Das Wissen: Archivradio

Die Gründung der DDR

Stand
Gespräch mit
Ilko-Sascha Kowalczuk | Historiker und Ulbricht-Biograf
Das Gespräch führte
Stefan Nölke | MDR Kultur

"Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt!" – Am 7. November 1949 erklang zum ersten Mal die Staatshymne der DDR im Rundfunk. Interessant, wie es dann weiterging: "Lass uns dir zum Guten dienen, Deutschland, einig Vaterland!" – Ja, bei der Staatsgründung war ein vereinigtes Deutschland noch Staatsziel der DDR.

Bei ihrer Gründung am 7. Oktober 1949 erhob sie – genau wie die Bundesrepublik im Westen – den Anspruch, die einzig legitime Vertretung der deutschen Nation zu sein. Wenige Tage vorher verkündete Walter Ulbricht seine marxistisch-leninistischen Vorstellungen von "Demokratie", die allerdings wenig mit Wahlfreiheit zu tun hatte.

Die Staatsgründung selbst wurde maßgeblich von Moskau orchestriert – bis auf den großen Fackelzug am 11. Oktober, den selbst der Kreml befremdlich fand.

In unserer Dokumentation ordnet der Berliner Historiker und Ulbricht-Biograf Ilko-Sascha Kowalczuk im Gespräch mit Stefan Nölke viele historische Rundfunkbeiträge aus dem ARD Archivradio ein.

Produktion MDR 2024

Historische Tondokumente

7.10.1949 Die DDR bekommt eine Verfassung

7.10.1949 | Als die provisorische Volkskammer der DDR am 7. Oktober 1949 ins Leben gerunfen wird, wird Johannes Dieckmann ihr Präsident. Seine wichtigste Aufgabe an diesem Tag ist es, die Abgeordneten über die neue Verfassung der DDR abstimmen zu lassen.

11.10.1949 Großer Fackelzug zur Wahl von DDR-Präsident Wilhelm Pieck in Berlin

11.10.1949 | In ihren Anfängen hatte die DDR einen offiziellen Präsidenten, das war Wilhelm Pieck (1876 - 1960). Ins Amt gewählt wurde er am 11. Oktober 1949, vier Tage nach Staatsgründung. Zu diesem Anlass veranstaltete die Freie Deutsche Jugend FDJ einen großen Fackelzug. FDJ-Vorsitzender war der spätere Staatsratsvorsitzende Erich Honecker.
Mehrere zehntausend FDJ-Mitglieder (die FDJ selbst sprach von 200.000, aber die Zahl ist nicht belegt) marschierten an der Ehrentribüne vor der Berliner Humboldt-Universität vorbei.
Sowohl in der Reportage von der Wahl als auch in der Übertragung des Fackelzugs ist Margot Feist zu hören – besser bekannt unter ihrem späteren ehelichen Namen Margot Honecker. Sie gratuliert Pieck öffentlich im Namen der Pionierorganisation Ernst Thälmann zu seiner Wahl und überreicht ihm einen Blumenstrauß. Am Ende der Aufnahme vom Fackelzug äußert sie sich noch einmal.
In Moskau, wo die Staatsgründung der DDR eigentlich orchestriert wurde, stieß der Fackelzug auf Skepsis. Denn 1933 gab es schon einmal einen Fackelzug der NSDAP unter den Linden. Jetzt wieder einer – wie soll das zum Bild eines antifaschistischen Staates passen? Doch Walter Ulbricht und Erich Honecker argumentierten, Fackelzüge seien nun mal deutsche Tradition – so ließ Moskau sie gewähren. Und so wurde das Ereignis im DDR-Rundfunk übertragen.
Erich Honecker und Margot Feist kannten sich zu dem Zeitpunkt noch nicht näher. Sie lernten sich erst zwei Monate später kennen, als beide als Mitglieder einer DDR-Delegation zu den Feierlichkeiten von Stalins 70. Geburtstag nach Moskau reisten.

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Ilko-Sascha Kowalczuk | Historiker und Ulbricht-Biograf
Das Gespräch führte
Stefan Nölke | MDR Kultur