Johannes Kaempf (1842 - 1918) war Bankier und Politiker der Deutschen Fortschrittspartei. Von 1912 bis 1918 war er Reichstagspräsident. Der in Neuruppin geborene Kaempf vertrat seit 1903 den ersten Berliner Wahlkreis und damit das Zentrum der Hauptstadt, das zwischen 1867 und 1918 nur liberale Abgeordnete in den Reichstag entsandte. Wegen seiner Verdienste um Berlin wurde er 1899 als "Stadtältester" gewürdigt.
Reichspräsident Johannes Kaempf
1912 wählte der Reichstag Johannes Kaempf an der Spitze eines rein liberalen Präsidiums zum Reichstagspräsidenten.
Unter seiner Ägide wurde 1916 die Inschrift "Dem deutschen Volke" am Giebel des Reichstagsgebäudes angebracht. Kaempf war der bisher letzte liberale Präsident eines nationalen Parlaments in Deutschland.
Der linksliberale Politiker Johannes Kaempf sah in seiner Rede – wie viele andere deutsche Politiker auch – Deutschland unverschuldet in den Krieg ziehen.
Rede
"Meine Herren! Der Ernst der Lage, über den niemand unter uns sich mehr hat täuschen können, ist in seinem vollsten Umfange und in seiner ganzen Schwere in den Worten des Herrn Reichskanzlers zum Ausdruck gekommen. Wir befinden uns mächtigen Gegnern gegenüber, die uns von rechts und links bedrohen, die ohne Kriegserklärung über unsere Grenzen hereingebrochen sind und uns den Kampf zur Verteidigung unseres Vaterlandes aufgezwungen haben.
[...]
Aus den Augen unserer Brüder und unserer Söhne blickt der alte deutsche Kampfesmut. Besonnen und in eiserner Tatkraft, aber gerade deswegen siegesfroh und siegesgewiss, sehen wir die Leitung unseres Heeres und unserer Marine an ihrer großen Arbeit.
Alles aber, die Einmütigkeit der ganzen Nation, die Stärke des Volkes in Waffen, die Kaltblütigkeit der Heeres- und Marineleitung verbürgt uns den Sieg in dem Kampfe, den wir im Bewusstsein der Gerechtigkeit unserer Sache führen, für die Verteidigung der Ehre und der Größe unseres Vaterlandes."
Nachgesprochene Studioaufnahme
In der Zeit des Ersten Weltkriegs waren nur Studioaufnahmen, keine Liveaufnahmen möglich. Jedes Wort musste unmittelbar vor einem großen Trichter erzeugt und der richtige Abstand musste eingehalten werden. Ein regelmäßiger Rundfunkbetrieb in Deutschland fand erst ab dem 29. Oktober 1923 statt.
Aufnahmedatum: 22.1.1918 (nachgesprochen)
Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv (DRA)
1914 „Die Serben sind alle Verbrecher“ (Lied)
1914 | Auch die Unterhaltungsmusik stand im Ersten Weltkrieg im Zeichen der Propaganda, hier in Form des Liedes „Die Serben sind alle Verbrecher“. Komponist war Walter Kollo – der Vater von Willi Kollo und damit Großvater von René Kollo. Es handelt sich um eine Verballhornung von „Die Männer sind alle Verbrecher“ aus der Operette „Wie einst im Mai“. Der Refrain spricht für sich: „Die Serben sind alle Verbrecher, ihr Land ist ein finsteres Loch. Die anderen sind noch viel frecher, aber Dresche kriegen sie doch.“
Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie waren am 28. Juni 1914 in Sarajevo vom serbischen Nationalisten Gavrilo Princip ermordet worden. Das Attentat löste die Julikrise aus, die wiederum zum Ersten Weltkrieg führte.
1914 "Die vier Patienten" – Lied zum Kriegsbeginn
1914 | Das Lied bildet die Situation der europäischen Mächte vor 1914 aus deutscher Sicht ab. Komponist und Textdichter dieses Liedes sind unbekannt, Sänger ist der Komiker und Sänger Otto Reutter (1870 - 1931). Der Vortragende berichtet von einem Traum, in dem er als Arzt vier Patienten ganz besonderer Art behandelt.
6.8.1914 / 10.1.1918 Kaiser Wilhelm ruft zum Krieg auf
6.8.1914 / 10.1.1918 | Einen Monat nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajevo beginnt der Erste Weltkrieg. Mit der Kriegserklärung von Österreich-Ungarn gegen Serbien war auch Deutschland involviert. Am 6. August 1914 richtet Kaiser Wilhelm einen Aufruf an das deutsche Volk. Wir hören allerdings nicht die Originalrede, denn von der gibt es keine Aufzeichnung. Der Kaiser hat diese Rede aber dreieinhalb Jahre später, also einige Monate vor Kriegsende, nachaufgezeichnet.
Interessant dabei: Es existiert nicht nur die Rede, sondern auch die vorausgegangenen Probeaufnahmen, in denen der Kaiser geübt hat. Im Hintergrund erkennt man die Stimme des Sprachwissenschaftlers Wilhelm Doegen, der den Kaiser bei der Rede unterstützte. So hielt er ihm etwa die Hand in den Rücken, um ihm den richtigen Abstand zum Aufnahmetrichter zu zeigen. Der Kaiser setzt mehrfach an und wird jedesmal energischer.
August 1914 Auf der Banke an der Panke (Lied)
August 1914 | Abschied eines Weltkriegsteilnehmers von 1914: "Musikalischer Dialog" eines Soldaten mit seiner Freundin. Er glaubt, in Kürze wieder zurück zu sein, weil der Deutsche den anderen Soldaten überlegen ist.