„Alien Pop Music“ ist Musik für Außenseiter, für die, die sich auf dem Planeten fremd und seltsam fühlen – so beschreibt Sänger Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten den von ihm geprägten Begriff für das neue Album „Rampen“ (apm: alien pop music). “Rampen“ ist ein Werk der Klangkunst: Man muss sich auf eine akustische Erfahrung einlassen und sich in das komplexe Universum der Einstürzenden Neubauten begeben.
Geburtsstunde der „Einstürzende Neubauten“: Erster April 1980
Erster April 1980. Blixa Bargeld gründet mit ein paar Freunden die „Einstürzende Neubauten“. Sie fangen mit Improvisation auf der Bühne an, sie experimentieren, schaffen pure Avantgarde zwischen Ambient, Punk und Industrial. Der Philosoph Descartes sagte: „Ich denke, also bin ich“. Für Blixa Bargeld gilt: „Ich denke, also mache ich Musik“:
“Rampen“ – Wie aus Improvisationen Songs werden
Avantgarde als Musik für die, die in kein Schema passen. Mit dem neuen Album „Rampen (apm: alien pop music)“, wollen sie sich in ein Parallelenuniversum begeben: Dort wo Außenseiter ihren Platz finden können:
Als „Rampen“ bezeichnen Die Einstürzende Neubauten Improvisationsstücke bei ihren Live-Konzerten. Daraus sind im Laufe der Jahre immer wieder neue Songs hervorgegangen, aber nie ein ganzes Album, wie dieses Mal. Diese „Rampen“ entstanden tatsächlich während der letzten Tour 2022 zum Album „Alles in Allem“.
Texte legen falsche Fährten
Die Band war immer experimentierfreudig, avantgardistisch und unkonventionell. Das gilt auch für ihre Texte: lyrisch, fragmentarisch, teilweise bewusst kryptisch und irreführend. „Die Irreführung ist nicht für die bestimmt, die das verstehen können, was ich da singe“, sagt Blixa Bargeld. “Die Irreführung ist für die anderen bestimmt. Ich gebe Hinweise in die falsche Richtung, und das mache ich absichtlich.“
Das Album zeigt/ist eine Palette an vielseitigen Klängen: laut und leise, Flüstern und Grollen, Musikinstrumente, Bohrhammer und Krach-Eruptionen. In „Rampen“ koexistieren akustische Gegensätze, die ein komplexes Universum bilden: das der Einstürzenden Neubauten.
„Rampen“ ist ein Werk der Klangkunst
„Pestalozzi“ ist beispielweise eins dieser Lieder, das hypnotisiert, mit dem wiederholten Klang eines Triangels der das Gehirn durchdringt. Ein durchgetaktetes Tempo mit eher rockigen Gitarren kennzeichnet „Besser Isses“. Der ruhige Titel „Trilobiten“ klingt nach Singer/Songwriter und „Everything will be fine“ wie ein teuflisches und verspieltes Gedicht. Ganz anders dagegen „Es könnte sein“: Bargeld flüstert uns ins Ohr bis dieses Flüstern in ein lautes Mantra aufbricht, das sich in einer rhythmischen Schleife wiederholt:
“Rampen“ ist ein Werk der Klangkunst: Man muss sich auf eine sinnliche und akustische Erfahrung einlassen. In all den Jahren haben die Einstürzende Neubauten gelernt, wie Akrobaten sich auf einem Klang-Seil zu bewegen und dabei immer die Balance zu halten.
„Wie lange noch?“ war die Frage im Aufmacher-Song von „Rampen“. Das neue Album von den Eistürzenden Neubauten gibt eine Antwort darauf: Noch sehr lange.
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