Am 30. Juli ist der Internationale Tag der Freundschaft. Auch in der Musikgeschichte gibt es einige Freundschaften, in der Barockzeit zählen Händel und Telemann zu den bekanntesten Beispielen. Diese Brieffreunde verschickten sogar Blumenzwiebeln.
Erste Begegnung in Halle
Händel und Telemann: zwei Komponisten einer aufregenden Zeit. Als die beiden das erste Mal aufeinandertrafen, hätten sie wohl kaum gedacht, dass sie sich ihr ganzes Leben lang begleiten würden.
So war Händel gerade mal sechzehn, als der zwanzigjährige Telemann in Halle Station machte, um den jungen Komponisten spielen zu hören. Dessen erste Oper „Almira“ gefiel Telemann sogar so gut, dass er sie selbst später einmal aufführte.
Ausschnitt aus Händels „Almira“ auf YouTube
Rege Briefffreundschaft im Alter
Händel trug es in den Folgejahren nach Italien und England, Telemann nach Sachsen und schließlich nach Hamburg. Im fortgeschrittenen Alter entwickelte sich dann eine rege Brieffreundschaft zwischen den beiden. Händel schrieb 1750 an seinen langjährigen Freund Telemann:
Korrespondiert wurde natürlich auf Französisch, der Hofsprache des 18. Jahrhunderts. Und auch das formelle „Sie“ lässt den heutigen Hörer aufhorchen, klingt es doch etwas geschwollen.
Kompositionen und Blumenzwiebeln per Post
Die Freundschaft aber steckte voller Leidenschaft für die Musik. So schickte Telemann Händel seine neuesten Kompositionen. Der Weg für die Briefe war nicht ungefährlich, denn die Post musste mit dem Schiff transportiert werden. Der eine lebte in der Weltstadt London, der andere im damals eher beschaulichen Hamburg.
Allerdings schickten sich die Komponisten nicht nur Papier über die Nordsee. Anke Dennert von der Hamburger Telemann-Gesellschaft: „Im Alter haben sich die beiden zunehmend ihrer Gärtner-Leidenschaft zugewendet. Händel hatte in London natürlich bessere Kontakte zu exotischen Blumenzwiebeln, die dann nach Hamburg verschifft wurden.“
Telemann: Ein besonders fleißiger Briefeschreiber
Generell war Telemann nicht nur ein äußerst produktiver Komponist, mehr als 3.000 Werke sind von ihm dokumentiert. Er war wohl darüber hinaus auch ein fleißiger Briefeschreiber, der Korrespondenzen mit vielen Menschen pflegte. Er begriff das Leben – nach dem barocken Motto „Memento Mori“ – als Aufgabe, so viel wie möglich zu bewegen.
Telemann hatte nicht nur Kontakt mit Händel. Johann Mattheson, Johann Georg Pisendel und nicht zuletzt Johann Sebastian Bach sind nur einige Namen der musikalischen Stars des 18. Jahrhunderts, mit denen er sich regelmäßig austauschte.
Seine überlieferten Briefe füllen ganze Bände. 1714 wurde er sogar zum Taufpaten von Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel. War der Mann, der in regem Austausch mit seiner Generation stand, ein guter Freund?
„In tiefer Freundschaft und mit aller Wärme“
Auch heute lässt sich die Idee der Freundschaft in der Kammermusik der beiden Komponisten nachempfinden. Man braucht nur zwei oder drei Personen, um eine ihrer zahlreichen Kompositionen nachzuspielen.
Alternativ können Sie ihren Freuden natürlich auch einen Brief schreiben, ganz wie im 18. Jahrhundert:
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