Nach ihrem Solo-Piano-Album Transparence, präsentiert die Westschweizer Jazzpianistin Marie Kruttli, nun das Trio-Album „Scoria“, zusammen mit dem Bassisten Lukas Traxel und dem Schlagzeuger Gautier Garrigue. Frisch, kühn und inspirierend erkundet das Trio alle möglichen Aspekte des Zusammenspiels, meint unser Jazzkritiker Niklas Wandt.
„Balthazard“ aus dem Album „Scoria“ vom Marie Kruttli Trio
Album-Tipp Jazz Nostalgischer Swing frisch komponiert: „What A Day!“ von Snorre Kirk
Count Basie oder Duke Ellington sind große Vorbilder für den norwegischen Schlagzeuger und Komponisten Snorre Kirk. Aber er beschränkt sich nicht auf Interpretationen älterer Stücke. Er schreibt eigene Musik, die so klingt als sei sie aus der Swing-Ära. Für das aktuelle Album „What A Day!“ hat er sogar extra ein Quartett gegründet bestehend aus Kontrabass, Saxophon, Piano und Schlagzeug.
Die Aufnahme kommt völlig ohne elektrische Hilfsmittel aus: Die Musiker benutzten akustische Instrumente und formierten sich in einem Kopenhagener Studio wie zu einer Jam-Session. Mit dieser Klangfarbe rückt Snorre Kirk ganz nah an den Sound seiner Idole heran. Auch die Aufnahmetechnik per Tonband ist eine Reminiszenz an frühere Zeiten.
Album-Tipp Jazz Gegen die Welt im Stillstand: „Stimmen“ vom Eva Klesse Quartett
Aufmerksames Zuhören – eine Qualität, die man nicht genug schätzen kann. Denn beim Zuhören geht es darum, sich für einen Moment zurückzunehmen und anderen den Vortritt zu lassen. So entsteht ein Raum der Begegnung, der einen selbst weiterbringt. Dem Zuhören hat das Eva Klesse Quartett deshalb mit „Stimmen" ein sozialkritisches Konzeptalbum gewidmet, das auch die Hörerinnen und Hörer herausfordern soll, sich zu positionieren oder sogar zu engagieren.
Das Album sammelt Geschichten von Menschen, die aufstehen gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheiten auf der Welt – von Ägypten über Russland bis nach Südamerika. Und deren Botschaft gehört werden will. Es ist das erste Mal, dass das Eva Klesse Quartett nicht rein instrumental zusammenfindet. Vielmehr setzt es lyrische Vertonungen, Originalzitate, selbst geführte Interviews und politische Statements kunstvoll in Szene. Und bringt damit seine Hoffnung zum Ausdruck, dass es jenseits aller Kriege, Katastrophen und Ungerechtigkeiten immer Menschen geben wird, die uns inspirieren und uns ein Vorbild sein können.
Album-Tipp Jazz „Mighty Vertebrate” - Anna Butterss
Ihre Eltern haben ihr zu verstehen gegeben, wenn du ein Instrument spielst, dann aber richtig. Das hat sich die australische Jazzmusikerin Anna Butterss zu Herzen genommen: sie spielt ihren mächtigen Bass in allen Lagen und schafft den Spagat zwischen Popmusik, Indie-Rock, Elektronik und Jazz.
Mit ihrem neuen Album „Mighty Vertebrate“ will die Kontrabassistin und Komponistin überraschen und anregen, Hörgewohnheiten zu hinterfragen, indem sie bekanntes anders klingen lässt. Wobei die 33-Jährige einmal mehr beweist, wie experimentierfreudig sie dabei ist.