Der Johnson & Johnson Impfstoff ist ein so genannter Vektor-Impfstoff und funktioniert ähnlich wie der von Astrazeneca. In ihrer Funktionsweise unterscheiden sich die beiden Impfstoffe also von den mRNA Impfstoffen, die ja auch in der EU zum Einsatz kommen.
Eine Impfdosis reicht
Der Impfstoff von Johnson & Johnson hat gegenüber den anderen Covid-19-Impfstoffen einen entscheidenden Vorteil: Nur einmal pieksen! Das ist das große Versprechen des in den Niederlanden entwickelten Vektorimpfstoffs von Johnson & Johnson. Das ist nicht nur für die Impflinge praktisch, sondern auch für die Impfkampagne an sich: Es muss nur ein Termin vereinbart werden, was die Organisation enorm erleichtert. Außerdem stellt sich nicht mehr die Frage, ob Impfdosen für die zweite Impfung aufbewahrt werden sollen – alle verfügbaren Dosen können guten Gewissens verimpft werden.
Harmloses "Vektorvirus" mit Genmaterial von SARS-CoV-2
Ein weiterer Vorteil der Ein-Dosis-Variante versteckt sich im eigentlichen Wirkmechanismus: Bei Vektorimpfstoffen überbringt ein harmloses Trägervirus den genetischen Bauplan für einen Teil des Coronavirus in die Zellen. Die Zellen bauen diesen Teil dann selbstständig nach und das Immunsystem bildet Antikörper dagegen.
Ein Nachteil von Vektorimpfstoffen ist, dass auch gegen das Virus, das den genetischen Bauplan im Körper verteilt, eine Immunantwort ausgelöst wird. Bei einer zweiten Impfung mit dem gleichen Virus erkennt das Immunsystem dieses Virus und bekämpft es möglicherweise, bevor der Impfstoff überhaupt in den Zellen ankommt. Dieses Problem wird umgangen, wenn nur eine Impfung nötig ist. Allerdings kam es, wie schon beim Vakzin von Astrazeneca, zu einzelnen Fällen von Sinusvenenthrombosen nach einer Impfung.
Impfpriorisierung aufgehoben
In den USA, wo schon deutlich mehr Menschen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft wurden, wurde bei jungen Frauen eine Häufung von sogenannten Sinusthrombosen nach der Impfung beobachtet. Ähnliche Fälle gab es ja hier in seltenen Fällen auch nach Impfungen mit Astrazeneca. Insgesamt waren es in den USA bis Ende April 15 Fälle bei mehr als 7 Millionen verabreichten Dosen. Die US-amerikanische Behörde für Krankheitskontrolle und -Prävention (CDC) und die Medikamentenbehörde FDA befand aber, dass der Nutzen immer noch größer sei als das Risiko. Deswegen wird nach kurzer Unterbrechung jetzt auch wieder damit geimpft.
Da das alles eben sehr ähnlich aussieht wie das, was wir hier bei Astrazeneca beobachtet haben, gibt es jetzt eben die gleiche Empfehlung grundsätzlich nur Ältere über 60 Jahren. Aber nach einem Aufklärungsgespräch können sich alle Erwachsene, das das wollen, also nicht nur die in den Prio-Gruppen, damit impfen lassen.
Wirksamkeit: Solide, aber niedriger als bei mRNA-Impfstoffen
Und trotz einfacher Dosis kann sich auch die Wirksamkeit des Impfstoffs sehen lassen: Mit 66% ist sie zwar, wie auch bei dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca, deutlich niedriger als bei den mRNA-Impfstoffen – aber dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Hoffnungen zu Beginn der Corona-Impfstoffentwicklung bei 50-60% lagen. Etwa in diesem Bereich liegt die Wirksamkeit von Grippe-Impfstoffen. Außerdem soll das Vakzin von Johnson & Johnson schwere Verläufe um bis zu 85% unwahrscheinlicher machen. Wie bei den anderen Impfstoffen treten relativ häufig altbekannte Impfreaktionen auf: Schmerzen an der Einstichstelle, Fieber und Kopfschmerzen
Gegen B1351, die erstmals in Südafrika beobachteten Virusmutante wirkt der Impfstoff wohl noch zu 57%. Zu der britischen Variante B1.1.7 liegen derzeit noch keine Erkenntnisse über die Wirksamkeit vor. Insgesamt ist aber auch hier die Wirksamkeit wohl noch in einem Bereich, der den Impfstoff zu einem wichtigen Teil bei der Bekämpfung der Pandemie macht.
Lagerung im Kühlschrank - handhabbar für Hausärzte
Und noch einen Vorteil bietet Johnson & Johnson: die Lagerung. Wie auch beim Vektorimpfstoff von AstraZeneca kann dieser monatelang im Kühlschrank aufbewahrt werden. Das ist ein weiterer Schritt in Richtung Impfung in der Hausarztpraxis.
Impfen hilft, Infektionsketten zu unterbrechen
So sind es immer größere Schritte, die wir nach und nach in Richtung Eindämmung des Coronavirus – und damit auch wieder in Richtung Normalität – gehen. Je mehr Impfstoffe zugelassen sind und je mehr Dosen geliefert werden können, desto schneller geht die Impfkampagne voran und – ganz wichtig – desto langsamer kann sich das Virus ausbreiten.
Geimpfte wirken wie eine Schneise, die in den Wald geschlagen wird, um einen Waldbrand zu stoppen. Sobald diese Schneise groß genug ist – also genug Menschen geimpft sind – kann das Virus sie nicht mehr überspringen – Infektionsketten werden nachhaltig unterbrochen und so das Virus gestoppt.