicht sicher, ob danach überhaupt gefragt wurde.
Das für Impfstoffe zuständige Paul Ehrlich-Institut sieht bisher keinen Zusammenhang der Impfung mit den Blutungsstörungen: Schriftlich teilt das PEI auf Anfrage mit, dass einzelne Verdachtsmeldungen zu Veränderungen im Zyklus nichts ungewöhnlich sind". Zyklus-Störungen treten immer wieder auf. Entscheidend ist, ob sie mit den Impfungen zusammenhängen – also ob die Zahl solcher Meldungen über der erwarteten Hintergrundinzidenz liegt – und das sei bisher nicht der Fall gewesen.
Zusammenhang zwischen Corona-Impfung und Menstruationsveränderung muss erst noch untersucht werden
Nun muss erforscht werden, ob Frauen tatsächlich häufiger Zyklus-Veränderungen nach einer Corona-Impfung bemerken und ob zwischen der Impfung und den Zyklus-Problemen ein direkter, kausaler Zusammenhang besteht. Ein Forschungsteam der Universität Illinois plant dazu gerade eine Forschungsstudie, um diese Frage zu beantworten.
Bisher gibt es aber keine Hinweise auf einen direkten Zusammenhang. Beruhigend ist zumindest, dass selbst wenn aber ein Zusammenhang bestehen würde, die Auswirkung auf die Menstruation nur kurzfristig wäre und nicht länger anhalten würde – ähnlich wie die anderen bekannten Impfreaktionen auch.
Aufruf zur Studienteilnahme in den USA
Das Gesundheitsinstitut Illionois ruft Frauen dazu auf, ihre Erfahrungen über mögliche Veränderungen der Menstruation nach einer Covid-19 über eine Umfrage zu übermitteln.