Diskriminierung und schlechtere psychische Gesundheit treten häufig gemeinsam auf – die psychologische Forschung sieht da klar einen Zusammenhang. Doch die Mannheimer Forscherinnen wollten herausfinden, ob sich Diskriminierung unmittelbar auf die psychische Gesundheit auswirkt und das nicht wegen der Effekte, die Diskriminierung insgesamt auf die Lebensführung haben kann:
Übersichtsarbeit zu Diskriminierung und psychischer Gesundheit
Ganze 73 experimentelle Studien mit über 12.000 Teilnehmenden hat die Forschungsgruppe um Mannheimer Gesundheitspsychologin Christine Emmer für ihre Übersichtsarbeit ausgewertet. Die vielen verschiedenen Experimente wurden mit all ihren Stärken und Schwächen analysiert.
Das Ergebnis zeigt laut Emmer deutlich, dass die Gruppe, die Diskriminierung erlebt im Vergleich zu der Gruppe, die beispielsweise allgemein Stress erlebt hat, unter sonst gleichen Bedingungen eine schlechtere psychische Gesundheit aufweist.
Das bedeute beispielsweise erhöhten Stress, negative Stimmung oder Angst. Dabei betont Emmer, dass die Studie so relevant sei, weil diese akuten Indikatoren wichtige Bestandteile der allgemeinen psychischen Gesundheit und auch psychischen Störungen seien.
Beobachten von Diskriminierung hat starken Effekt
Überraschend ist, dass die Diskriminierungswirkung als besonders stark eingeschätzt wird, wenn Teilnehmende beobachten, wie andere diskriminiert werden. Dieser starke Stellvertreter-Effekt kommt dann zustande, wenn Menschen sehen, dass jemand, der ihre soziale Identität teilt, diskriminiert wird.
Ein weiteres, ebenfalls überraschendes Ergebnis war, dass eine Diskriminierungserfahrung im Labor lange nicht so schwer wiegt, wie die Erinnerung der Teilnehmenden an eine tatsächlich reale Diskriminierung in ihrer Vergangenheit. Psychologin Emmer meint, das liegt an den doch sehr künstlich wirkenden Laborbedingungen.
Privilegierte Gruppen leiden am wenigsten unter Diskriminierung
Bisher hat sich die Forschung vor allem mit Diskriminierung durch Sexismus und Rassismus beschäftigt. Am wenigsten leiden unter Diskriminierungen übrigens Männer – und zwar jene, die sich in privilegierten Umgebungen und Positionen aufhalten, da hierbei der Unterbau einer strukturellen Diskriminierung und von Stigmata und Marginalisierung nicht besteht, erklärt Emmer.