„Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens“ – so heißen die Memoiren von Franz Simon Meyer (1799-1871). Meyer lebte in Rastatt und führte eine Bank in Baden-Baden. Die Badische Revolution erlebte er hautnah mit und musste sich zeitweise sogar vor den Revolutionären verstecken.
Katharina Borchardt spricht im Stadtarchiv Baden-Baden, wo Meyers handschriftlicher Lebensbericht liegt, mit Archivarin Dagmar Rumpf. Und sie unterhält sich mit dem Herausgeber Sebastian Diziol.
Lange schlummerte er im Stadtarchiv von Baden-Baden: der umfangreiche Lebensbericht des Rastatter Handelsmanns Franz Simon Meyer (1799-1871). Um 1830 eröffnete er die erste Bank in Baden-Baden.
An Geld mangelte es Meyer wahrlich nicht. Private Schicksalsschläge aber blieben ihm nicht erspart. Kurz nacheinander starben seine Frau, seine Tochter und seine Eltern. Meyer heiratete erneut. In späten Jahren plagten ihn Depressionen. Auch davon berichtet er.
Neben umfangreichen Reiseberichten – er besuchte Italien, Frankreich und England – verfasste Franz Simon Meyer ab 1822 alljährlich einen privaten Jahresbericht, in dem er auch Politik und Wirtschaft in der Region kommentierte. Besonders gefährlich wurde es für ihn im Jahr 1848, als es die Badischen Revolutionäre auch auf ihn, den Rastatter Besitzbürger, abgesehen hatten.
„Am Oster Montag wurde Freiburg mit Kanonen beschossen und im Sturm genommen. Man schoß mit Kartätschen in den Strassen der Stadt und mein Vetter Doctor Louis Waencker wurde, als er eben von einem Kranken Besuche in seine Hausthüre treten wollte, von einer Kugel niedergestreckt und in sein Haus getragen. Glücklicher Weise war die Wunde nicht tödlich. Die Einwohner hatten sich meistens in die Keller geflüchtet und für alle wird das Osterfest 1848 unvergesslich bleiben.“
(Franz Simon Meyer: „Die ganze Geschichte meines gleichgültigen Lebens“)
Zahlreiche Bilder, Briefe und Zeitungsartikel vervollständigen Meyers Memoiren, die nun in drei prachtvoll gestalteten Bänden vorliegen.