Heinrich Schnee (1871-1949) war Jurist, Kolonialbeamter, Politiker, Schriftsteller und Verbandsfunktionär. Von 1912 bis 1919 war er der letzte Gouverneur von Deutsch-Ostafrika.
Der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Heinrich Schnee, wendet sich an seine Landsleute. Diese Aufnahme wurde, wie viele andere Reden des Ersten Weltkriegs, nachträglich aufgezeichnet, in diesem Fall im Dezember 1921.
Deutscher Einfluss im heutigen Tansania, Burundi, Ruanda und Mosambik bis 1918
"Deutsch-Ostafrika" war die Bezeichnung einer in der Zeit von 1885 bis 1918 bestehenden deutschen Kolonie. Das Gebiet umfasste die heutigen Länder Tansania (ohne Sansibar), Burundi, Ruanda und ein Teil von Mosambik. Es war mit rund 7,75 Millionen Einwohnern die größte und bevölkerungsreichste Kolonie des Deutschen Reiches.
Geprägt war Schnees Amtszeit durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Als Gouverneur stand ihm die oberste militärische Befehlsgewalt zu. Allerdings kam es um die Verteidigung des Schutzgebietes bald zu Differenzen zwischen ihm und dem Kommandeur der 'Schutztruppe' General Paul von Lettow-Vorbeck, der sich letztlich mit seiner Taktik des Guerillakrieges durchsetzen konnte und mehr und mehr die Leitung der Operationen an sich zog.
Mit seiner Taktik des "Buschkriegs" zog Lettow-Vorbeck den Krieg in der Kolonie bis zum 25.11.1918 hin und wurde dadurch ein gefeierter Nationalheld in Deutschland. Er führte 1919 das Freikorps, welches den Hamburger Spartakusaufstand niederschlug.
Andere deutsche Kolonien kapitulierten bereits ab 1914
Die anderen deutschen Kolonien kapitulierten bereits lange vor dem Ende des Ersten Weltkriegs: Im afrikanischen Togo passierte dies bereits Ende August 1914 nach Kämpfen mit britischen und französischen Truppen. In Deutsch-Südwestafrika (Namibia) kämpft die deutsche Schutztruppe bis August 1915 gegen südafrikanische Unionssoldaten. In Kamerun kapitulieren die deutschen Truppen im Februar 1916, nachdem sie sich in das Landesinnere zurückgezogen hatten.
In Asien wird Tsingtau von britischen und japanischen Truppen angegriffen, die Deutschen kapitulieren im November 1914, in Kiautschou geht den eingeschlossenen deutschen Verteidigern gegen die japanische Armee im November 1914 die Munition aus, woraufhin die Übergabe und die Besatzung erfolgt.
Die deutschen Südsee-Kolonien ergeben sich 1914 australischen, neuseeländischen und französischen Truppen: Samoa Ende August 1914, Neuguinea Ende September 1914, Mikronesien im November 1914. Kaiser-Wilhelms-Land und Bismarck-Archipel kapitulieren im September 1914. Lediglich in der Provinz Morobe hält sich bis November 1918 eine kleine deutsche Einheit.
Aufnahmedatum: 3.12.1921 (nachgesprochen)
Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv (DRA)
Zeitwort 27.2.1885: Die Kolonie Deutsch-Ostafrika wird gegründet
Mit drei Kreuzen unter auf Deutsch verfassten Schriftstücken traten Afrikaner ihr Land ab. Schließlich stellt Kaiser Wilhelm den „Schutzbrief“ für Ostafrika aus.
2.7.1960 "Afrikanisches Jahr" 1960: Kolonien werden zu unabhängigen Staaten
2.7.1960 | 1960 war das "Afrikanische Jahr". Fast 20 ehemalige Kolonien in Afrika werden zu unabhängigen Staaten, darunter Mali, die Republik Kongo, Nigeria und Madagaskar. Am 1.7.1960 auch Somalia, das aus gleich zwei Kolonien hervorging: Italienisch-Somaliland und Britisch-Somaliland. In diesem Jahr entstand im Südwestfunk eine Sendereihe mit dem Titel "Tribüne der jungen Völker", die sechs Jahre lang über die Situation in den ehemaligen Kolonien berichtete. Diese Folge vom 2. Juli 1960 macht deutlich, wie damals über die Entkolonialisierung berichtet wurde.
