Lisa Fittko ist vor allem bekannt, da sie Walter Benjamin auf der Flucht vor den Nazis durch die Pyrenäen geführt hat. Dass sie viel mehr war, nämlich auch Widerstandskämpferin, Fluchthelferin, Kommunistin und Jüdin, das erzählt die neue Biographie von Eva Weissweiler.
Es gibt diese eine Episode aus Lisa Fittkos Leben, die sie berühmt gemacht hat. Walter Benjamin und seine schwarze Aktentasche, die sie nach Spanien geführt hat. Lisa Fittko beschreibt sie selbst mehrmals in ihren Büchern. So ganz traut ihre Biographin Eva Weissweiler der Erzählung aber nicht.
Lisa Fittko hätte eine eigene Netflix-Serie über ihr Leben verdient
Vielleicht erzählt Fittko ja deshalb so nachlässig, weil sie selbst nicht glücklich darüber war, vor allem als Retterin von Walter Benjamin in Erinnerung zu bleiben. Denn ohne Frage hätte Lisa Fittko eine eigene Netflix-Serie über ihr Leben verdient. 1909 in der heutigen Ukraine in eine jüdische Familie geboren, lebt sie in Budapest, Wien und Berlin. Wird dort Kommunistin und strenggläubiges Parteimitglied, nimmt in der Weimarer Republik an Straßenschlachten teil.
Leben als politische Aufgabe
1933 geht sie in den Untergrund, flieht nach Amsterdam, Paris und schließlich nach Südfrankreich. Zusammen mit ihrem Mann Hans immer im Widerstand gegen die Nazis. Ein Leben, in dem sich die Geschichte des frühen 20. Jahrhunderts wie in einem Brennglas bündelt. Auch wenn Lisa Fittko diese Beschreibung vermutlich nicht gefallen hätte. Für Fittko war Leben kein Schicksal, sondern eine politische Aufgabe.
Ehrung mit Bundesverdienstkreuz
Für die Fluchthilfe und ihren Widerstand gegen die Nazis wurde Fittko spät mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Was sie zum Anlass nahm, den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker sanft zu kritisieren. Es sei endlich an der Zeit, auch die Rolle der anderen, weniger bekannten Widerständler anzuerkennen, schreibt sie ihm in einem Brief. So richtig nah kommt uns Lisa Fittko in der Biographie von Eva Weissweiler leider nur selten. Vielleicht, weil sie sich sehr auf Fittkos eigene Erzählungen stützt, die weniger persönliches als politisches Vermächtnis sind. Die Strapazen, die Angst und den Stress, der ihr Leben im Widerstand bestimmt haben muss, darüber kann Weissweiler nur spekulieren.
Dank des großen Netzwerks gelingt die die Flucht aus Frankreich
Mit Glück und dank ihres großen Netzwerks gelingt den Fittkos die Flucht aus Frankreich. Den Faschismus überstehen sie auf Kuba, ausgebrannt von mehr als zehn Jahren im Widerstand.
In den 50er-Jahren wandert Lisa Fittko mit ihrem Mann in die USA aus. Ihr Bruder, ihre Eltern und ein Teil der Verwandtschaft überstehen Holocaust und Krieg wie durch ein, eigentlich viele Wunder. Bis ins hohe Alter bleibt sie ein durch und durch politischer Mensch. Nach allem, was man bei Eva Weissweiler lesen kann, würde Lisa Fittko ihr Leben wohl als gelungen betrachten.
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