SWR-Literaturchef Frank Hertweck packt jedes Jahr kurz vor der Preisverleihung eine Jutetasche mit möglichen Gewinnern – doch bisher hatte er immer die falschen dabei.
Die Entscheidung für Han Kang findet Hertweck aber vollkommen nachvollziehbar und berechtigt. Sie sei eine großartige Erzählerin, deren Sprache durch Einfachheit umso mehr Wirkung erziele.
In Büchern wie „Die Vegetarierin“ gehe es meist um körperliche Erfahrungen, der Körper werde praktisch zum Schauplatz gesellschaftlicher Traumata. Dass Salman Rushdie seit vielen Jahren leer ausgeht, findet Hertweck bedauerlich.
Rushdie habe alles, worum es beim Literaturnobelpreis gehe: „Er steht für Meinungsfreiheit, als Migrant außerdem für die zentrale Figur des 20. und 21. Jahrhunderts, und großartig schreiben kann er auch noch.“