7.4.1994 Präsidentenmord in Ruanda – Beginn des Bürgerkriegs
7.4.1994 | Am 6. April 1994 werden gleich zwei afrikanische Präsidenten ermordet. Der Staatschef von Ruanda, Juvénal Habyarimana, sowie der Präsident Burundis, Cyprien Ntaryamira. Beide saßen in einem Flugzeug, das sich im Landeanflug auf Ruandas Hauptstadt Kigali befand. Das Flugzeug wurde von zwei Boden-Luft-Raketen abgeschossen. Dieser Präsidentenmord ist die Initialzündung für den Bürgerkrieg in Ruanda, bei dem Angehörige der Hutu-Mehrheit systematisch Jagd auf die Minderheit der Tutsi machen. Nach Schätzungen kommen innerhalb von drei Monaten 800.000 bis eine Million Menschen ums Leben – drei Viertel aller in Ruanda lebenden Tutsi.
Dass es so weit kommen würde, ist am 7. April noch nicht klar, als Afrika-Korrespondent Michael Franzke eine Einschätzung zum Präsidentenmord gibt.
1914 „Die Serben sind alle Verbrecher“ (Lied)
1914 | Auch die Unterhaltungsmusik stand im Ersten Weltkrieg im Zeichen der Propaganda, hier in Form des Liedes „Die Serben sind alle Verbrecher“. Komponist war Walter Kollo – der Vater von Willi Kollo und damit Großvater von René Kollo. Es handelt sich um eine Verballhornung von „Die Männer sind alle Verbrecher“ aus der Operette „Wie einst im Mai“. Der Refrain spricht für sich: „Die Serben sind alle Verbrecher, ihr Land ist ein finsteres Loch. Die anderen sind noch viel frecher, aber Dresche kriegen sie doch.“
Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie waren am 28. Juni 1914 in Sarajevo vom serbischen Nationalisten Gavrilo Princip ermordet worden. Das Attentat löste die Julikrise aus, die wiederum zum Ersten Weltkrieg führte.
1914 "Die vier Patienten" – Lied zum Kriegsbeginn
1914 | Das Lied bildet die Situation der europäischen Mächte vor 1914 aus deutscher Sicht ab. Komponist und Textdichter dieses Liedes sind unbekannt, Sänger ist der Komiker und Sänger Otto Reutter (1870 - 1931). Der Vortragende berichtet von einem Traum, in dem er als Arzt vier Patienten ganz besonderer Art behandelt.
4.8.1914 / 22.1.1918 Reichstagspräsident Kaempf: Ansprache zu Beginn des Ersten Weltkriegs
4.8.1914 / 22.1.1918 | Der linksliberale Politiker Johannes Kaempf sah in seiner Rede – wie viele andere deutsche Politiker auch – Deutschland unverschuldet in den Krieg ziehen.
6.8.1914 / 10.1.1918 Kaiser Wilhelm ruft zum Krieg auf
6.8.1914 / 10.1.1918 | Einen Monat nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajevo beginnt der Erste Weltkrieg. Mit der Kriegserklärung von Österreich-Ungarn gegen Serbien war auch Deutschland involviert. Am 6. August 1914 richtet Kaiser Wilhelm einen Aufruf an das deutsche Volk. Wir hören allerdings nicht die Originalrede, denn von der gibt es keine Aufzeichnung. Der Kaiser hat diese Rede aber dreieinhalb Jahre später, also einige Monate vor Kriegsende, nachaufgezeichnet.
Interessant dabei: Es existiert nicht nur die Rede, sondern auch die vorausgegangenen Probeaufnahmen, in denen der Kaiser geübt hat. Im Hintergrund erkennt man die Stimme des Sprachwissenschaftlers Wilhelm Doegen, der den Kaiser bei der Rede unterstützte. So hielt er ihm etwa die Hand in den Rücken, um ihm den richtigen Abstand zum Aufnahmetrichter zu zeigen. Der Kaiser setzt mehrfach an und wird jedesmal energischer.
August 1914 Auf der Banke an der Panke (Lied)
August 1914 | Abschied eines Weltkriegsteilnehmers von 1914: "Musikalischer Dialog" eines Soldaten mit seiner Freundin. Er glaubt, in Kürze wieder zurück zu sein, weil der Deutsche den anderen Soldaten überlegen ist.
1914 Genau wie 1870! – Lied zu Beginn des Ersten Weltkrieges
1914 | Umstände und Hintergründe des Ersten Weltkriegs ähneln in diesem Lied sehr dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. Am Schluss des Liedes heißt es: "... und das Französchen überjibt sich / jenau wie 1870!"
