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Hörbare Seelenverwandtschaft: Bertrand Chamayou spielt Satie und Cage

Stand
Autor/in
Susanne Benda
Susanne Benda - blondes kurzes Haar, weißes T-Shirt und eine Halskette mit Anhänger
Onlinefassung
Dominic Konrad
Künstler/in
Bertrans Chamayou

Der Pianist Bertrand Chamayou dürfte vielen vor allem als Lieblings-Begleiter von Sol Gabetta bekannt sein, er hat aber auch sämtliche Klavierwerke von Maurice Ravel und Camille Saint-Saens‘ Klavierkonzerte aufgenommen. Auf seiner neuen Solo-CD bringt er nun Erik Satie und John Cage zusammen. Es ist Musik, die aus der Stille kommt und fasziniert.

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Bertrand Chamayou stellt Satie und Cage gegenüber

Ist es Erik Satie? Oder nein. Da ist zwar der Dreiertakt, da ist der Wechsel zwischen Basston und gehaltenem Akkord in der linken Hand, aber aus Saties schlichtem Wechsel zwischen G-Dur und D-Dur werden jetzt vier Akkorde. Auf der CD gibt es sie beide, John Cages „All Sides of the Small Stone“ ...

... und Erik Saties Original, seine erste „Gymnopédie“.

Bertrand Chamayou hat auf seiner neuen Solo-CD nicht nur Stücke von Satie aufgenommen, darunter einige der viel gespielten „Gymnopédies“ und „Gnossiennes“, sondern er stellt sie Klavierwerken von John Cage gegenüber. 

Hörbare Seelenverwandtschaft

Die Idee, Cage und Satie zusammenzubringen, ist überzeugend. Nicht nur, weil Cage ein großer Bewunderer Saties war, sondern auch, weil die Seelenverwandtschaft hörbar ist. Beiden Komponisten geht es um die Spannung zwischen Klang und Stille.

Und beide, schreibt Chamayou im Booklet zur CD, hätten letztendlich ja Konzeptkunst geschaffen, also Werke, die mehr von ihrer Idee leben als von ihrem künstlerischen Inhalt. Tatsächlich ist auch eine musikalische Nähe zwischen Satie und Cage hörbar.

Verwandtschaft zeigt sich in Tanzformen 

„All Sides of the Small Stone“ heißt dieses Stück, das sich in einem Notenordner des Komponisten James Tenney fand. Tenney war mit John Cage befreundet, und das Stück wird heute Cage zugeschrieben. Seine Vorlage ist Saties erste „Gymnopédie“.Die schlichten Melodien und wiederholten Begleitfiguren dreht und wendet Cage hier hin und her wie einen kleinen Stein, der so auf neue Weise zu glitzern beginnt.

Die Verwandtschaft zwischen Cage und Satie zeigt sich auch in ihrem Spiel mit Tanzformen. So beginnt Erik Saties „Tango perpetuel“:

Und so nehmen die ersten Takte von John Cages „Perpetual Tango“ Saties unendlichen Tango auseinander:

Zum Schluss ein Stück von James Tenney

So lebhaft geht es auf dieser CD allerdings selten zu. Auf „Letter(s) to Erik Satie“ gestaltet Bertrand Chamayou die stillen, reduzierten Klänge von Cage und Satie mit viel Ruhe und ohne aufgesetzte Attitüden.

Bis am Ende noch Cages Freund James Tenney ein bisschen Wirbel ins überwiegend kontemplative Spiel bringt – auch mit Hilfe eines präparierten Klaviers. Tenneys „3 Pages in the Shape of a Pear“ („Drei Seiten in Birnenform“) sind Erik Satie gewidmet.

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