Wovon handeln Oper? In 99 % aller Fälle von der Liebe. Und meistens treffen sich die Geschlechter in guter Übereinstimmung. Aber nicht in allen Werken des Musiktheaters gelangen Valentinsgrüße ans Ziel. Oft scheitert das Begehren.
Es läuft nicht so in der Liebe? In diesen sechs Opern ist man mit seinem Frust nicht alleine:
- „Platée“ von Jean-Philippe Rameau
- „La Rondine“ von Giacomo Puccini
- „The Rake’s Progress“ von Igor Strawinsky
- „Rheingold“ von Richard Wagner
- „Falstaff“ Guiseppe Verdi
- „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss
„Platée“ von Jean-Philippe Rameau: Ausgetrickst
Platée ist echt sauer. Kein Wunder: Blumen hat es zwar gegeben, auch Liebessäuseln, sogar vom obersten der Götter – Jupiter. Aber alles nur, damit seine Gattin Juno eifersüchtig wird. Und dann soll diese auch noch von ihrer Eifersucht geheilt werden, indem sie Jupiters angebliches Objekt der Begierde erblickt: Platée, die hässlichste Nymphe im Teich in Jean-Philippe Rameaus Oper, gesungen von einem Mann.
„La Rondine“ von Giacomo Puccini: Trennung aus Liebe
In Giacomo Puccinis Oper „La Rondine“ („Die Schwalbe“) hat sich der junge Ruggero in die von einem wohlhabenden Bankier ausgehaltene Magda verliebt. Und die lässt sich in Erinnerung an eine gescheiterte Beziehung in ihrer Jugend darauf ein. Dann will er sie heiraten.
Und weil sie so arg verliebt ist, will sie sein Leben nicht zerstören und erklärt ihm: es geht nicht. Sie sei eine Gefallene, nicht gut für seinen Ruf und verlässt ihn – aber mit dem schönsten „Ach“ der Operngeschichte.
„The Rake’s Progress“ von Igor Strawinskys: Mehr Aufmerksamkeit
Geld regiert die Welt. Das weiß auch Tom Rakewell, die Hauptfigur in Igor Strawinskys Oper „The Rake’s Progress“ („Die Karriere eines Wüstlings“). Und in der Welt der Popkultur hat man ein gutes Einkommen, wenn man genug Aufmerksamkeit erzeugt.
Aufsehenerregend ist also die Heirat mit einem Freak aus dem Zirkus, einer Frau mit Bart, „Baba the turk“ genannt. Die glaubt sich von diesem Tom Rakewell wirklich geliebt und flötet ihm beim gemeinsamen Frühstück zu. Den genervten Melancholiker tröstet sie mit verliebten Tönen, erntet aber einen Sitzverweis.
Es folgt Ausrasten und zertrümmertes Geschirr. Der Abgewiesenen stopft man das Wutmaul, indem Tom ihr einfach die Tischdecke über den Kopf zieht. Und wieder wünscht sich Tom, nein keine Liebe, sondern Geld.
„Rheingold“ von Richard Wagner: Liebe nur Spott
Ein haariges, aber liebesbedürftiges Monstrum ist der kleinwüchsige Nibelung Alberich am Beginn der längsten Operngeschichte der Welt, Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“. Das titelgebende Objekt ist reine Sublimation. Denn der Zwerg hat sich ausgerechnet in drei Damen eines Unterwasserballetts verknallt. Und die treiben ihren Spott ganz schön mit ihm, spielen ihm Liebe vor, um ihm dann den Spiegel seiner Hässlichkeit vorzuhalten.
Kein Wunder, dass er dem erotischen Begehren abschwört und ihnen ihr Rheingold-Spielzeug klaut, um daraus den Ring der Macht zu schmieden. Daran soll dann eine ganze Welt zugrunde gehen. Das dauert rund 13 Stunden. Jedenfalls wird Liebe durch Geld sublimiert.
„Falstaff“ von Guiseppe Verdi: Das Geld lockt
Liebe durch Geld sublimieren – das braucht auch der bankrotte, versoffene und fette Ritter Falstaff. Er plant, den Hahnrei zu spielen bei wohlhabenden Damen aus Windsor und sich ins gemachte Nest zu setzen. Und so säuselt er ihnen nicht nur Liebe vor, sondern dass im dicken Kerl noch immer der niedlich schlanke Page des Herzogs von Norfolk steckt, den man kaum von der Bettkante schubsen kann.
Die lustigen Frauen in der englischen Provinz haben nicht nur Humor, sondern sind auch nicht blöd. Sie lassen aus dem Aufgeblasenen die Luft raus, und wer den Schaden am Ende hat, hat auch den Spott. Der Abgewiesene trägt’s in Giuseppe Verdis „Falstaff“ mit Humor.
„Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss: Gegen die Sexgier
Über Humor verfügt auch ein gewisser Ochs von Lerchenau, zumindest in seiner eigenwilligen Form. Nomen est Omen. Dieser stierhafte Dickwanst bespringt in der Oper „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss jedes Dienstmädchen, das ihm in seine glitschigen Hände gerät.
Als armer Landadliger muss auch er zu Geld kommen und beschließt, ein reiches Stadtmädel zu heiraten. Den Liebesgruß als Heiratsantrag soll der gezuckert und gepuderte Rosenkavalier Octavian in Form einer parfümierten, silbernen Rose überreichen. Eine Art Valentinsgruß im Rokoko-Kostüm.
Dieser Blumenkavalier will gerade dem Ochs unerkannt nach einer durch ihn gestörten, ziemlich intensiven Liebesnacht entwischen. Die Orchester-Einleitung der Oper schildert recht eindeutig einen Liebesrausch mit geglücktem Orgasmus. Octavian verkleidet sich also als Dienstmädchen Marianderl und fällt damit exakt in das Beuteschema des Ochs.
Und jetzt wird’s echt kompliziert. Denn der Octavian ist eine Hosenrolle, wird also von einer Frau gesungen, die einen Mann darstellt, der ein verkleidetes Mädchen spielt. Um dem Ochs eins auszuwischen, ihn als Schürzenjäger zu entlarven und entschieden sein Liebeswerben zurückzuweisen, lädt ihn das Marianderl zu einem Tête-à-Tête in ein Wiener Vorstadt-Beisel ein.
Die Frau, die ein Mann ist, der ein Mädchen spielt, gibt sich geziert und lässt sich nicht so recht vom Ochs mit Wein abfüllen, damit er sie in komatösem Zustand mit seiner Liebesglut überwältigen kann.
Mit allerlei Höllenspuk zahlt es das Marianderl dem Sexmonster heim und outet sich am Ende als seinen Rosenkavalier, der jetzt selbst die für den Ochs mit künstlicher Blume angeworbene Braut heiratet. Eine Art lesbische Ehe? Also man weiß es jetzt nicht so genau. Der Ochs jedenfalls hat erst einmal gründlich genug von Heirat, Liebe und vor allem von Blumen aller Art.
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Hosts und Redaktion dieser Folge: Christian Batzlen und Pia Masurczak