Bruckners Besonderheiten

Meisterwerk von Spannung und Lösung: Dirigent Jakub Hrůša über Bruckners Vierte

Stand
Das Interview führte
Malte Hemmerich
Interview mit
Jakub Hrůša

Anton Bruckner war der vielleicht einmaligste Symphoniker der Musikgeschichte. Zum 200. Geburtstag des österreichischen Komponisten sprechen berühmte Dirigentinnen und Dirigenten über besondere Momente in seinen Sinfonien. Nicht mehr losgeslassen hat Jakub Hrůša Bruckners „Romantische“, die 4. Sinfonie.

Eine von Bruckners meistgespielten Sinfonien

Sie gehört zu den meistgespielten Bruckner-Werken: die 4. Sinfonie Es-Dur (WAB 104), auch bekannt unter ihrem Beinamen als die „Romantische“. Bruckner komponiert das Orchesterwerk zwischen Januar und November 1974, die erste Fassung wird allerdings nie zu Bruckners Lebzeiten aufgeführt.

Bruckner überarbeitet die Sinfonie mehrfach: Die erste grundlegende Überarbeitung findet zwischen 1878 und 1880 statt, die letzte zwischen 1887 und 1888.

Einer, den die 4. Sinfonie nicht mehr losgelassen hat, ist der Dirigent Jakub Hrůša. Der Chefdirigent der Bamberger Symphoniker und designierte Nachfolger von Antonio Pappano als Musikdirektor des Royal Opera House in London erinnert sich noch an seine erste Begegnung mit Bruckner.

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Mit den Bambergern hat Hrůša alle drei Fassungen eingespielt

Als kleiner Junge habe er in seiner Heimatstadt Brno erstmals eine Sinfonie des österreichischen Komponisten gehört. Sie habe ihn gleichzeitig fasziniert und frustriert, so Hrůša im Gespräch mit SWR Kultur. Die ständigen Wechsel und Brüche hätten ihn unglaublich provoziert, in der Mitte habe sich dann eine regelrechte Langeweile eingestellt. „Auf einige Sachen muss man warten, und dann ist der Genuss umso größer.“, meint Hrůša heute.

Die 4. Sinfonie begeistert ihn heute besonders. Deshalb hat er sie mit den Bamberger Sinfonikern auch in allen drei Fassungen eingespielt. In Bamberg habe er endlich ein Orchester gefunden, mit dem er seine genauen Vorstellungen umsetzen konnte, wie er Bruckner hören wolltes, so Hrůša

Meisterwerk von Spannung, Erwartung und Lösung

Das Finale der 4. Sinfonie ist Hrůša ein Meisterwerk von Spannung, Erwartung und Lösung. Es entwickelt sich sehr langsam und wird schließlich sehr monumental.

Die Steigerung der Coda sei technisch schwierig. Verschiedene Musiker*innen hätten verschiedene Tendenzen, mit der Musik ans Ziel zu kommen. Diese Spannung auszuhalten und nicht zu früh oder zu spät das Orchester laut werden zu lassen, darin liege die Herausforderung für den Dirigenten.

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Der Saisonauftakt für SWR Symphonieorchester und SWR Vokalensemble steht ganz im Zeichen des 200. Geburtstags von Anton Bruckner. Livestream aus der Stuttgarter Liederhalle am 13. September um 20 Uhr.

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Das Interview führte
Malte Hemmerich
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