Europa muss zusammenwachsen, schon allein, um weitere Kriege zu verhindern. Darin waren sich vor allem die mitteleuropäischen Staaten nach 1945 rasch einig. Voraussetzung dafür war die Annäherung zwischen der Bundesrepublik und Frankreich.
Schwerpunkt
Archivradio-Gespräch Die Geschichte der deutsch-französischen Freundschaft
Die Beziehung Deutschland-Frankreich spielt für Europa heute wieder eine besondere Rolle. Diese Freundschaft fiel nicht vom Himmel – sie wurde mühsam erarbeitet. Das SWR2 Archivradio dokumentiert die Entwicklung in zahlreichen Originalaufnahmen. (Aktualisierte Produktion von 2013)
Etappen auf dem Weg zum Vereinten Europa
19.9.1946 Churchill 1946: "Lasst Europa entstehen!"
19.9.1946 | Der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill skizziert 1946 erste Ideen von "Vereinigten Staaten von Europa". Der Anfang dafür müsse eine Partnerschaft zwischen den Erzfeinden Deutschland und Frankreich sein.
7.8.1950 Internationale Kundgebung für vereintes Europa in Wissembourg
7.8.1950 | Fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg an der deutsch-französischen Grenze. Hunderte von Studentinnen und Studenten aus verschiedenen Ländern Westeuropas kommen ins elsässische Wissembourg (Weißenburg) und fordern ein vereintes Europa. Erhalten ist davon diese Aufnahme vom 7. August 1950.
1.1.1951 Zwei Studenten "befreien" Helgoland und hissen Europa-Flagge
1.1.1951 | Nach dem Krieg nutzt die britische Luftwaffe Helgoland, um Bombenabwürfe zu üben. Die Bewohner leben auf dem Festland. Zwei Heidelberger Studenten wollen das beenden. Am 20.12.1950 fahren sie mit einem Kutter auf die Hochseeinsel und "besetzen" sie.
18.4.1951 Grundstein Europas: Die Montanunion ist besiegelt
18.4.1951 Die sechs Gründerstaaten Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg die Niederlande und die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnen in Paris den Vertrag über eine Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl in Paris.
5.1.1955 Robert Schuman plädiert für Europa-Armee
5.1.1955 | Schon in den 1950er-Jahren gab es Pläne für eine gemeinsame europäische Verteidigung. Frankreich, das heute zu den stärksten Befürwortern eines solchen Projekts gehört, war damals aber dagegen und ließ die Pläne scheitern. Dem französischen Parlament war die Militarisierung Deutschlands nicht geheuer. Das führte zu Verstimmungen und war ein Dämpfer für die deutsch-französische Annäherung. Der Europapolitiker Robert Schuman versucht mit einer Rede im Ludwigsburger Schloss die Wogen zu glätten. Schuman hatte zu dem Zeitpunkt kein politisches Amt, aber er war vorher immerhin schon französischer Ministerpräsident und Außenminister und hatte in diesen Ämtern viele deutsch-französische bzw. europäische Gemeinschaftsprojekte forciert. Anders als viele seiner französischen Landsleute hatte er keine Befürchtungen, dass Deutschland im europäischen Verbund zu mächtig werden würde. Er war ein ausdrücklicher Befürworter einer Europa-Armee – vor allem aus Sorge vor den Entwicklungen in der Sowjetunion. Schuman plädiert in dieser Rede am 5. Januar 1955 auch für das Ziel einer Wiedervereinigung Deutschlands.
2.1.1973 Premier Edward Heath schwärmt von Europa
2.1.1973 | Großbritannien ist jetzt Mitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Der britische Premierminister Edward Heath beschwört die "frische Einheit" in Europa.
15.12.1995 Der "Euro" bekommt seinen Namen
15.12.1995 | Das Geld, mit dem wir heute bezahlen, bekam 1995 seinen Namen. Es war der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel, der den Namen Euro vorgeschlagen hat. Am 15. Dezember verständigen sich auch die Staats- und Regierungschefs der EU auf ihrem Gipfel in Madrid schnell darauf.