1984 erschien mit „Schwarz auf Weiß“ das letzte reguläre Album der deutschen Rockband Spliff. Zum 40. Jahrestag wird jetzt ihr Gesamtwerk neu veröffentlicht, erstmals auch komplett zum Streamen. Ihr größter Hit „Carbonara“ ist bis heute ein Ohrwurm. Allerdings war die Band damals nicht glücklich über diesen Erfolg, denn man sei wegen des Textes fälschlicherweise der „lustigen“ Fraktion der Neuen Deutschen Welle zugeordnet worden, erinnert sich Schlagzeuger und Sänger Herwig Mitteregger im Gespräch mit SWR Kultur.
Durchbruch mit dem Album „85 555“
Die vier Musiker von Spliff gehörten zuvor zur Nina Hagen Band. 1980 veröffentlichten sie die noch englischsprachige Rockrevue „The Spliff Radio Show“. Mit dem Durchbruchsalbum „85 555“ wechselte die Band zu intelligenten, teils witzigen, teils sarkastischen oder auch sozialkritischen Texten („Die Maurer“, „Computer sind doof“, „Herr Kennedy“).
Spliff war von Anfang an demokratisch, es gab nicht den einen Frontmann, erzählt Mitteregger: „Alle sollten singen und kompositorisch arbeiten dürfen, und das haben wir dann auch gemacht, der eine mehr, der andere weniger“.
Auflösung der Band 1985
Spliff war trotz des Erfolgs keine langlebige Band: nach vier, beziehungsweise wenn man die internationale Ausgabe von „85 555“ mitzählt, fünf Alben, trennten sich die vier Musiker Anfang 1985. Es gab – ungewöhnlich im Musikgeschäft – nie wieder eine Neuauflage, und mit dem Tod von Bassist Manne Präker im Jahr 2012 waren etwaige Reunionsgedanken ohnehin verflogen.
Bewunderung bis heute
Mitteregger hatte als Solokünstler einige Erfolge, etwa den Radiohit „Immer mehr“, produzierte andere Künstler und lebte dann viele Jahre in Spanien, bevor er mit seiner Familie nach Hamburg umzog. Mitteregger, inzwischen 71, mag die Spliff-Alben bis heute und denkt gerne an seine alte Band zurück, auch wenn die Arbeit immer sehr herausfordernd gewesen sei.
Deutsche Rockgeschichte bei SWR Kultur
Erklär mir Pop „Won‘t forget these days“ - Fury in the Slaughterhouse
Spätestens seit der Fußball WM 2006 kennen viele Menschen diesen Titel. Er eignet sich perfekt zur Hymne für besondere Ereignisse. Die Band „Fury in the Slaughterhouse“ hatte ihre große Zeit Anfang der 90er Jahre, als die Neue Deutsche Welle zu Ende ging. Die Musiker aus Hannover landeten mit diesem Ohrwurm auf ihrem zweiten Album ihren größten Hit.
Ganz in der Tradition des Indiepop aus Großbritannien und USA wurden sie im Ausland oft gar nicht als deutsche Band wahrgenommen. Vielmehr feierte man sie in Kanada als Nachfolger von U2. Mit „Won‘t forget these days“ bekennen sie sich zu ihren Anfängen und zu dem Weg, den sie eingeschlagen haben. Die „Furys“, wie sie sich selbst nennen, gehen zwar seit 2008 getrennte Wege, haben aber immerhin danach noch zwei Alben produziert.
Zeitwort 02.09.1982: Hubert Kahs „Sternenhimmel“ erscheint
Die „Neue Deutsche Welle“ war das einzige nennenswerte Pop-Ereignis in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Heute sind doch die einstigen Hits vor allem als Bierzelt- und Ballermann-Musik bekannt.
Erklär mir Pop „Macht nichts“, Annette Humpe
Sie hat die Neue Deutsche Welle stilistisch wesentlich mitgeprägt und feierte mit den „Neonbabies“ und „Ideal“ große Erfolge. Nachdem sich „Ideal“ 1983 aufgelöst hatte, etablierte sich Annette Humpe als Produzentin. Sie arbeitete zusammen mit Lucie Lectric, Rio Reiser und „Die Prinzen“ und als Songwriterin mit Nena und Udo Lindenberg. Typisch für ihre Texte ist eine unterschwellige Melancholie. So auch im Song „Macht nichts“, den Humpe im Jahr 1990 auf ihrem Album „Solo“ veröffentlichte. Das Album floppte und bedeutete den Wendepunkt in der Karriere der heute 70-jährigen Künstlerin.