Werke von Robert Schumann und Antonín Dvořák. Patricia Kopatchinskaja (Violine), SWR Symphonieorchester, Dirigent: Christoph Eschenbach. Livemitschnitt aus der Stuttgarter Liederhalle vom 26. Februar 2021.
Programm
Robert Schumann
Violinkonzert d-Moll
1. Satz: In kräftigem, nicht zu schnellem Tempo
Robert Schumann: Variationen über ein eigenes Thema für Klavier Es-Dur "Geistervariationen" | Tema. Leise, innig (Christoph Eschenbach, Klavier)
2. Satz: Langsam
3. Satz: Lebhaft, doch nicht zu schnell
Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88
1. Satz: Allegro con brio
2. Satz: Adagio
3. Satz: Allegretto grazioso
4. Satz: Allegro ma non troppo
Interpreten
Patricia Kopatchinskaja, Violine
SWR Symphonieorchester
Dirigent: Christoph Eschenbach
Mit einem gewissen Neid bewunderte Johannes Brahms die melodische Erfindungskraft Antonín Dvořáks. Lange Zeit stand dieser sinfonische Meisterkomponist unter dem Verdikt einer böhmischen Folklore. In seiner achten Sinfonie jubiliert das Orchester voll rhythmischer Energetik. Das geht unmittelbar ins Bein: Stillsitzen mag man da nicht. Dennoch dauerte es lange Zeit, bis man die innovative Größe seiner Beschäftigung mit dem klassischen Sinfonieformat erkannte. Derartige Verkennung betraf Robert Schumanns spätes Violinkonzert noch mehr. Dessen virtuose Herausforderungen wurden auf die psychische Erkrankung des Komponisten geschoben. Und der Sohn Joseph Joachims – als Nachlassverwalter des Uraufführungsinterpreten – wollte eine Aufführung des Werkes erst 100 Jahre nach dem Tod des Verfassers erlauben: also 1956.
Warum Christoph Eschenbachs Einschub des Themas aus den "Geistervariationen"?
"Dieses Thema aus dem langsamen Satz [des Schumannschen Violinkonzerts] ähnelt zum Verwechseln jener Melodie, die Schumann kurz vor seinem Zusammenbruch notierte, angeblich wurde sie ihm in der Nacht eingegeben von den Geistern Schuberts und Mendelssohns. Es ist das sogenannte Geisterthema, über das Schumann selbst und dann Brahms "Geistervariationen" schrieben. Hört man den zweiten Satz des Violinkonzerts, begreift man: Das Geisterthema ist ein Echo dieser Melodie; es war also Schumann selbst, von dem die 'Eingebung' kam."
(Aus dem Programmheft)
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Programm
Johannes Brahms: Gesänge für Frauenchor, zwei Hörner und Harfe op. 17
Toshio Hosokawa: Die Lotosblume. Hommage à Robert Schumann, für gemischten Chor und Percussion (2006)
Johannes Brahms: Fest- und Gedenksprüche für achtstimmigen Chor op. 109
Toshio Hosokawa: Ave Maria
Johannes Brahms: Drei Motetten op. 11
Michio Mamiya: Composition for chorus no. 1, für gemischten Chor a cappella (1958)
Toru Takemitsu: Aus Songs: Wings
Interpreten
SWR Vokalensemble, Mariam Fathy (Harfe), Magdalena Ernst (Horn), Yu-Hui Chuang (Horn), Franz Bach (Percussion), Dirigent: Marcus Creed.
"Es tönt ein voller Harfenklang" – Die Gesänge op. 17 haben einen Ton romantischer Empfindsamkeit, wie man ihn bei Brahms nur selten findet. Geradezu heroisch wirken dagegen die virtuosen doppelchörigen Fest- und Gedenksprüche, die Brahms auf Bibeltexte für nationale Feiertage geschrieben hatte. Wie die geistlichen Motetten op. 110, die romantische Weltabgewandtheit mit alttestamentarischer Verzweiflung verbinden, sind auch sie von beeindruckender Dramatik und zeitloser kompositorischer Meisterschaft.
Eingefügt in diese sehr unterschiedlichen Chorwerke von Johannes Brahms sind zwei Kompositionen des japanischen Komponisten Toshio Hosokawa. Es sind Gebete, die Texte aus dem westeuropäischen Kulturkreis mit einem Gesang verbinden, der von ostasiatischen Gebetsritualen inspiriert ist.