Porträt

Die albanische Jazzsängerin Elina Duni

Stand
Autor/in
Julia Neupert
Künstler/in
Elina Duli

Albanisch, französisch, italienisch, englisch und deutsch: Sie spricht fünf Sprachen fließend und singt sogar in zwölf. Elina Duni ist eine polyglotte Künstlerin. Heimat ist für sie ihre Stimme, sagt sie – und erzählt in Liedern oft von Abschieden, Veränderungen und Erinnerungen. „A Time to Remember“ heißt ihr aktuelles Duo-Programm mit dem britischen Gitarristen Rob Luft. Am 15. September sind die beiden beim Jazzfestival Freiburg zu Gast. Julia Neupert mit einem Porträt der albanisch-schweizerischen Jazzsängerin.

In Albanien [...] ist so eine Kultur, wo man einfach mit Familie oder mit Freunde trifft. Und man isst etwas und trinkt ein bisschen Rakia, und man fängt an zu singen.

Repression in stalinistischer Diktatur

Es klingt ein bisschen nach Klischee – aber Elina Duni bestätigt es: Die Vokaltraditionen der Balkanländer sind tatsächlich „gelebter“ als hierzulande. Auch in Albanien, der Heimat der Sängerin. Bis 1990 eine stalinistische Diktatur, mit einer kulturpolitischen Ideologie, die alles nicht-Albanische untersagt hat.

Dort waren italienische oder englische Musik, Jazz und Rock verboten, erzählt Duni, es drohten Gefängnisstrafen. Dennoch wurde versteckt die Musik gehört, ihre Mutter hört zum Beispiel Adriano Celentano, Gianni Morandi oder Lucio Battisti.

Und mein Vater, der auch aus einer Region kommt, wo alle Griechisch gesprochen haben, es ist so wie eine griechische Minorität im Südalbanien, hat auch nur griechische Lieder gehört Ich erinnere mich viel an klassische Musik und einfach Kinderschlager, so Volksmusik, war fast nicht existent für mich. Ich habe es fast nichts gekannt, wenn ich ein Kind war.

Jazz als Lebenshaltung

Für sich entdeckt hat Elina Duni die alten Lieder und Tänze erst viel später, als sie Jazz in Bern studiert hat und schon lange weg war aus Albanien. Nach dem Zusammenbruch des Regimes ist sie mit ihrer Mutter von Albanien in die Schweiz gezogen.

Elina Duni war damals 11, es war keine leichte Zeit für sie. Musik gab ihr damals Trost und Halt. Jazz wurde zu ihrer Lebenshaltung

A Time To Remember - Elina Duni & Rob Luft, feat. Matthieu Michel, Fred Thomas

Freiheit im Jazz

Für mich ist Jazz sowie ein Haus, wo alle willkommen sind, und die Freiheit, das man kann sich nehmen mit der Musik ist für mich auch Jazz.

Stilistische Gastfreundschaft und Gestaltungsfreiheit – das mag sie an dieser Musik. Als Jazzsängerin fühlt sie sich hier – und eben nicht in Folk oder Pop – zuhause; auch, weil diese Musik ihrer Meinung nach ohne Pathos auskommt. Es seien hier oft die kleinen Nuancen, auf die es ankommt, nicht die großen Gesten. 

Sie selbst setzt ihre dunkle, warme Stimme lieber zurückhaltend ein, auch wenn es in ihren Liedern und Songs oft um die ganz großen Gefühle geht. Schmerz, Trauer, Abschied. Kunst, meint sie, braucht eine gewisse Distanz – und Interpretationsfreiheit für das Publikum.

Stand
Autor/in
Julia Neupert
Künstler/in
Elina Duli