Musikstück der Woche

Pietari Inkinen dirigiert Antonín Dvořáks Serenade für Streicher E-Dur op. 22

Stand
Autor/in
Lara Fischer
Künstler/in
Antonín Dvořák

Antonín Dvořák war vermutlich ein sympathischer Zeitgenosse – angenehm unaufgeregt, mit einem Faible für die Natur und einem Händchen für sonnendurchflutete Musik. Das zeigt sich auch in seiner Serenade für Streicher E-Dur op. 22.

Auf dem Boden geblieben

In der Musikgeschichte lassen sich einige aufregende Biografien entdecken. Da gibt es zum Beispiel den umtriebigen Mozart. Igor Strawinsky, dessen Ballett "Le Sacre du Printemps" einen Skandal auslöste oder die Komponistin Ethel Smyth, die Anfang des 20. Jahrhunderts für das Frauenwahlrecht auf die Straße ging. Für Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftler sind solche Lebensläufe wahre Fundgruben für Anekdoten und allerlei Spekulationen.

Daneben gibt es Antonín Dvořák. Seine Vita liest sich etwas unspektakulärer. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb er für die Musikforschung lange Zeit nicht so attraktiv war. Dvořák war eben kein Wunderkind, Draufgänger oder Krawallbruder. Neben der Musik gehörte seine Leidenschaft der Familie, der Natur, den Lokomotiven, Dampfschiffen und seiner Taubenzucht.

Sonnige Aussichten

Dvořák wächst als ganz gewöhnlicher Junge in Böhmen auf. Die Eltern erkennen sein musikalisches Talent und fördern ihn, so gut es geht. Nach seiner musikalischen Ausbildung hält sich Dvořák zunächst als Musiker einer Tanzkapelle über Wasser, etwas später wird er Solo-Bratscher im Theaterorchester. Er heiratet und erhält eine Anstellung an einer privaten Prager Musikschule. 1874 wird er zum Organisten an der Kirche St. Adalbert berufen.

Um das Konto ein wenig aufzubessern, bewirbt sich Dvořák im selben Jahr für ein staatliches Künstlerstipendium des Wiener Unterrichtsministeriums. Über die Stipendiumsverteilung entscheidet eine Jury und in dieser sitzt unter anderem Eduard Hanslick, einer der einflussreichsten und zugleich gefürchtetsten Musikkritiker des 19. Jahrhunderts.

Während sich zahlreiche Komponisten, wie etwa Wagner oder Tschaikowsky, vor Hanslicks spitzer Feder in Acht nehmen müssen, wird der Kritiker bei Dvořák ganz zahm. „In Dvořáks Musik scheint immer die Sonne“, schrieb Hanslick einmal.

Kein Wunder also, dass Dvořák nicht nur einmal den Zuschlag bekommt. Fünf Jahre hintereinander erhält er das Künstlerstipendium. Und in einer seiner Bewerbungsmappen steckt die Serenade für Streichorchester in E-Dur op. 22.

Eine runde Sache

In nur zwölf Tagen soll Dvořák das Werk geschrieben haben. Es steckt voller musikalischer Ideen. Da gibt es zum Beispiel den heiteren bis melancholischen ersten Satz oder den wehmütigen Walzer an zweiter Stelle.

Es folgen noch ein munteres Scherzo und ein Larghetto. Die musikalische Wetterlage? Heiter bis locker bewölkt. Wobei der wehmütige Nebelschleier nie von Dauer ist. Dahinter schimmert immer die Sonne durch – ganz so wie Hanslick es formuliert hat.

Im Finale lässt Dvořák die vier vorausgegangenen Sätze noch einmal Revue passieren. Ganz am Ende erklingt wieder das Thema des Kopfsatzes und der Kreis schließt sich – eine runde Sache.

Pietari Inkinen und die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern

Die Konzertsäle und Sendestudios in Saarbrücken und Kaiserslautern sind die zentralen Orchesterstandorte der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern (DRP). Als Rundfunk-Sinfonieorchester der ARD wird die DRP gemeinsam getragen vom Saarländischen Rundfunk (SR) und vom Südwestrundfunk (SWR). Seit 2017 steht Pietari Inkinen am Dirigentenpult des Orchesters. Daneben ist Inkinen auch Chefdirigent des Japan Philharmonic Orchestra in Tokio sowie Musikdirektor des KBS Symphony Orchestra in Seoul.

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Lara Fischer
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Antonín Dvořák