Im Mittelalter aß man mit den Fingern
Der Ausdruck kommt aus dem Mittelalter. Damals hat man bekanntlich noch mit den Fingern gegessen. Das Essbesteck, wie wir es heute kennen, hat sich erst allmählich ab dem 17. Jahrhundert durchgesetzt.
Im Mittelalter haben durchaus auch die besseren Stände mit den Fingern gespeist. Weil diese dabei aber fettig und schmutzig werden, wurden zum Essen auch Wasserschalen gereicht, in denen man die Finger zumindest vom Gröbsten reinigen konnte.
Nach dem Essen Wasserschale für die fettigen Finger reichen
Der Adel beauftragte mit dieser Reichung des Wassers wiederum seine Tischdiener. Das Reichen einer Wasserschale ist nun einerseits keine besondere anspruchsvolle Tätigkeit. Aber sie verlangt natürlich, dass derjenige an der Tischgesellschaft einigermaßen vorzeigbar ist. Wem man nicht einmal zutraute, seinem Herrn das Wasser zu reichen, war generell zu nicht viel zu gebrauchen.
Diese Herkunft ist insofern interessant, weil der Ausdruck "jemandem das Wasser reichen können" heute ja meist in der Bedeutung verwandt wird: Mit jemandem auf Augenhöhe sein bzw. es im Wettstreit mit jemandem aufnehmen können. Wer dir nicht das Wasser reichen kann, ist einfach nicht so gut wie du.
Darum ging es aber früher gar nicht. Selbst der Knappe, der seinem Herrn die Wasserschale reichen konnte, war damit mit ihm ja noch lange nicht auf Augenhöhe; er war immer noch Diener seines Herrn. Es war eher ein Unterscheidungsmerkmal innerhalb der Dienerschaft. Wer das Wasser reichen konnte, war höher angesehen als derjenige, der es nicht reichen konnte.
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Bundesaußenminister Guido Westerwelle (1961 - 2016) verteidigte 2010 mit dieser Formulierung die Auswahl seiner Begleiter aus der Wirtschaft bei seinen Auslandsreisen, z. B. nach Brasilien. Von Gábor Paál | http://swr.li/schneid-abkaufen | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
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