Die Hauptaufgabe der EZB ist es, dafür zu sorgen, dass die Preise in den Euroländern ungefähr gleich bleiben – dass sie also weder total steigen noch fallen. Das heißt: Unser Geld soll morgen ungefähr genauso viel wert sein wie heute.
Ein bisschen Inflation ist in Ordnung
Das heißt allerdings nicht, dass die Preise gar nicht steigen dürfen. Ein bisschen Inflation darf schon sein, konkret peilt die EZB mittelfristig ein Plus von maximal zwei Prozent pro Jahr an. Das ist eine Art Sicherheitspuffer. Denn angenommen, die EZB würde das Ziel null Prozent Inflation vorgeben, dann werden die Inflationsraten in den verschiedenen Euroländern um diesen Wert schwanken: Die einen wären ein bisschen über Null, die anderen würden aber – und das wäre gefährlich – ins Minus fallen, in die Deflation.
Zentrales Ziel der EZB: Preisstabilität
Das will die EZB unbedingt verhindern. Sinkende Preise klingen im ersten Moment zwar toll, sie hätten aber Folgen, die keiner will: Denn in so einer Situation warten die meisten Menschen ab, bevor sie sich ein neues Sofa oder Handy kaufen – in der Hoffnung, dass die Sachen günstiger werden. Und dann werden Firmen ihre Produkte nicht los, investieren nicht mehr und müssen vielleicht sogar Leute entlassen.
Stabile Preise sind also wichtig, damit die Menschen und auch Unternehmen gut planen können. Und das ist das zentrale Ziel der EZB: Preisstabilität!
EZB legt Leitzinsen fest
Es gibt mehrere Mittel, um die Zinsen stabil zu halten. Ein ganz wichtiges sind die Leitzinsen, die die EZB festlegt – Zinsen im Plural, denn das sind verschiedene Zinswerte. Wenn pauschal von DEM Leitzins gesprochen wird, dann geht es um die Gebühr, die Banken zahlen müssen, wenn sie sich Geld bei der EZB leihen.
Wie hängen Zinsen und Inflation zusammen? Was genau passiert, wenn die EZB den Leitzins erhöht oder senkt?
Beispiel: Liegt der Leitzins bei 0, dann können sich die Banken kostenlos Geld von der EZB leihen und dieses Geld auch sehr günstig weiterverleihen. Das heißt: Kredite sind in solchen Zeiten günstig – Firmen und Menschen kommen sehr leicht an Geld, sie geben es aus, erzeugen damit auf den Märkten eine große Nachfrage – und dadurch steigen die Preise. Ein niedriger Leitzins treibt also die Inflation an.
Umgekehrt: Wenn die Preise zu krass steigen, also die Inflation deutlich über 2 Prozent liegt, dann will die EZB will sie wieder runterkriegen. Dazu wiederum muss sie den Leitzins hochsetzen. Dann werden Kredite teurer, es wird weniger Geld ausgegeben – das drosselt die Inflation.
Welche weiteren Möglichkeiten hat die EZB?
Neben dem Festlegen der Leitzinsen kann die EZB dafür sorgen, dass die Geldmenge, die im Umlauf ist, kleiner wird. Das geht zum Beispiel indem sie von den Banken höhere Mindestreserven verlangt. Dieses Geld wird sozusagen eingefroren und kann nicht mehr verliehen werden. Dadurch wird jeder Euro, der im Umlauf ist, wertvoller und auch das drückt die Inflation.
Hat die EZB noch andere Aufgaben als für stabile Preise zu sorgen?
Ja. Die EZB verwaltet zum Beispiel Währungsreserven der Euroländer und sie hat den Euro als Ganzes im Blick, d.h. sie handelt, wenn sich der Euro ungewollt schlecht entwickelt gegenüber anderen Währungen.
Und die EZB beaufsichtigt viele Banken – und zwar große, wichtige Banken für einzelne Euroländer oder die gesamte Union.
Wieso werden neben der EZB noch nationale Zentralbanken gebraucht – in Deutschland z.B. die Bundesbank?
Die Bundesbank druckt zum Beispiel Euro-Banknoten und gibt Euro-Münzen an die Banken aus. Damit sorgt sie dafür, dass wir Geld am Bankautomaten ziehen können oder dass der Einzelhandel Wechselgeld hat. Das macht die EZB nicht.
Die Bundesbank tauscht auch unseren 20-Euro-Schein aus, den wir aus Versehen zerrissen haben oder sie nimmt die frühere Währung D-Mark an und gibt uns Euro dafür. Und sie sichert auch unsere Kartenzahlungen ab.
Außerdem überwacht die Bundesbank gemeinsam mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin deutsche Banken und auch Unternehmen, die Geldgeschäfte abwickeln.
Das alles könnte die EZB gar nicht leisten. Deshalb gibt sie Aufgaben an nationale Zentralbanken weiter. Aber deren Präsidenten sitzen im EZB-Rat – das bedeutet, sie entscheiden mit über die Geldpolitik im Euroraum und setzen sie dann auch um.
Wirtschaft Wie wirkt eine Leitzinserhöhung gegen Inflation?
Je höher der Leitzins, desto teurer ist es für eine Bank sich Geld von der EZB zu leihen. Banken wollen aber selbst Geld verdienen. Deshalb geben sie die hohen Zinsen an ihre Kundschaft weiter und schlagen bei der Kreditgebühr nochmal was drauf. Wenn die EZB also den Leitzins erhöht, sorgt das dafür, dass Kredite für alle teurer werden. Einige werden ihre Pläne wohl verschieben, sich das Geld nicht leihen und damit auch nicht ausgeben. Die Wirtschaft wird also gebremst, die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen sinkt – und damit auch die Preise. Von Jutta Kaiser | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Finanzen Warum waren die Zinsen früher höher als heute?
Wer Geld verleiht, kann Zinsen verlangen, wer sich selber Geld leiht, muss Zinsen bezahlen. Wie hoch die Zinsen konkret sind hat damit zu tun, wie viel Geld im Umlauf ist und viel Geld gebraucht wird. In den 1970ern und 1980ern gab es in Deutschland noch ordentliche Zinsen auf das klassische Sparbuch: 1980 waren es im Durchschnitt 4,6 Prozent. Allerdings ging es bald abwärts mit den Zinsen. Das lag unter anderem daran, dass sich die Finanzwelt geändert hat: Von Jutta Kaiser | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Antisemitismus Haben die Rothschilds eine besondere Macht?
Nein – jedenfalls keine, die über die "Macht" anderer kleiner Banken hinausgeht. Die "Rothschilds" als geschlossenen Familienverbund gibt es so auch gar nicht mehr. Der Mythos Rothschild ist Bestandteil vieler antisemitischer Verschwörungstheorien. Sie stammen aus dem 19. Jahrhundert. Damals sah aber auch die Bankenwelt noch völlig anders aus als heute. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
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Es gibt kaum mehr Weinflaschen, auf denen Pfand drauf ist. Ökologisch ist das sehr bedenklich, weil diese Glasflaschen bei der Herstellung sehr viel Energie erfordern. Von Klaus Wiesen
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