Donaueschinger Musiktage 2000 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2000: "Nürhauffügur"

Stand
Autor/in
Michael Bach Bachtischa

Notationen und Röhrstücke

Die Röhrenstücke sind live-elektronische Konzeptionen für Röhren und Tontechnik. Sie stehen in Verbindung zur Klanginstallation Vertonung von Renate Hoffleit, deren Steinröhren Verwendung finden können. Die Notationen sind niedergeschriebene Vorgaben für die Interpreten.

Sieben Röhren werden auf sieben verschiedene Töne gestimmt, jeweils paarweise mittels Mikrofonen abgehört und verstärkt, während die Notationen für Instrumente oder Stimmen solistisch oder im Duo auf geführt werden.

Zunächst werden die Röhrentöne und deren Obertonspektrum intoniert. Sodann erklingen Intervalle, deren Differenztöne den Röhrentönen entsprechen. Zudem werden diese Röhrentöne durch Glissandi "gestreift" und somit kurz zum Mitschwingen angeregt. Die Notationen für Stimmen verzichten naturgemäß auf Intervalle und verwenden stattdessen Zischlaute, die als modifiziertes "Weißes Rauschen" die Röhrenfrequenzen mitenthalten und sie resonieren lassen. Zuletzt treten zwei Rörentöne (b' und h') miteinander in Beziehung, so dass wiederum deren Differenzton, das Subkontra A, ertönt.

Die Notationen sind mit Röhrenstücken folgendermaßen kombinierbar: Musiker, Publikum und Lautsprecher befinden sich im selben Raum. Bei dieser Version vermischen sich Instrumentalklang beziehungsweise Gesang mit den über Lautsprecher verstärkten Röhrenklängen und der Raumakustik solchermaßen, dass mitunter Feedback-Erscheinungen auftreten. Befinden sich Musiker und Lautsprecher in jeweils getrennten Räumen, ist entweder der Originalklang von Instrument/Stimme oder der durch die Röhren gefilterte und elektronisch übertragene Klang hörbar. Insoweit ist auch die 3. Aufführungsmöglichkeit denkbar, die Notationen solo, also ohne die Röhrenstücke.

Situation in Donaueschingen:

- Die 5 Röhren werden nicht gestimmt, sondern vor den jeweiligen Aufführungen wild verstimmt.
- Die Röhren erklingen nicht paarweise, sondern immer alle gleichzeitig.
- Der Cellist intoniert keine Röhrentöne oder deren Obertöne.
- Auch werden keine spezifischen Differenztöne angespielt.
- NURHAUFFÜGUR besteht ausschließlich aus Gleitklängen und Bogenrauschen.
- Spieler, Publikum und Lautsprecher befinden sich zwar im selben Raum, die Röhrenaufnahme wird jedoch zeitversetzt wiedergegeben.
- Zu jeder erneuten Aufführung addieren sich die Klangaufzeichnungen der vorangegangenen Aufführungen.

Stand
Autor/in
Michael Bach Bachtischa