5.8.1914 / 3.12.1921 Aufruf an die Landsleute in Deutsch-Ostafrika
5.8.1914 / 3.12.1921 | Der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Heinrich Schnee, wendet sich an seine Landsleute. Diese Aufnahme wurde, wie viele andere Reden des Ersten Weltkriegs, nachträglich aufgezeichnet, in diesem Fall im Dezember 1921. "Deutsch-Ostafrika" bezeichnete die von 1885 bis 1918 bestehende deutsche Kolonie. Sie umfasste die heutigen Länder Tansania, Burundi, Ruanda und einen Teil von Mosambik. Mit dem Krieg hat Deutschland diese Gebiete verloren – Heinrich Albert Schnee war somit auch der letzte Gouverneur von Deutsch-Ostafrika.
3.8.1914 Erster Weltkrieg: Ein Soldat nimmt Abschied von seiner Familie
3.8.1914 | Der Soldat heißt Alfons Baffrey, er kommt aus Wien. Er muss gleich in der ersten Kriegswoche in den Landsturm einrücken und hinterlässt seinen Angehörigen einen Abschiedsgruß auf einer Wachswalze. Diese ist stark beschädigt, die Aufnahme daher schwer verständlich. Er richtet sich an seine "lieben Kinder" und sein "liebes Weiberl". Er bittet seine Frau, auf Gott zu vertrauen und auf ihre Gesundheit zu achten. Alles andere "wird dann recht werden".
August 1914 Die graue Felduniform (Lied)
August 1914 | Abschied eines Weltkriegsteilnehmers von 1914: "Musikalischer Dialog" eines Soldaten mit seiner Freundin. Er glaubt, in Kürze wieder zurück zu sein, weil der Deutsche den anderen Soldaten überlegen ist.
1914/15 ... sagt Deutschland (Lied)
1914 / 1915 Ironische Seitenhiebe auf das teutomanische Großmachtgebahren: Textanfang: "Ich lüge nie, auf Ehrenwort - sagt Russland' / Ich sprech die Wahrheit immerfort - sagt England! / Ich rede wahr und klar und grad - sagt Frankreich! / Ich schweig und rede durch die Tat - sagt Deutschland!!! /
1914 / 1915 Margarete Wiedecke: "Da hat doch wieder eener dran gedreht" (Lied)
1914 / 1915 | Margarete Wiedecke besingt eine Welt, die aus der Zeit gefallen ist: Die Uhr geht falsch, alles wird teurer, die Börse spielt verrückt: Es herrscht Krieg.
1914 Eroberung Lüttichs im Hörbild
1914 | Die Eroberung der belgischen Stadt Lüttich im August 1914 war der erste größere Angriff der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg. Lüttich wird – damals eine neue Kriegstechnik – vom Zeppelin aus bombardiert. Dieses aufwändige Hörbild inszeniert den Angriff wie eine spielerische Angelegenheit. Tatsächlich sind Tausende in diesen Kämpfen gestorben. Zwischendurch hört man den bekannten Propaganda-Schlachtruf: "Jeder Schuss ein Russ, jeder Stoß ein Franzos, jeder Tritt ein Brit."
24.10.1914 Feldgottesdienst im Krieg (Hörbild)
24.10.1914 | Feldgottesdienst im Ersten Weltkrieg. Chorgesang "Nun danket alle Gott" und eine kurzen Predigt, die mit einem "Hurra" auf den Kaiser endet.
26.8.1914 Kurzhörspiel zum Vorstoß deutscher Truppen nach Paris
26.8.1914 | Bei der Aufnahme handelt es sich um ein Kurzhörspiel, damals "Hörbild" genannt. Aufgenommen wurde es am 26. August 1914, also kurz nach Kriegsbeginn. Ensemble Zono-Truppe. Zono-Phon war eine Schallplattenfirma in Berlin. | Erster Weltkrieg
31.8.1914 / 17.10.1917 Paul von Hindenburgs Dankerlass an die Truppen der 8. Armee nach der Schlacht von Tannenberg
31.8.1914 / Oktober 1917 | Am 31. August 1914 schlägt die 8. Armee bei Tannenberg die russische Armee. Oberbefehlshaber Paul von Hindenburg gibt seinen Kämpfern ein paar Tage Urlaub. Nachgesprochen und aufgezeichnet drei Jahre später, im Oktober 1917.