Musikstück der Woche

François-Xavier Roth dirigiert Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“

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Autor/in
Christiane Peterlein

Beethoven träumt von einem Umzug in die französische Musikmetropole. Als Visitenkarte für einen Neustart in Paris komponierte er seine 3. Sinfonie Es-Dur, die Eroica.

Als Musikstück der Woche gibt es die Sinfonie im Konzertmitschnitt des SWR Symphonieorchester Baden-Baden und Freiburg zu hören, entstanden auf der Japan-Tournee im Februar 2012.

Ticket nach Paris

Ferdinand Ries ist Beethovens Schüler und von seinem Lehrer enttäuscht: Der plant, Wien den Rücken zu kehren und nach Paris abzudampfen – und zwar ohne seinen Meisterschüler! Ries lässt seinen Kummer darüber sogar in die Geschäftskorrespondenz einfließen, die er für den Komponisten führt.

„Beethoven wird nun höchstens noch 1 ½ Jahre hierbleiben. Er geht dann nach Paris, welches mir außerordentlich leid ist. Ich habe ihm zwar im Spaß gesagt, er müßte mich als Schüler und Cassier mitnehmen, ich wünscht, daß im Ernst was daraus käme.“

Von der Donau an die Seine?

Paris ist für Beethoven ein Sehnsuchtsort und von seiner Situation in Wien ist er frustriert: Eine lukrative Festanstellung will sich einfach nicht auftun. Verglichen mit Paris ist die österreichische Hauptstadt klein und die zahlreichen Musikschaffenden stehen im ständigen Konkurrenzkampf um die vergleichsweise wenigen Auftrittsmöglichkeiten. Beethovens Diagnose lautet daher, dass:

„(…) um sein Glück zu machen Paris besser als Wien sey. Wien ist überschüttet mit Leuten, und selbst dem Bessern Verdienst fällt es dadurch hart, sich zu halten.“

Vorausschauendes Komponieren

Beethoven will sich der französischen Musikwelt mit einem breitgefächerten Portfolio vorstellen. Seine virtuose Violinsonate Nr. 9 A-Dur op. 47 widmet er dem französischen Star-Geiger und Konservatoriums-Professor Rodolphe Kreutzer — ein strategischer Schachzug, um Kontakte zur musikalischen Elite Frankreichs zu knüpfen. Und natürlich muss er sich bei einer Umsiedlung nach Paris in der wichtigsten Musikgattung der Stadt behaupten, der Oper. Dafür vertont er das französische Revolutions-Libretto Léonore zu seiner Oper Fidelio.

Und auch bei mehreren Sinfonien, die er um 1803 schreibt, scheint er das französische Publikum im Hinterkopf zu haben.

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Autor/in
Christiane Peterlein