„Irgendwann habe ich das Bedürfnis verspürt, diese Geschichte zu vertonen“, sagt der ukrainische Komponist Evgeni Orkin. Sein Oratorium „Annes Passion“ nach Texten von Anne Frank bringen der Akademische Chor der Universität Tübingen und die Württembergische Philharmonie Reutlingen am 30. Januar 2025 in der Stiftskirche Tübingen zur Uraufführung.
Die berühmten Tagebücher von Anne Frank, die im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen ums Leben kam, bilden die Grundlage für das Oratorium, erzählt der Komponist im Gespräch mit SWR Kultur.
Als Kind habe er sich nicht viel mit dem Schicksal von Frank oder dem Holocaust befasst, so Orkin, der selbst jüdischen Glaubens ist. Die intensive Auseinandersetzung mit der Schoah habe für ihn erst später begonnen.
Ersteinspielung von „Annes Passion“ (2022)
Authentisches Zeugnis einer Pubertierenden
Was ihn in seiner Beschäftigung mit Anne Frank besonders interessiert habe, war das authentische Zeugnis einer pubertierenden jungen Frau, die gezwungen ist, mit ihren Eltern auf engstem Raum im Versteck zu leben.

Zwei Jahre verbargen sich die Familien Frank und van Pels (in Annes Tagebüchern als „Van Daan“ umschrieben) im Hinterhaus des Hauses Prinsengracht 263 in Amsterdam. Die Art und Weise, wie Annes Empfindungen durch die Tagebücher überliefert sind, seien einmalig, so Orkin.
Erinnerung an das Schicksal der Holocaust-Opfer
Anne Franks Geschichte in Form eines Oratoriums zu erzählen, war Evgeni Orkin wichtig. Er habe sich bei Bach orientiert, sein konkretes Vorbild allerdings in den Oratorien von Mendelssohn gefunden.
Wie Orkin sein Oratorium verstanden wissen will? In erster Linie wolle er an das Schicksal von Anne Frank und ihrer Familie, aber auch an alle Menschen erinnern, die den Holocaust in Angst erleben mussten. Musik, so der Komponist, treffe direkt die Gemüter der Menschen.
Uraufführung von Evgeni Orkins Oratorium „Annes Passion“ im Livestream am 30. Januar 2025 um 20.00 Uhr aus der Stiftskirche Tübingen
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